Scheidental. Viel Überzeugungsarbeit war notwendig gewesen von den ersten Überlegungen für ein Flurneuordnungsverfahren in Scheidental bis zur Vorstandswahl der Gemeinschaft mit 230 Teilnehmern im Jahr 2007, die Ortsvorsteher Klaus Schork zusammen mit Dieter Ziesel – heute Präsident des Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung – von der Sinnhaftigkeit des Verfahrens hatte überzeugen können. Bei der würdigen Abschlussveranstaltung des Verfahrens, die am Wochenende im VfR-Sportheim stattfand, erinnerte sich Schork in seiner Funktion als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft an damals ungewohnte Schelte wie: „Klaus, du hast deine Arbeit bisher gut gemacht, aber jetzt bringst du Unheil ins Ort“ und die Relativierung nach zwei Jahren und den ersten Baumaßnahmen: „Klaus, ihr macht das gut.“
Das Flurneuordnungsverfahren in Scheidental war ein Pilotprojekt für die Gemeinde Mudau, und obwohl der Ortsvorsteher sich schon damals viel für die positive Entwicklung von Ober- und Unterscheidental versprochen hatte, meinte er nach Abschluss begeistert: „Vieles wäre ohne dieses Verfahren ganz einfach nicht möglich gewesen.“
Doch die ersten Erfolge hatten Teilnehmergemeinschaft, Ortschafts- und Gemeinderat zu immer größerem Durchhaltevermögen motiviert und Minister Peter Hauk MdL hatte gerne die insgesamt drei Bewilligungsbescheide in Höhe von komplett über 2,8 Millionen Euro „vorbeigebracht“. Er betonte: „Das Flurneuordnungsverfahren Mudau-Scheidental zeichnet sich in besonders hohem Maße durch die Zusammenführung der Interessen von Landwirtschaft, Naturschutz sowie Naherholung im Ländlichen Raum aus“. Und da er sich inzwischen nicht mehr erlauben würde, mit leeren Händen nach Scheidental zu kommen, hatte er zum Abschlussfest einen ganzen Stapel Dankesurkunden des Landes Baden-Württemberg dabei für das ehrenamtlich tätige Vorstandsteam dieser Zeit, das jede Menge Zeit und Engagement in das Projekt gesteckt hatte (siehe weiteren Bericht).
Er unterstrich auch die Aussagen von Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger, dass die vom Bund und Land zur Verfügung gestellten Zuschüsse und die Investitionen der Gemeinde sehr gut angelegt sind. Denn im Flurneuordnungsverfahren Mudau-Scheidental hatten die Verantwortlichen das Instrument Flurneuordnung vorbildlich genutzt, um ihren Ländlichen Raum resilienter zu gestalten.
Die Maßnahmen reichten vom Ausbau der Wald- und Feldwege über die Umsetzung von umfangreichen Ortsgestaltungsmaßnahmen und Schaffung von ökologischen Verbesserungen bis hin zur Förderung des indirekten Hochwasserschutzes durch Gewässerrenaturierung, so der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
Als Erster Landesbeamter überbrachte Dr. Björn-Christian Kleih Glückwünsche an die Gemeinde Mudau und dankende Lobesworte an die Flurneuordnungsbehörde des Landratsamtes und an alle beteiligten Bürger, die mit Stolz auf dieses gelungene Werk blicken können, weil sie bereit waren, sich einzubringen. In der Begrüßung aller Personen, die entscheidend an der gelungenen Flurneuordnung beteiligt waren, hatte Klaus Schork bereits humorvoll eine kleine Zusammenfassung der Chronik geliefert. Über die 37 diskussions-, ideen- und erfolgreichen Vorstandssitzungen in Anwesenheit des Bürgermeisters als größten Geldgeber zur Senkung des Teilnehmerbetrags, die Unterstützung der Fachdienstleiter Markus Hüblein und Friedrich Bopp, des Fachbeamten Manfred Wiener, der ausführenden Ingenieure Friedbert Sick und Jochen Kolb, den Vermessungstechnikern Lothar Weißschädel, Heinz Nickolaus und Siegfried Meixner, als ständigen Begleiter vor Ort Helmut Scheuermann, fleißig im Hintergrund Christa Stang sowie der Landespflegerin Clara Elsässer und Michael Fink als Vorstand der VTG im Regierungsbezirk Karlsruhe. Als perfekter Praktiker bei den örtlichen Ausführungen der Baumaßnahmen hatte sich Edgar Baumann bewährt, der sich – auch im Namen seiner Kollegen Lukas Schmidt und Klemens Neugebauer – bei Klaus Schork und Helmut Scheuermann mit einem Bildband über die Flurneuordnung Scheidental für die gute Zusammenarbeit bedankte.
Zusammen mit einer großen Zahl Grundstückeigentümern sowie Vertretern der Gemeindeverwaltung, aus der Anfangszeit und aktuelle, sowie Vertretern aus Gemeinde- und Ortschaftsrat, die ebenfalls viel zum Gelingen der 17 Jahre dauernden Maßnahme beigetragen hatten, war die Gästeschar komplett, die interessiert den Powerpoint-unterstützten Ausführungen von Klaus Schork und Christoph Zschau als aktuellen Leiter der Flurneuordnung Scheidental folgten.
Mit zahlreichen Vorher-Nachher-Fotos des über vier Millionen Euro-Verfahrens über die 748 Hektar große Gemarkung wurde verdeutlicht, wie segensreich diese 17 Jahre für Scheidental waren. Aus 1350 kleinen Flurstücken wurden 970 brauchbare. Weiter umfasste die Sanierung 11,3 Kilometer Asphalt-, 7,7 Kilometer Schotter-, 4,3 Kilometer Grün- und 2,6 Kilometer innerörtliche Wege, darüber hinaus 3,2 Kilometer Wegrekultivierungen, 2,8 Kilometer Wassergräben, 3,7 Hektar Landschaftspflege, die Renaturierung von 600 Meter Gewässerläufe, die Restaurierung von 20 Feldkreuzen, 20 freiwillige Obstbaumpflanzaktionen, zahlreiche Plätze waren neu gestaltet und der Grunderwerb von rund 14 Hektar für Naturschutzzwecke entlang Elz und Reisenbach ermöglicht worden.
Und das alles in nur 15 Jahren, wobei die Endabrechnung und Schlussfeststellung weitere zwei Jahre benötigte. Eine Win-Win-Maßnahme für die Gemeinde Mudau und den Ortsteil Scheidental und wie Bürgermeister Dr. Rippberger hervorhob, eine hervorragende Werbung für Flurneuordnungsverfahren, denn Reisenbach sowie weitere Nachbargemeinden hätten nachgezogen.
Auf jeden Fall war dieser Rundumerfolg, den man auch auf Schautafeln bewundern konnte, ein ganz hervorragender Grund, der Einladung von Ortsvorsteher und Bürgermeister zum ausgiebigen Feiern zu folgen. L.M.
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