Tradition ganz groß

100 Jahre Winzertanz Niederstetten: Ein bewegendes Jubiläum mit 170 Tänzern

Einhundert Jahre Winzertanz in Niederstetten: 170 Tänzer, Musik und bewegende Momente – das Jubiläum wurde zum unvergesslichen Höhepunkt des Herbstfestes.

Von 
Bernd Hellstern
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Winzertanz Niederstetten: Aus kleinen „Sternen“ bauen sich Zug umg Zug die großen Figuren auf. © Bernd Hellstern

Niederstetten. Neben dem großen Festzug ist der Winzertanz der normalerweise knapp 50 Tanzpaare umfasst, alljährlich der absolute Höhepunkt des Herbstfestes in Niederstetten. Dieses Jahr war alles etwas anders, denn der Winzertanz feierte heuer sein einhundertjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gelang es auch, viele Ehemalige zu aktivieren, womit die Truppe auf imposante 170 Personen anwuchs.

Bürgermeisterin Heike Naber begrüßte ganz besonders den in Niederstetten geborenen und nun in Salzburg wohnhaften Komponisten Hartmut Schmidt mit Gattin Marie-Christine. Dieser schrieb die in den Kriegswirren verloren gegangenen Noten neu auf und stellte sie der Stadt zur Verfügung. Zum runden Geburtstag des Winzertanzes konnte er nun zum ersten Mal sein Werk, den „Winzertanz- Galopp“ musikalisch und tänzerisch live sehen und hören und war sichtlich begeistert davon.

So viele Tänzer und Zuschauer wie nie zuvor

Die Bürgermeisterin erinnerte aber auch dankbar an den jüdischen Bürger von Niederstetten Wilhelm Bernheim, der Anfang des 20. Jahrhunderts viele Jahre lang die Stadt finanziell unterstützt hatte, als in Deutschland Hunger und Not regierten, und auch den Winzertänzern und Tänzerinnen zur Gründung die Stoffe für die ersten Trachten spendete. Sie wurden privat von den Tänzerinnen genäht.

Auch am Sonntagmittag säumten wieder viele Hundert Zuschauer – so viele wie nie zuvor - das Sportplatzgelände am Festzelt, um sich dieses einmalige tänzerische Spektakel nicht entgehen lassen. Sogar der Wettergott hatte ein Einsehen und schien dieses Jahr ein Steidemer zu sein, der die Festbesucher und die tanzenden Akteure mit herrlichem Spätsommerwetter verwöhnte.

Ein wichtiges Stück Tradition

Bürgermeisterin Heike Naber dankte ihn ihren Grußworten all jenen, die in der Vergangenheit und aktuell in irgend einer Weise dazu beigetragen haben und weiter dazu beitragen, damit dieser weit über die Vorbachregion hinaus strahlende Winzertanz nun schon seit 100 Jahren jedes Jahr zur Aufführung kommen kann. Der Winzertanz, so die Bürgermeisterin, verkörpere ein Stück Niederstettener Tradition und Kultur, den es zu hegen und zu pflegen gelte. Im Übrigen freue sich die die Stadt auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit den Winzertänzerinnen und Winzertänzern unter dem Chef der Truppe Christian Menikheim. Begrüßt wurden auch die Markelsheimer Weinkönigin Selina Gundling, die Vorbachtaler Musikanten, welche traditionell den Winzertanz musikalisch begleiten.

An Nachwuchs herrscht kein Mangel

Über Mangel an Nachwuchs brauchen sich die Verantwortlichen indess keine Sorgen zu machen, obwohl nur unverheiratete Paare mittanzen dürfen, denn die Liste der Aufnahmeanträge ist lang. Ein erfreuliches Nebenprodukt der Winzertanz-Truppe ist die Tatsache, dass sich dort schon viele Paare fanden und heirateten und bestimmt auch in Zukunft finden werden. Während die männlichen Winzertänzer – die ganze Truppe besteht aus „Grünen“ und „Roten“ – ihrer Farbe treu bleiben müssen, können die Tänzerinnen die Farben wechseln, da sie ja nicht fest liiert sein müssen.

Mit dem Tanz am Sonntag begannen die zweiten hundert Jahre in der so überaus erfolgreichen Geschichte des Winzertanzes, der laut Aufzeichnungen von Buchdruckereibesitzer Richard Knenlein im Jahre 1925 gegründet wurde. Die Inspiration dazu, so ist überliefert, habe er höchstwahrscheinlich durch den „Schäferlauf“ in Rothenburg ob der Tauber bekommen.

Beeindruckend riesiges „Rad“: Alle Tanzpaare bilden einen Stern, der sich um den Mittelpunkt des Tanzplatzes dreht. © Bernd Hellstern

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