Hollenbach. Ein Leichtgewicht ist sie nicht. Drei Tonnen bringt die kleine Stephanuskirche auf die Waage. Die ersten Skizzen für den Bau im Maßstab eins zu zehn fertigte Otto Rumm vor gut zwei Jahren. "Das schöne Fachwerk hat mir imponiert", erklärt der Zimmermeister seinen Wunsch, die Pfarrkirche in Hollenbach nachzubauen.
Die Chance genutzt
Den Entschluss fasste er schon vor über 25 Jahren. Als die Kirche 1984 außen renoviert wurde, nutzte der Zimmermeister das Baugerüst. "Sämtliche Maße habe ich aufgenommen", erzählt Otto Rumm. Was er damals zu Papier brachte, verschwand in der Schublade.
Erst 2009 als Rentner holte er die Liste mit den Baumaßen der Stephanuskirche wieder hervor. "Auch im Alter muss man noch was machen", versichert Rumm, der an seinem Bauwerk 1000 Stunden schaffte. So mischte er für sein Kirchlein gut 1,5 Kubikmeter Beton mit der Hand am Arm an, um damit die handgemachte Form auszugießen. Denn anders als das gemauerte Original ist die kleine Schwester aus Beton.
Verkünstelt
Der Zimmermeister verkünstelte sich sogar am Kreuzgewölbe. Der Dachstuhl, der sich in der Pfarrkirche über das 26 Meter lange Kirchenschiff spannt, ist für den Zimmermann ein Meisterstück. "Die Schiftung ist eine Kunst für sich", fachsimpelt Otto Rumm über die Handwerkstechnik, mit der das Dachtragwerk hergestellt wurde.
Diese Handwerkskunst ist auch an seinem Nachbau zu bestaunen. 100-jähriges Eichenholz hat er verwendet. "Fast jeder Balken und jeder Sparren ist unterschiedlich lang", erklärt er die komplexe Konstruktion des Dachstuhls. Nägel sucht man vergebens, denn alles ist verzapft. Handgemacht sind die 800 Zapfen und 380 Dübel, so genannte Dollen, die das Tragwerk zusammenhalten. "Die Zapfen habe ich mit der Kappsäge zugeschnitten", erzählt der Zimmermeister.
Fingerspitzengefühl
Nicht nur dazu brauchte es viel Fingerspitzengefühl. Ein akribisches Geschäft waren auch die Löcher für die Zapfen. Hierfür griff er zur Bohrmaschine. Die Kuppel des über drei Meter hohen Kirchturms fertigte Otto Rumm aus einem Stück Eichenholz.
Die Zimmermannshände forderte auch der filigrane Innenausbau. Wie Möbel aus der Puppenstube sind die Kirchenbänke. Die Empore und die Kanzel verlangten Feinarbeit. Die Kirchturmuhr geht auf die Sekunde genau. Der Kirchturm bekam einen Glockenstuhl.
Kinder staunen
Nicht nur, dass darin Glocken geläutet werden können, lässt die Kindergartenkinder staunen. Sie besuchen mit Hede Dittmann und Manuela Emmert die kleine Schwester und schauen sich das Ebenbild der Stephanuskirche ganz genau an. "Die Kleinen sind fasziniert", meint Hede Dittmann.
"Otto Rumm ist mit der nachgebauten Pfarrkirche etwas ganz Tolles gelungen", sagt die Erzieherin. "Ich habe auch einen Stolz damit", meint der Baumeister.
Das Bauwerk bleibt vorerst in seiner Halle. Doch freuen würde ihn ein Platz, der vielen ermöglicht, die Stephanuskirche auf Augenhöhe anzuschauen.
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