Heute vor 20 Jahren - Ein verheerender Hagelsturm verwüstet im oberen Bezirk Feld und Flur / Schäden gingen in die Millionen

30 Minuten reichten für eine Spur der Verwüstung

Von 
Arno Boas
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Ein platt gewalztes Getreidefeld: Vor 20 Jahren, am 22. Juli 1995, richtete ein schwerer Hagelsturm verheerende Schäden im oberen Bezirk an.

© FN-Archiv

Creglingen. Der 22. Juli 1995 ist ein heißer Sommertag. Zur Mittagszeit ahnt noch niemand, welch Unheil sich kurze Zeit später über dem oberen Bezirk zusammenbrauen würde. Der gegen 16 Uhr losbrechende Hagelsturm hinterlässt eine Spur der Verwüstung und verursacht Millionenschäden.

Nicht einmal ältere Einwohner können sich daran erinnern, jemals eine solch schwarze Wolkenfront am Himmel gesehen zu haben. Es ist Tag, aber trotzdem stockdunkel. Die Wolken entladen ihren Inhalt eine gute halbe Stunde lang mit solcher Wucht, dass Bäume umknicken wie Zahnstocher, dass ganze Getreide- und Maisfelder platt gewalzt werden. Die Ernte ist fast komplett vernichtet. Auch in einigen Weinbergen nahe Laudenbach richtet das Unwetter verheerende Schäden an. Bis zu 70 Liter Niederschlag wurden verzeichnet - von den Regenmessern, die nicht vom Hagel zerstört wurden. Als der Spuk vorbei ist, sind Straßen, Wege und Felder mit hühnereiergroßen Hagelkörnern übersät. Ein Waldstück zwischen Archshofen und Tauberzell sieht aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Heute, 20 Jahre nach dem verheerenden Unwetter, erinnert am dortigen so genannten "Holzbergweg" ein Gedenkstein an die Naturkatastrophe. Gefertigt hat ihn kurz nach dem Unwetter Hermann Kaulbersch aus Archshofen. Für die Landwirtschaft bedeutet das Unwetter eine wirtschaftliche Katastrophe. Von 4000 Hektar verwüsteter Flur ist die Rede. Auch die Forstwirtschaft wird hart getroffen, es fallen rund 8000 Festmeter Sturmholz an. Nicht zuletzt entstehen zahlreiche Schäden an Autos und Gebäuden. Der Gesamtschaden geht in den zweistelligen Millionen-Mark-Bereich.

Eine Woche nach dem Unwetter macht sich der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser ein Bild von den Schäden. Er verspricht nicht das Blaue vom Himmel herunter, aber allein die Tatsache, dass er sich auf den Weg in den nördlichsten Zipfel des Landes macht, rechnen ihm die Landwirte hoch an.

Auch in Rothenburg hat das Unwetter schwerste Schäden angerichtet. Und auch wenn Menschen dabei nicht zu Schaden kamen, so forderte das Unwetter indirekt dennoch ein Todesopfer. Den Mundart-Dichter Wilhelm Staudacher nahmen die Auswirkungen des Hagelsturms auf seine Heimatstadt so mit, dass ihm bei den Aufräumarbeiten tags darauf das Herz versagte.

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