Ein Name, den man sich merken sollte

Niederstetten. Blame Sally? Wofür Sally denn tadeln nach diesem tadellosen Konzert im "Kult"? Für ihre Kunstfertigkeit in Sachen Countrymusik? Für eine Reise in die Weiten des amerikanischen Folk-Rock? Nein. Man sollte sich einfach den Namen der Band merken.

"Blame Sally" ist gerade auf Konzertreise in Deutschland. Neben Stuttgart, Magdeburg und Hamburg kommt dank des Kulturamts auch Niederstetten in den Genuss der kalifornischen Künstlerinnen. Pam Delgado, Renee Harcourt, Jeri Jones und Monica Pasqual sind die vier "middle aged female rockers" (Rockmusikerinnen mittleren Alters), die dem Jugendwahn im Musikbusiness eine reife Leistung entgegensetzen.

Dallas hat seine "Dixie Chicks", San Francisco hat "Blame Sally". Nur: Diese Damen sind vielseitiger. Das Songwriter-Quartett schöpft sein reichhaltiges Repertoire aus dem Besten von Blues, Country, Folk und TexMex und würzt es mit ungewöhnlich erzählten bzw. gesungenen Geschichten. So ist zum Beispiel der Text von "A hammer and a nail" inspiriert von einer Lesung des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. Daneben interpretieren sie Klassiker wie "La Llorona", zollen Jimi Hendrix einen umwerfenden Tribut oder machen ihr "Hurricane" zu einer mitreißenden Session.

Die Frauen von Blame Sally plus Rob Strom am Bass sind auf der Bühne und, dank Georg Visser am Mischpult, auch im Saal deutlich präsenter als Wochen vorher noch die Frauenband "Uncle Earl", die im "Kult" mehr die leisen Töne anstimmte.

Blame Sally klingt eher rau denn romantisch, wirkt auch in ruhigen Passagen leidenschaftlich und emotional. Man denkt an Steve Earle, Tom Petty, Emmylou Harris, Crosby, Stills, Nash and Young oder die Byrds. Alles wirkt authentisch, ungekünstelt, ohne Längen. Nichts Oberflächliches, sondern Songs mit Tiefgang. Blame Sally bringt Alternative Country, auch Americana genannt, auf den Punkt und verdient sich damit einen Platz in der Musiksammlung. Wer das Konzert versäumt hat, dem kann man nur einen Satz der Songwriterin Mare Wakefield mit auf den Weg geben: "Don't blame us if you're the last on your block to check out Blame Sally."