Siedler und Gartenfreunde aufgelöst

Wie Siedler- und Gartenfreunde unter dem neuen Dach des Heimatvereins weiterleben

38 018 Euro an die Bürgerstiftung überreicht. Wehmut bei den Gründungsmitgliedern

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L.M.
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„Des einen Freud, des andern Leid“ – diese alte Weisheit hätte eine von zahlreichen Überschriften sein können. Oder auch „Die Siedler- und Gartenfreunde Mudau sind tot, es lebe die HVV-Sparte „Wohnen-Garten-Umwelt“, kurz WGU.

Mudau. Aber sicher war bei der letzten Veranstaltung der „Siedler- und Gartenfreunde“, dass sowohl – vor allem unter den noch wenigen anwesenden „Gründungsvätern und – müttern“ eine gewisse Wehmut zu spüren war. Auf der anderen Seite aber auch die Freude mit der Bürgerstiftung Mudau, dass das hart erarbeitete Vermögen des über 65 Jahre agierenden Vereins zum Wohle seiner Mitglieder und der Mudauer dauerhaft in der Gemeinde Segen schenken wird.

Zahlreiche Vertreter der Siedler- und Gartenfreunde, des Heimat und Verkehrsvereins (HVV) mit dem Vorsitzenden Hans Slama an der Spitze und der Bürgerstiftung Mudau mit Vorstandsvorsitzendem Wilhelm Schwender, Kuratoriumsvorsitzenden und Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger sowie Schatzmeister Stefan Galm waren der Einladung des Liquidatoren-Trios Walter Thier, Markus Hohn und Liane Merkle in den Bürgersaal des Rathauses zur Abschlussveranstaltung des Vereins mit Übergabe des „Erbes“ gefolgt.

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L.M.
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Als Sprecher des ehemaligen Vorstandstrios übernahm Walter Thier die Moderation des Abends und freute sich über das große Interesse. Herbert Knapp als profunder Kenner der Vereinsgeschichte, obwohl bereits bei Eintritt in den Verein im Jahr 1987 der Jüngste und fast noch immer der Jüngste im Jahr der Auflösung, unter dem Titel „Die Siedler- und Gartenfreunde Mudau von 1956 bis 2022 – Geschichte und Zukunft einer Idee“ vor der symbolischen Übergabe des Vermögens einen Rückblick auf die Geschichte und die Hintergründe, die zu diesem Abend führten, einging.

Gegründet worden war der Verein am 27. Februar 1956 von 15 Personen, die Krieg und Vertreibung mitgemacht hatten und als Interessengemeinschaft der „Siedlung“ diese „Notgemeinschaft“ ins Leben riefen, um in der Neuen Heimat unter den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen besser Fuß fassen zu können, denn an Fleiß, Ausdauer, Beharrlichkeit und Unternehmergeist mangelte es nicht.

Der Verein war offen für alle Mudauer aus allen Ortsteilen und hatte seine Blütejahre in den 70ern und 80ern. Der Anschluss an den Landesverband brachte zusätzliche Vorteile durch Beratung und Versicherung, für die man auch gerne die Mitgliedsbeiträge weitgehend an diesen weiterreichte. Zudem bot man für diese Zeit vielfältige Aktivitäten wie die Frauengruppe und Bastelabende unter Leitung von Traudel Kairies und Martha Eibner, Familienwanderungen, Weihnachtsfeiern, Fastnachtsabende mit dem legendären Floh, Ausflüge unter bester Organisation von Helmut Scheuermann, Beteiligung an Volkswandertagen. Man baute das Gerätehaus und richtete den Gemeinschaftsraum im Rathaus ein, war stolz auf ein breites Informationsangebot für Haus und Garten durch drei Gartenfachberater, von denen der absolute Fachmann Josef Püchner noch heute als „das Gesicht der Siedler“ bekannt ist.

Man bot aber auch Informationsabende für die Allgemeinheit sowie großzügige Spenden für öffentliche Zwecke wie Spielplatz, Kindergarten Mudau oder Bänke an der Friedhofskapelle.

Doch leider begleitete den Verein auch eine Vergreisung der Mitglieder und der einst notwendige Bestand des Gerätehauses steht heute in jeder Garage. Es gab immer jede Menge Helfer, aber Vorsitzende zu finden war schwierig. Herbert Knapp hatte dieses Amt lange inne, dann übernahmen Dankwart Stalf und Günter Neumann, beide Seiteneinsteiger und leider sehr früh verstorben, und zuletzt das Dreier- Gremium Walter Thier, Markus Hohn und Liane Merkle mit eindeutiger Ansage zum „Verfalldatum“ ihres Vorstandsamtes, das durch die unvermeidliche Auflösung mit Eintragung im Vereinsregister am 9. Juni 2022 dann auch eintrat.

Glücklicherweise hatten Schatzmeister Karlheinz Schacht und der einstige Vorsitzende Günter Neumann rechtzeitig die Differenzen zwischen den Satzungen des Vereins und des Landesverbandes bezüglich des Vereinsvermögens bemerkt und die Trennung vom Landesverband durchgezogen. Es war hart erarbeitetes Geld und nur dem Einsatz der ehemals Verantwortlichen wie Bernhard Mai als Vorsitzender mit seinem Team, Otmar Noe als Jahrzehntelanger Kassier, Werner Matt als Schriftführer, Helmut Scheuermann als stellvertretender Vorsitzender über Jahrzehnte, der Frauengruppe mit Traudel Kairis an der Spitze zu verdanken. Legendäre Tanzabende und 25 Jahre Hähnchen, Pommes und sagenhafte Kuchen und Torten beim Laurentiusmarkt waren der finanzielle Grundstock, der beachtlich angewachsen war. Besonderer Dank galt aber auch den Gerätewarten Reinhard Köhler und Gottfried Hofmann, der langjährigen Leiterin der Frauengruppe Traudel Kairies und ihren Nachfolgerinnen Hildegard Henrich und Ilse Moldaschl, dem umsichtigen Karl-Heinz Schacht, Rolf Link als kompetenten Kassenverwalter, den Gartenfachwarten Friedbert Schäfer, Gerhard Engelhard, Norbert Rippberger und vor allem Josef Püchner.

Ein weiteres ganz dickes Dankschön richtete Herbert Knapp an Hans Slama, selbst einer der Gründerväter der SGF und Vorsitzender des HVV, der die Gründung der HVV-Sparte „Wohnen-Garten-Umwelt“ angeregt und so ein Weiterleben der Siedlerfreunde unter neuem Dach ermöglicht habe.

Man habe diese neue Abteilung mit der angemessenen „Aussteuer“ von 10 000 Euro ausgestattet für den Gemeinschaftsraum im Rathaus, das Gerätehaus im Buchweg und Aktionen, um gemäß dem Satzungszweck etwas bewegen zu können. „Und jetzt geht es endlich um das, wozu wir alle da sind: Karl-Heinz Schacht hat am Montag 22. Mai um 10.58 Uhr an die Bürgerstiftung 38 018,99 Euro überwiesen für den Grundstock der Stiftung.“

Damit bleibt das finanzielle Erbe in der Bürgerstiftung auf Dauer erhalten, zum Wohle aller in Mudau. Unter dem Beifall der Anwesenden überreichten die Verantwortlichen den symbolischen Scheck an den Vorstand der Bürgerstiftung Mudau. Und sowohl Wilhelm Schwender als auch Bürgermeister Dr. Rippberger dankten den Mitgliedern der SGF, nicht nur für die über 50prozentige Erhöhung des Stammkapitals, dessen Erlöse man ganz sicher sinnvoll einsetzen werde, sondern vor allem für ihre jahrzehntelange Arbeit zum Wohle der Mitglieder und aller Mudauer Bürger. Wilhelm Schwender erinnerte an die vielen schönen Stunden und unvergesslichen Erlebnisse, die von dieser besonderen Gemeinschaft organisiert worden waren.

Abschließend der Beerdigung mit Auferstehungscharakter und Erb-Verteilung bemerkte Hans Slama: „Es war ein mühsamer und schwerer Weg bis heute und wir hoffen, dass die neue Sparte im HVV gut angenommen wird. Doch ich denke, im Moment können wir wirklich alle sehr zufrieden sein.“ L.M.

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