Zweikampf

Blaufelden wählt neuen Rathaus-Chef: Zwischentöne und klare Worte

Amtsinhaberin Petra Weber und Herausforderer Michael Dieterich reagieren bei der Kandidatenvorstellung auch auf die Vielzahl der kursierenden Gerüchte

Von 
Christine Hofmann
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Petra Weber und Michael Dieterich präsentierten sich bei der Kandidatenvorstellung den Blaufeldener Wählerinnen und Wählern. © Peer Hahn

Blaufelden. Bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl am 5. Februar sprechen Amtsinhaberin Petra Weber und Mitbewerber Michael Dieterich über ihre Stärken und ihre Ziele für Blaufeldens Zukunft – und reagieren auf Gerüchte.

Auf die feinen Nuancen und Zwischentöne zu hören, das rät Blaufeldens stellvertretender Bürgermeister Hermann Kießecker den rund 450 Bürgerinnen und Bürgern, die die Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl am 5. Februar besuchen und den Vorstellungsreden der beiden Bewerber – Amtsinhaberin Petra Weber und Michael Dieterich – lauschen.

„Es steht Frau gegen Mann, Erfahrung in der Verwaltung in einer Landgemeinde gegen Erfahrung bei der Bundeswehrverwaltung“, fasst Kießecker zusammen. Zu hören gibt es dann nicht nur Zwischentöne, sondern auch klare Worte.

Acht Jahre ist es her, seit die Amtsinhaberin Petra Weber erstmals den Fuß in die Halle in Blaufelden gesetzt hat. „Heute schaue ich in Gesichter, die ich alle kenne. Die meisten von Ihnen kenne ich mit Namen – ein sehr schönes Gefühl“, sagt die 56-Jährige, die über 34 Jahre Berufserfahrung überwiegend in leitender Funktion in der Kommunalverwaltung verfügt. Die Bürgermeisterin blickt zunächst zurück auf die Erfolge ihrer ersten Amtszeit und stellt besonders die im Gemeindeentwicklungsplan definierten 14 Projekte in den Vordergrund, von denen zehn bereits umgesetzt oder in der Umsetzungsphase seien.

Dann spricht sie die Themen an, die ihr ihre Kritiker vorwerfen: beispielsweise die hohe Personalfluktuation im Rathaus. „Zu Beginn habe ich Spielregeln definiert. Das war für einige neu, für mich selbstverständlich“, sagt die Diplom-Verwaltungswirtin mit Zusatzstudium als Kulturmanagerin. Es habe Mitarbeitende gegeben, die die Spielregeln nicht akzeptieren wollten und gegangen sind. „Diejenigen, die nachkamen und schockiert sind über das, was sie vom Vorgänger aufarbeiten sollten, die würde ich gerne halten.“ Dass dies nicht immer gelinge, bedauert Weber sehr, zumal sie selbst die Leidtragende sei: Ab März ist sie übergangsweise Bürgermeisterin und Hauptamtsleiterin in Personalunion.

Weber wehrt sich gegen „Lügen und Gerüchte“, „teilweise lächerliche Dinge“, die bewusst verbreitet würden, um ihr zu schaden. Etwa dieses, dass sie keinen Kontakt zu Unternehmen pflegen würde. „Das Gegenteil ist der Fall: Seit mehreren Jahren ist einmal pro Woche ein Unternehmensbesuch in meinem Kalender eingetragen.“

Auch weist sie die Behauptung zurück, die Wähler könnten zwischen zwei Bewerbern mit identischen fachlichen Qualifikationen wählen. „Wäre ich allein auf das Studium bei der Bundeswehrverwaltung angewiesen gewesen, hätte ich die Herausforderung in den vergangenen acht Jahren nicht bewältigen können“, meint sie.

Am Ende zählt Weber Argumente auf, warum die Bürgerinnen und Bürger am 5. Februar ihr „Kreizla“ hinter ihrem Namen machen sollten: „Ich verfüge über hohe fachliche Kompetenz und Erfahrung, ein riesiges Netzwerk und eine tiefe persönliche Verbindung zu Blaufelden, um die Gemeinde auch weitere acht Jahre gut voranzubringen.“

„Unabhängig“

Michael Dieterich möchte nicht als Gegenkandidat wahrgenommen werden. „Ich trete an als unabhängiger Kandidat für Blaufelden, um mit Ihnen gemeinsam die Zukunft der Gemeinde zu entwickeln und zu gestalten“, sagt der 41-jährige Familienvater aus Hürth, der zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht hat, dann vier Jahre Zeitsoldat war und seit über 17 Jahren in verschiedenen Funktionen der Wehrverwaltung tätig ist. „Das ergibt 21 Jahre Führungs- und Verwaltungserfahrung im öffentlichen Dienst.“ Da auch Dieterich im Wahlkampf mit Gerüchten konfrontiert wird, nennt er erstmals den Namen seiner Behörde: das Bundesamt für den militärischen Abschirmdienst. Hier war er nach seinem Studium zum Diplom-Verwaltungswirt in der Abteilung Grundsatz und Recht sowie im Leitungsstab tätig. Seit 2020 ist er stellvertretender Bezirkspersonalratsvorsitzender seiner Behörde.

In seiner Rede beschäftigt sich Dieterich mit drei Fragen: warum Bürgermeister? Warum jetzt? Und: Warum hier? Die Antworten bleibt er nicht schuldig. Erstens: Weil er aus einer Familie auf der Schwäbischen Alb stammt, aus der einige Bürgermeister hervorgegangen sind und er selbst den Wunsch verspürt, sich aktiv einzubringen, um Gegenwärtiges weiterzuentwickeln. Zweitens: Weil er sich mit 41 Jahren und seiner Lebens- und Berufserfahrung nun reif für diese Aufgabe fühlt. Er habe ein Gespür dafür entwickelt, was benötigt werde. Dass er nun, drittens, ausgerechnet in Blaufelden kandidiert, liege daran, dass ihm die Region Hohenlohe ans Herz gewachsen sei. Dieterich hat beruflich häufig in Ellwangen zu tun. Im vergangenen Jahr bewarb er sich um das Bürgermeisteramt in Wallhausen, unterlag hier aber.

„Die Kandidatur in Wallhausen war wichtig, denn sie hat mich nach Blaufelden gebracht“, erklärt der Diplom-Verwaltungswirt und räumt ein weiteres Gerücht aus: Er habe kein Interesse an einer Kandidatur in Vellberg und werde sich dort nicht bewerben – obwohl ihn die Vellberger Bürgermeisterin Ute Zoll kontaktiert und zur Bewerbung aufgefordert habe. „Vellberg mag schön sein, ich war noch nie dort. Aber die Gesamtgemeinde Blaufelden finde ich viel schöner und hier fühle ich mich wohl“. In Blaufelden spüre er eine Wechselstimmung.

Auch Dieterich wirft am Ende seiner Vorstellungsrede noch einmal alles in die Waagschale und sagt eine Verständigung auf Augenhöhe mit allen Bürgern, Verwaltungsmitarbeitern, Vereinen, Kirchen, ehrenamtlich Tätigen und Gewerbetreibenden zu: „Gemeinsam mit Ihnen und Ihren Vorstellungen, mit einer soliden Verwaltung und mit Ihrem Gemeinderat möchte ich, mit Herz, Verstand und Leidenschaft, in den kommenden Jahren die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.“

Am Ende ruft Hermann Kießecker die Bürger zu einem fairen Umgang auf den letzten Metern des Wahlkampfes auf: „Es wäre nicht gut, wenn nach der Wahl durch die Bevölkerung ein Riss ginge.“

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