Rothenburg. Unverkennbar sind die Anzeichen, dass das Taubertal-Festival unmittelbar bevorsteht: An der Straße von Reutsachsen nach Rothenburg stehen erste Toilettenhäuschen, reiht sich Bauzaun an Bauzaun. Und auf der Eiswiese an der Tauber unterhalb von Rothenburg nimmt das Festival-Gelände Stück für Stück Konturen an, damit zum Auftakt am kommenden Freitag alles angerichtet ist für das feierfreudige Publikum. Rund 15 000 Fans werden zur 26. Auflage des Festivals erwartet.
Festival-Sprecher Florian Zoll und sein Team sind eingespielt. Jeder weiß, was er zu tun hat. Das schlechte Wetter in den letzten Tagen hat den Aufbau zwar zu einer teils schlammigen Angelegenheit gemacht, aber im Vergleich mit dem, was im norddeutschen Wacken passiert ist, sind die Rothenburger Verhältnisse fast paradiesisch. Und die Wetteraussichten für das kommende Wetter sind nicht so schlecht, dass man sich beim Veranstalter – der Karo-Konzert-Agentur aus Rothenburg – ernste Sorgen machen würde. Man hat schon Schlimmeres erlebt. Momentan sind beim Aufbau rund 60 Leute im Einsatz, während des Festivals selber steigt diese Zahl auf bis zu 800 – Rettungskräfte wie BRK, Polizei oder Security inklusive. Am Ende werden Bauzäune mit einer Gesamtlänge von rund acht Kilometer aufgestellt sein. Nicht zu vergessen das Umweltteam, das während des Festivals dafür sorgt, dass das Müllproblem erst gar keines wird. Wobei Florian Zoll beim Publikum ein gestiegenes Umweltbewusstsein registriert hat. „So sauber wie letztes Jahr war das Gelände nach dem Festival noch nie“.
Vereinzelte Eintrittskarten gibt es noch, aber Florian Zoll ist guter Dinge, dass es am Freitag „ausverkauft“ heißt. Seiner Erfahrung nach hat die Zahl der Fans zugenommen, die sich erst kurzfristig entscheiden. Insgesamt halten die Musikfans dem Festival die Treue, auch wenn, wie überall, die Ticketpreise gestiegen sind. Das Programm mir rund 50 Bands ist Zolls Meinung nach sehr ausgewogen und biete für jeden Geschmack etwas. Weitergeführt wird auch das Programm oben in Rothenburg im Burggarten, das eigentlich nur für das 25-Jahr-Jubiläum im letzten Jahr gedacht war. Aufgrund des guten Anklangs bleibt es aber auch 2023 im Programm.
Parken und Campen getrennt
Bewährt hat sich die Trennung von Parkfläche und Campinggelände. So sind bei der Anreise große Staus wie früher nicht zu erwarten, wenn an diesem Mittwoch früh der Campingplatz Am Berg öffnet. Mittwoch ist der Hauptanreisetag, aber auch am Donnerstag ist mit starkem Anreiseverkehr zu rechnen. Für den normalen Verkehr ist ab Schwarzenbronn der Weg nach Rothenburg ab Mittwoch früh gesperrt.
90 Prozent der Camper sind „am Berg“ untergebracht, der Rest im Tal. Das Campinggelände, das zum großen Teil auf Markung des Creglinger Stadtteils Reutsachen liegt, hat gewaltige Ausmaße und ist etwa so groß wie die Rothenburger Altstadt. Die länderübergreifende Zusammenarbeit sei hervorragend und von gegenseitigem Vertrauen geprägt, freut sich Florian Zoll.
Musikalisch hat das Festival auf insgesamt vier Bühnen einiges zu bieten, Top Acts sind Peter Fox, Materia und die Broilers. Aber auch Nachwuchsbands bekommen ihre Chance beim Emergenza-Wettbewerb auf der Sound-of-Nature-Bühne. Und da ist die Bühne im Steinbruch, wo die ganz Hartnäckigen bis in den Morgen feiern können.
Viele Jugendclubs aus der Region und aus ganz Deutschland kommen seit Jahren zum Feiern nach Rothenburg. Dazu gehört auch die „Villa Kunterbunt“, eine rund 15-köpfige Truppe mit jungen Leuten im Alter zwischen 16 und 32 Jahren aus Craintal, Creglingen, Niedersteinach und Aub. Sie kaufen ihre Karten meist gleich, wenn der Vorverkauf startet.
Zirka zwei Monate vor dem Termin geht’s dann ans Organisieren. Wer ist komplett dabei mit Auf- und Abbau, wer kommt nur ein paar Tage mit? Was wird gebraucht, wie etwa Grill und Lichterkette. Ein bis zwei Tage vor dem Festival wird der Bauwagen – die „Villa Kunterbunt“ – mit einem Kran auf einen Anhänger gehievt, weil das Gestell nicht mehr fahrtauglich ist. In dem Bauwagen untergebracht sind Gefriertruhen, Kühlschränke, Musikanlage und Sofas, die während des Festivals in einem Bundeswehr-Zelt stehen. „Das Zelt ist dort quasi unser Wohnzimmer“, erzählt Tanja Kellermann aus Niedersteinach.
Um das Gemeinschaftszelt werden die Schlafzelte aufgebaut und der Platz wird mit einem Bretterzaun umrandet. Die Truppe der Villa Kunterbunt taucht für ein paar Tage in eine andere Welt ein, will Spaß mit Freunden haben, feiern, gute Laune haben und gute Musik hören.
Schlechtes Wetter haben sie alle schon erlebt, auch Schlammwüsten. Doch in diesem Jahr sieht es nach einem eher gechillten Festival aus . . . Wacken kann bleiben, wo es ist.
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