Kreistag

Neckar-Odenwald-Kreis: KWiN schafft „Sommerbringaktion“ von Grüngut ab nächstem Jahr ab.

Sammelstellen für Gartenabfälle entfallen in vielen Gemeinden und Ortsteilen. Landrat informierte über die Annahme von freigemessenem Müll vom Kernkraftwerk Philippsburg.

Von 
Martin Bernhard
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Bürger müssen ab kommendem Jahr ihre Grüngutabfälle zu einem der Grüngutplätze bringen, zum Beispiel zu dem bei der Deponie „Sansenhecken“ in Buchen. Denn die „Sommerbringaktion“ wird abgeschafft. © Dieter Schwab

Mudau. Der Kreistag hat in seiner Sitzung am Mittwoch beschlossen, den Service bei der Grüngutentsorgung einzuschränken. Die in vielen Gemeinden und Ortsteilen des Kreises eingerichteten Sammelstellen für Gartenabfälle werden wegfallen. Dort konnten und können – allerdings nur noch bis Herbst – die Bürger alle 14 Tage ihr Grüngut quasi zwischenlagern. Von dort wird es von der KWiN abtransportiert. Diese als „Sommerbringaktion“ bezeichnete wohnortnahe Möglichkeit hat allerdings nur rund sieben Prozent der gesamten Grüngutmenge abgedeckt, dafür aber Kosten in Höhe von rund 240.000 Euro verursacht.

Grüngut kann weiter zu den annähernd 20 Grüngutplätzen gebracht werden, die fast jeden Wochentag und samstags geöffnet haben. Oder es wandert – wenn es keine andere Möglichkeit gibt – in die Biotonne. Landrat Dr. Achim Brötel sieht die Sache so: „Nach der Kostenanalyse gibt es keine Alternative zur Abschaffung ab 2026.“ Diese Ansicht teilt der Kreistag mit großer Mehrheit. Einhellig unterstützt das Gremium außerdem eine Bürgschaft für die Abfallwirtschaftsgesellschaft. Diese hat Investitionen in Höhe von insgesamt sechs Millionen Euro angestoßen. Mehr als die Hälfte der Ausgaben wird über Kredite finanziert. Um bessere Zinskonditionen zu bekommen, benötigt die AWN die Bürgschaft des Kreises. Das Geld fließt in die Modernisierung der Entgasung auf der Deponie, in eine Photovoltaik-Anlage, in den Fuhrpark und die Maschinentechnik. Zudem hat die AWN damit ein neues Verwaltungsgebäude gebaut. Das bestehende Verwaltungszentrum war zu klein geworden, seit die AWN die komplette Abwicklung der Gebührenvorgänge von der Kreisverwaltung übernommen hat, erklärt Geschäftsführer Dr. Ginter.

Zudem informierte der Landrat über die nichtöffentlich getroffene Entscheidung, dass demnächst Bauschutt des außer Betrieb genommenen Kernkraftwerks Philippsburg auf der Deponie Sansenhecken in Buchen abgelagert werden könnte (wir berichteten). Als es ab etwa 2015 darum ging, den sogenannten „freigemessenen Bauschutt“ aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Obrigheim nach Buchen zu bringen, wurde dies noch über Monate diskutiert. Aktuell werden mögliche Lieferungen aus Philippsburg möglichst auf Entscheiderebene und gerne auch hinter verschlossenen Türen bewertet.

Stillschweigen wird auch darüber bewahrt, welchen finanziellen Vorteil die AWN als Pächterin der Deponie „Sansenhecken“ aus dem Müll-Deal mit der EnBW schlagen würde. Die EnBW hat das Kraftwerk Philippsburg betrieben und ist für dessen Rückbau zuständig. „Wir lassen uns das gut bezahlen“, versichert AWN-Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter gegenüber den Fränkischen Nachrichten.

Buchen wurde ins Gespräch gebracht, weil die EnBW die 16.300 Tonnen Bauschutt aus Philippsburg und weitere 13.000 Tonnen aus der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe nur schwer im Landkreis Karlsruhe,unterbringt. Denn dort gibt es keine geeignete Deponie. Im Enzkreis, der bisher in die Bresche sprang, ist man zwar bereit, Material wie Ziegel oder Erde anzunehmen, jedoch nicht den Beton.

Den Platz, den Karlsruhern das fast 30.000 Tonnen schwere Problem abzunehmen, hätte man auf „Sansenhecken“. Allerdings würde das zu einem Langzeitprojekt. Denn für diesen Bauschutt gilt eine Belastungsgrenze. „Dosiskriterium für die Freigabe ist, dass für Einzelpersonen der Bevölkerung durch die freizugebenden Stoffe und Gegenstände nur eine effektive Dosis im Bereich von zehn Mikrosievert im Kalenderjahr auftreten kann,“ hat der Bund in seiner „Verordnung zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung“ festgelegt. Das wäre bei etwa 1000 Tonnen pro Jahr der Fall – bei niedriger belastetem Material entsprechend mehr. Jetzt gibt es erst einmal grünes Licht für weitere Verhandlungen. Ob, wann und wie viele Bauschutt-Lkw die Deponie Buchen anfahren werden, steht noch in den Sternen.

Redaktion

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