Bundeswehr in Niederstetten - 20 Soldaten aus dem Vorbachtal sowie sechs NH-90-Transporthubschrauber sind noch am Hindukusch / Viel Material kehrt jetzt zurück

Abzug aus Afghanistan birgt Gefahren

Von 
Sascha Bickel
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Die Nato beendet ihren Afghanistan-Einsatz. Mit dem Abzug der Bundeswehr rücken auch die Niederstettener Soldaten ab, die derzeit noch vor Ort sind. Die Gefährdungslage wird unterdessen als erhöht eingestuft.

Niederstetten/Potsdam. Das Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten hat Anfang Dezember 2020 in Afghanistan einen neuen Auslandseinsatz übernommen. Nachdem die Außen- und Verteidigungsminister der Nato entschieden haben, den nunmehr fast 20 Jahre dauernden gemeinsamen Einsatz am Hindukusch zu beenden, ist mittlerweile der Rückzug im Gange.

Am 30. April endete der Kernauftrag der internationalen Mission „Resolute Support“, die Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte. Bis zu 1300 deutsche Soldatinnen und Soldaten waren dafür gleichzeitig eingesetzt, bis zu 40 kamen zuletzt im Durchschnitt aus Niederstetten wie Regimentskommandeur Oberst Peter Göhringer unserer Zeitung in einem Interview zu Jahresbeginn berichtete.

Zum 1. Mai begann nun laut Presseerklärung der Bundeswehr „die mit zusätzlichen Verstärkungskräften geordnete und sichere Rückverlegung“. Personal und Material würden in enger Abstimmung mit den Nato-Partnern zurückgeführt. Die Menge des Materials in Verbindung mit einem knappen Zeitrahmen stelle dabei hohe Anforderungen an den logistischen Wirkverbund der Bundeswehr.

Nach der Rückkehr wird das Material zunächst in Instandsetzungseinrichtungen der Bundeswehr und der gewerblichen Wirtschaft gebracht, dort geprüft, bei Bedarf instandgesetzt und anschließend schnellstmöglich der Truppe wieder zur Verfügung gestellt.

Was passiert jetzt?

Zur derzeitigen Gefahrenlage in Afghanistan, zum Ablauf des Abzugs und zur Rückkehr der Niederstettener Soldaten fragte die FN-Redaktion die Bundeswehr an und bekam schriftliche Antworten vom Presse- und Informationszentrum des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr nahe Potsdam.

Ein Sprecher für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan (Nato- Mission „Resolute Support“) teilte mit, dass Anfang Mai der Auftrag der Transporthubschrauber NH-90 eingestellt wurde. Zuvor lag die Aufgabe im Bereich des Lufttransportes von Personal und Material, in der Rückführung von Personen aus Notlagen (Personal Recovery) und in der Rettung von Verwundeten (MedEvac). „Derzeit laufen die Vorbereitungen für die anstehende Rückverlegung Ende Mai“, so der Bundeswehr-Sprecher, der auch bestätigte, dass sich derzeit noch rund 20 Soldatinnen und Soldaten aus Niederstetten im Einsatz in Afghanistan und ebenso sechs NH-90 dort befinden.

Es sei geplant, „das deutsche Einsatzkontingent bis Mitte August 2021 aus Afghanistan zurück zu führen. Auch ein früheres Datum ist im Gespräch“, ließ der Bundeswehr-Sprecher wissen.

Zusätzliche Absicherung

Wie stellt sich vor Ort aktuell die Gefahrenlage für die Bundeswehr da? Dazu erklärte der Sprecher: „Die Taliban haben mit Ablauf der Frist am 1. Mai angekündigt, sich nicht mehr an Verpflichtungen eines Nicht-Angriffes gebunden zu fühlen. Der Verbleib der internationalen Streitkräfte seit dem Ablauf dieser Frist kann zu einer höheren Gefährdung unserer Soldatinnen und Soldaten führen. Der Schutz der eingesetzten Soldaten steht im Vordergrund. Die zum Schutz der Soldaten notwendigen Sicherheitsvorkehrungen wurden erweitert. Es befindet sich unter anderem ein deutscher Mörserzug vor Ort.“

Auf die Herausforderungen angesprochen, alle Soldaten und das umfangreiche Material nach Hause zu holen, antwortete der Sprecher der Bundeswehr: „Die Vorbereitung einer möglichen Beendigung der Mission ’Resolute Support’ hatte im Rahmen des Abkommens von Doha bereits im zweiten Halbjahr 2020 begonnen. Dabei wurden bereits 500 Containeräquivalente an Material nach Deutschland transportiert, die für die Erfüllung des Kernauftrages nicht mehr unbedingt notwendig waren.

Mit der Entscheidung über das Ende der Mission werden dann insgesamt 800 Containeräquivalente zurücktransportiert. Hierbei wird auch auf die Unterstützung ziviler Vertragspartner zurückgegriffen. Wie bei vielen Aufgaben arbeiten wir hier auch mit unseren multinationalen Partnern zusammen.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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