Es war ein Gottesdienst wie an Weihnachten: Es war rappelvoll. Das Ganze hatte einen Grund. Zwei Kirchengemeinden verabschiedeten nämlich ihre liebgewonnenen Vikare.
Niederstetten/Wachbach. Mit Michael Bauer (Niederstetten) und Sebastian Hein (Wachbach) wurden zwei Vikare gemeinsam in das Amt des Pfarrers der evangelischen Kirche eingesetzt. Die Feier der Ordination fand in Wachbach statt.
Es war ein Gottesdienst wie an Weihnachten. Bis zum letzten Platz war die Kirche besetzt. Nicht ohne Grund: Ordination ist gleichsam eine Fortsetzung des Festes der Geburt Jesu. Dekanin Renate Meixner machte das in ihrer Festpredigt anschaulich. An Jesus Christus, so betonte sie, könne man ablesen, dass es ankomme auf den Weg hinein in die Welt. „Er ist das menschlich gewordene Wort Gottes: Begreifbar, hörbar, ganz nah bei den Menschen“. Die Christen sollten nun „dafür sorgen, dass das Wort Christi Raum hat in unseren Gemeinden, sie sollten es zu Gehör bringen mitten unter den vielen anderen Worten und Stimmen, die auf uns einströmen“. Der ganz besondere Auftrag eines Pfarrers sei es dabei, „Diener des göttlichen Wortes zu sein und mitzuhelfen, dass die gute Botschaft von Jesus Christus aller Welt verkündigt wird“ – eine schöne und anspruchsvolle Aufgabe.
Spezielle Fähigkeiten
Jeder Pfarrer habe dabei seine speziellen Fähigkeiten und „das Privileg, sich intensiv mit den Schriften der Bibel zu beschäftigen und zu erleben, wie sie einen immer wieder neu und anders ansprechen“. In Verkündigung und Seelsorge solle dann „Gottes lebendiges, tröstliches und ermutigendes Wort aufleuchten ganz nah bei den Menschen“. Einen wichtigen Aspekt des Pfarrdienstes sprach dazu Schuldekan Hans-Jürgen Nonnenmann an: Zur Verkündigung gehöre auch der Unterricht, denn „Kinder brauchen Wurzeln und Flügel“. Zur Wurzelbildung sei der Religionsunterricht wunderbar geeignet, wenn er „die alten Erzählungen lebendig werden lässt und die Sehnsucht nach glückendem Leben die Flügel der Kinder ausbilden hilft“. Dass die beiden Vikare – die ab jetzt „Pfarrer“ heißen – das ebenso sehen, machten sie in ihren Vorstellungsworten deutlich. Er habe, so Michael Bauer, „den Glauben erlebt als etwas, das Kraft gibt, Freude zum Leben“.
Hoffnungssymbole seien ihm die Ähren, die Weizenkörner vielfältig zu neuem Leben erwachen ließen. Bastian Hein versicherte, er habe in Wachbach und Herbsthausen „Kirche als einen bunten Garten erlebt“ und es sei gut, zu wissen, dass es neben dem Pfarrer, der „das Wort Gottes aussät und pflegt“ hier „noch viele Hobby-Gärtner gibt“. Die Dekanin verpflichtete Bastian Hein und Michael Bauer auf die Einhaltung des Dienstgelübdes und das Beichtgeheimnis, die Kirchengemeinderäte als Vertreter aller Gemeinden der Landeskirche darauf, mitzuhelfen, dass die Pfarrer ihren Dienst recht tun könnten. Als Zeuge für Michael Bauer sprach sein Studienfreund Jurij Paul. Für Bastian Hein stellte der Igersheimer Pfarrer Uwe Krauß heraus, was es bedeute, Pfarrerin oder Pfarrer zu sein. Da müsse man „mit Freude und Risikobereitschaft Ideen haben und dabei echt sein – in Demut Einsatz zeigen in großer Nähe zu den Menschen“.
Als Vertreterin der evangelischen Landeskirche von Württemberg wies Landessynodalin Martina Klärle (Schäftersheim) darauf hin, die Kirche brauche viele junge Pfarrer, „die sich auf den Weg machen, die gesellschaftsoffen sind und bereit, die Kirche in ihrer fortwährenden Reformation zu unterstützen“.
Es gebe noch vieles zu tun – und im Verhältnis zur katholischen Kirche gelte es, „Gemeinsames zu finden und sich zusammenzuraufen“. Schließlich: „Bleiben Sie der Kirche treu und auch dem ländlichen Raum!“. Mit starkem Beifall zeigten die Anwesenden ihre Zustimmung zu diesen Worten. Renate Meixner dankte den Ausbildungspfarrern Matthias Widmayer und Uwe Krauß (für Bastian Hein) und Roland Silzle (für Michael Bauer) und allen Mitwirkenden beim Gottesdienst und anschließenden Empfang vor der Kirche. Im Festgottesdienst wirkten neben Dekanin und Schuldekan auch Ausbildungspfarrer und Kirchengemeinderäte mit. Für die festliche Ausgestaltung sorgten neben Matthias Döhler an der Orgel die Chorgemeinschaft der Kirchenchöre Niederstetten und Wachbach unter der Leitung von Regine Burdinski. Zweieinhalb Jahre haben die beiden Vikare im Taubergrund Dienst getan. Michael Bauer wechselt in den Kirchenbezirk Crailsheim und wird ab Januar dort für Mariäkappel und Leukershausen zuständig sein. Bastian Hein geht in die Kirchengemeinde Döffingen bei Sindelfingen. Die Abschiedsgottesdienste finden statt am nächsten Sonntag, 4. August, in Wachbach um 10 Uhr und in Niederstetten um 13.30 Uhr. peka
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