Jüdisches Museum Creglingen - Gedenkstunde zu Ehren des Stifters Arthur S. Obermayer / Grußschreiben der Familie aus den Vereinigten Staaten

"Bewundernswerte Persönlichkeit"

Von 
Inge Braune
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Im Jüdischen Museum Creglingen gedachten zahlreiche Wegbegleiter und Mitstreiter des Museumsstifters Arthur S. Obermayer.

© Inge Braune

In einer Gedenkstunde für den im Januar verstorbenen Arthur S. Obermayer hat das jüdische Museum dessen große Verdienste gewürdigt.

Creglingen. Den Abschluss der Gedenkveranstaltung für Museumsstifter Arthur Sinsheimer Obermayer überstrahlt sein Lächeln: Ein mit strahlendem Blick über den Ozean in den Plenarsaal des Abgeordnetenhauses in Berlin gesendetes Lächeln, mit dem er bei der Verleihung der "German Jewish History Awards" im Januar die mit dem von ihm gestifteten Preis Ausgezeichneten zumindest elektronisch grüßte und zur Fortsetzung ihrer Versöhnungsarbeit ermutigte.

Am 13. Januar verstarb Arthur S. Obermayer, dem Creglignen und seine Bürger, so Martin Heuwinkel, Obermayers Vertreter im Vorstand der Stiftung Jüdisches Museum Creglingen, "mehr als nur ein Museum" verdanken. Als "freundlicher, kluger und weiser Mensch" habe Obermayer auch dazu beigetragen, "dass die Stadt Wege gefunden hat, mit der Vergangenheit umzugehen und in Zukunft manches vielleicht besser zu machen," hob Heuwinkel, seit 2000 Geschäftsführer der Stiftung, hervor.

Es war Simson, der neunfache Urgroßvater Obermayers, der als erster Jude 1618, mitten im dreißigjährigen Krieg, hier sesshaft werden durfte. Mit seiner Gabe, "Menschen in einer sehr sanften und glaubhaften Art zu überzeugen" und seiner Idee, im 1998 zum Verkauf stehenden Gebäude an dem Ort, wo Obermayer-Vorfahren lebten, ein nicht aufs "Dritte Reich" und den Holocaust fokussiertes Jüdisches Museum zu errichten, "öffnete Arthur den Geist und die Herzen für Versöhnung", führte Heuwinkel aus.

Christoph Bittel, Vorsitzender der Stiftung, hatte Obermayer als souverän und kultiviert auftretenden Mann liberaler Gesinnung und der Toleranz kennengelernt. Insbesondere die Gabe des Zuhörens und Eingehens auf Probleme habe den zentralen Museumsstifter ausgezeichnet, der unter anderem Vorstandsmitglied der American Jewish Historical Society war und die "Obermayer Foundation" und die "Obermayer German Jewish History Awards" ins Leben rief.

Bittel verlas im Rahmen seiner Begrüßung zur Gedenkveranstaltug ein Grußwort der Familie Obermayer: Das Jüdische Museum habe Arthur Obermayer als "Werkzeug" gesehen, um insbesondere jungen Menschen die Rolle der Juden in der Geschichte und Kultur der Stadt Creglingen nahezubringen und sie über jüdisches Leben mit seinen Feiertagen, familiären Bräuchen und Festen zu informieren. Das Grußwort der Familie betont die Unterstützung und das Engagement aus der Bürgerschaft. "Arthur war stolz auf das, was er und die gesamte Gruppe zusammen geschafft haben," betont die Familie.

Zu den bis heute engagierten Unterstützern der Stiftung und des Museums gehört Ulrich Schönberger, für den Obermayer mehr war "als ein Freund, ein Vorbild oder eine bewundernswerte Persönlichkeit. Arthur war ein Beispiel eines gelungenen Lebens." Mit sehr persönlicher Erinnerung leitete Schönberger seine Gedenkworte ein: Zwischen Tür und Theke des Schreib- und Bürowarengeschäfts in dem Haus, in dem Obermayers Großonkel Rudolf Sinsheimer lebte, der zu den Opfern des Creglinger Pogroms vom 25. März 1933 gehörte, traf Schönberger Obermayer 1997 zum allerersten Mal. Hier fand auch die letzte Begegnung mit dem längst zum Freund gewordenen Philantropen statt.

Kurz vor seinem Tod portraitierte die aus dem schwäbischen Attenweiler stammende Künstlerin Marlis Glaser, 2015 eine der "Obermayer German Jewish History Awards"-Preisträgerinnen, den Initiator des Jüdischen Museums Creglingen. Im Rahmen ihres Kunstprojekts "Abraham aber pflanzte einen Tamariskenbaum" - kurz "Abraham-Projekt" - interviewte und porträtierte die Künstlerin facettenreich in Texten und über 200 Gemälden 70 deutsch-jüdische Immigranten in Israel und den USA. In ihre farbstarken expressionistischen Bilder arbeitete sie Texte, Symbole jüdischen Lebens, Blumen und Bäume ein, fasste Charakterstärke, Trauer und Optimismus der Portraitierten und ihrer Angehörigen in eindrucksvolle Bilder, die einen Beitrag zum Kampf gegen antisemitische Stereotypen, Vorbehalte und Vorurteile leisten.

Ihr Obermayer-Portrait und etliche Gemälde aus dem Abraham-Projekt stellte sie den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung im Jüdischen Museum Creglingen vor. Obermayer würdigte sie als Gebenden, der nicht nur finanziell, sondern mit seiner ganzen Person den jüdischen Brauch des "Verzehntens", des dankenden Weitergebens von Gott erfahrener Wohltaten an die Mitwelt lebte. Die musikalische Gestaltung der Gedenkveranstaltung übernahm die Würzburger Klarinettistin Karin Amrhein. In eigenen Arrangements griff sie mit der Bassklarinette Klezmer-Klänge auf, ließ das Instrument aus der Tiefe klagen und heiter tänzelnd das Leben feiern - ganz so, wie es sich Arthur S. Obermayer gewünscht hatte.

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