Tiefrote Zahlen in der Bilanz 2021

Crailsheimer Klinik „isoliert betrachtet nicht überlebensfähig“

Kreistag des Landkreises Schwäbisch Hall stellt sich geschlossen hinter Krankenhaus und entlastet Geschäftsführung trotz hohen Defizits

Von 
Gottfried Mahling
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Crailsheim. Tiefrote Zahlen in der Jahresbilanz 2021: Das vom Landkreis Schwäbisch Hall betriebene Crailsheimer Krankenhaus macht fünf Millionen Euro minus.

Dass die Landkreis Schwäbisch Hall Klinikum gGmbH regelmäßig Millionendefizite erwirtschaftet, sorgte im Haller Kreistag in den vergangenen Jahren schon oft für kontroverse Diskussionen. Nicht so diesmal. Bei der Kreistagssitzung in der Gerabronner Stadthalle stellten sich alle Fraktionen geschlossen hinter die Kreisverwaltung – trotz eines Minus von 4,977 Millionen Euro in der Jahresbilanz 2021. Die Kreisräte entlasteten einstimmig Geschäftsführer Werner Schmidt und den Aufsichtsrat. Und beschlossen, dass der Fehlbetrag vom einzigen Gesellschafter, dem Landkreis Schwäbisch Hall, ausgeglichen wird. Zuvor hatte Marco Sander von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon dem Kreistag die Ursachen für das erneute Millionendefizit dargelegt. Eine wesentliche Rolle habe die Corona-Pandemie gespielt. Etliche Patienten, bei denen Operationen eigentlich dringend angestanden hätten, hätten sich aus Angst vor Ansteckungen mit dem Coronavirus lieber nicht im Krankenhaus behandeln lassen wollen, so Sander. Die Folge sei ein drastischer Rückgang beim Auslastungsgrad des Kreisklinikums gewesen. Habe dieser im Jahr 2019 noch bei 91,6 Prozent gelegen, sank der Auslastungsgrad 2020 auf 74,4 Prozent und 2021 auf 73,6 Prozent. Wurden 2019 noch 10 433 Patienten behandelt, waren es 2020 nur noch 9321 und 2021 noch 9236. Im Jahr 2020 sei das Defizit des Krankenhauses mit minus 1,961 Millionen nicht einmal halb so hoch gewesen – allerdings wurden damals von Bund und Land erheblich Kompensationszahlungen geleistet, so Sander weiter. Zudem hätten Neueinstellungen, tarifliche Veränderungen und der Abbau von Überstunden für steigende Personalkosten gesorgt. Ende 2021 hatte das Kreisklinikum 669 Beschäftigte. Dass die gesamten Erträge 2021 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 46,6 Millionen Euro stiegen, konnte am negativen Ergebnis nichts ändern. Für dieses Jahr prognostiziert Marco Sander einen ähnlich hohen Verlust wie 2021 – 4,95 Millionen Euro. Der Corona-bedingte Leistungsrückgang dauere noch an, zudem laufen Ausgleichsregelungen aus. Allerdings sieht der Wirtschaftsprüfer auch Chancen. Eine „positive Leistungsentwicklung“ habe im Jahr 2020 zu einer Planbetterhöhung auf 185 Betten geführt. Eine weitere Erhöhung auf 200 Betten sei nach Inbetriebnahme des Anbaus möglich.

Zusätzliche Marktchancen könnten durch die Schließung der Geburtshilfeabteilung im Dinkelsbühler Krankenhaus entstehen. Die grundsätzlich positive Leistungsentwicklung sei durch die Corona-Pandemie unterbrochen worden. Konkrete Prognosen für die weitere Entwicklung seien schwierig, da der weitere Verlauf der Pandemie schwer abzuschätzen sei. Energiekostensteigerungen, Arbeitskräftemangel und die strukturelle Unterfinanzierung durch gesetzliche Rahmenbedingungen machen die Lage des Crailsheimer Klinikums nicht einfacher, so Sander. Für ihn ist klar: „Isoliert betrachtet ist die Gesellschaft nicht überlebensfähig.“ Geschäftsführer Werner Schmidt kündigte an, dass im Kreistag nach der Sommerpause weitere Vergaben von Gewerken für den Klinik-Anbau auf der Tagesordnung stehen werden. Dabei könnte es zur Steigerung der ursprünglich geplanten Baukosten kommen.

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