Jubiläum

Mit einem Kreditverein fing alles an

Vor genau 150 Jahren wurde die heutige Mudauer Hauptstelle der Volksbank Franken gegründet

Von 
Liane Merkle
Lesedauer: 
Die Verantwortlichen der Volksbank (von links) freuen sich über das Jubiläum: Karin Fleischer, Hans Slama, Heike Kohler-Mackert, Rainer Kehl, Reiner Kistner, Willi Müller, Klemens Scheuermann und Alois Friedel. © Liane Merkle

Vor genau 150 Jahren haben 20 Mudauer einen Ländlichen Kreditverein als Genossenschaft gegründet. Dieser ist heute Teil der Volksbank Franken.

Mudau. Am 15. August 1897 wurde der „Ländliche Kreditverein Mudau“ als eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung gegründet. Die Grenze, bis zu welcher einem Mitglied Darlehen vom Vorstand bewilligt werden durften, war auf 100 Mark festgesetzt. Der Zinsfuß für Anleihen betrug dreieinhalb, für Darlehen viereinhalb Prozent. Der Verein arbeitete mit einem einprozentigen Nutzen.

Auf den Tag genau 125 Jahre später erinnerten die Bankvorstände Karin Fleischer und Rainer Kehl zusammen mit Willi Müller als Prokurist im Ruhestand, der heutigen Filialleiterin Heike Kohler-Mackert, Prokurist Reiner Kistner und einer Abordnung des Heimat- und Verkehrsvereins Mudau mit Vorsitzendem Hans Slama in einer Feierstunde an diesen denkwürdigen Tag der heutigen Volksbank Franken. Sie bestätigten, dass das Prinzip dieser Genossenschaftsbank bis heute unverändert geblieben sei.

Feierstunde in „guter Stube“

Dass diese Feierstunde in der sogenannten „guten Stube“ der Mudauer Filiale, der Arthur-Grimm-Stube, stattfand, hatte zum einen den Grund darin, dass die Volksbank Franken die Werke Arthur Grimms in Mudau sammeln will, zum zweiten war der Vater von Arthur Grimm einer der ersten Vorstände des Mudauer Kreditvereins. Es wurde deutlich, wie positiv Genossenschaften gerade im ländlichen Raum das Wirtschafts- aber auch das Ortsbild geprägt haben.

Bankvorständin Karin Fleischer erinnerte an die Anfangszeit der Bank, die sie als herausfordernd bezeichnete. Ihre Gründung sei ein Grundstein für die positive ländliche und wirtschaftliche Entwicklung gewesen. Sie verglich die Mechanisierung in der Landwirtschaft mit der Industrialisierung allgemein. Der ursprüngliche „Zehnt in Naturalien“ habe umgerechnet werden müssen in Geldbeträge. Dazu sei der durchschnittliche Ernteertrag von zehn Jahren ermittelt worden. Was damals ganz normal ehrenamtlich in sogenannten Wohnzimmergeschäften abgewickelt worden sei, bekam erst sehr viel später das Ambiente von Bankgebäuden.

In Mudau wurden die Bankgeschäfte zunächst im Rathaus getätigt. 1948 bezog die Genossenschaft ihr erstes Bankgebäude in der Hauptstraße. Seit 1998 – also genau 50 Jahre später – ist man in dem Ortsbild prägenden Gebäude der jetzigen Raiffeisenstraße beheimatet.

Hans Slama erinnerte daran, dass früher meist Juden, aber auch Kirchenkassen und Privatpersonen als Geldgeber aufgetreten seien. So verlieh laut Kirchenbuch die Pfarrkirche Mudau Geld mit fünf Prozent Zins aus.

Als im 19. Jahrhundert aufgrund der Industrialisierung der Geldbedarf stieg, waren Geldinstitute gefordert, aber auch gefürchtet wegen des „kapitalen Wuchers“. Nach dem Motto „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ folgten immer mehr den genossenschaftlichen Ideen von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Schon ab 1850 entstanden Raiffeisen-Warengenossenschaften sowie die von Schulze-Delitzsch geprägten „Spar- und Consumvereine“, die er schon damals Volksbanken nannte.

„Mudau war arm und rückständig“

„Mudau mit seinen damals 1156 Einwohnern war mehr als arm, hygienisch rückständig und Ärzten gegenüber, gelinde gesagt, misstrauisch“, erläuterte Hans Slama. So schrieb Arthur Grimm im Jahr 1890: „Der Nachkomme des Wundchirurgen Schmedding namens Bertold war Friseur, Zahnzieher, staatlich geprüfter Desinfektor, Jagdaufseher und Leichenbeschauer“.

Ab 1890 kümmerten sich die Barmherzigen Schwestern um Arme, Kranke und Alte und gründeten eine Kleinkinderschule. Die Lebenserwartung lang bei 35 bis 40 Jahren.

Als 1896 der Landwirtschaftslehrer Huber anlässlich einer landwirtschaftlichen Besprechung im Gasthaus Engel einen Vortrag über Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften hielt, war die Resonanz groß. Doch dauerte es noch bis zum 15. August 1897, bis im Mudauer Gasthaus „Krone“ 20 Mitglieder in der ersten Sitzung der Generalversammlung des „ländlichen Kreditvereins Mudau eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung“ unter Beratung des Ökonomierats Schmid aus Tauberbischofsheim und unter Vorsitz von Bürgermeister Isidor Linz die Satzung beschlossen.

In dieser waren unter anderem die Wahl des Vorstandes, des Rechners und des Aufsichtsrats in einer Generalversammlung sowie der Mitgliedsbeitrag von einer Mark, ab 1. Januar 1898 von zwei Mark, festgelegt. Außerdem sollte mit dem ländlichen Kreditverein eine Sparkasse verbunden werden.

Die Wahl zu den Gremien der Genossenschaft brachte folgendes Ergebnis: geschäftsführender Vorsteher August Grimm, Stellvertreter Julius Link, weitere Vorstandsmitglieder Ernst Frankenbach, Isidor Linz und Franz Karl Berberich. Dem Aufsichtsrat gehörten Josef Wilhelm Link, Albert Schäfer, Heinrich Link, Gustav Burkardt, Gottfried Dambach, Ludwig Maier, und August Burkardt an.

Fusion zur Volksbank Franken

Der Verein wirtschaftete wohl sehr umsichtig, denn schon 1925 zählte er 386 Mitglieder aus Mudau und Umgebung. 1971 schlossen sich die selbstständige Buchener Volksbank, Spar- und Kreditbank eGmbH Mudau und Raiffeisenbank Hettingen zur leistungsfähigen Volksbank Franken zusammen. Hans Slama stellte abschließend fest: „Es hat sich im Laufe der Geschichte gezeigt, dass die demokratische Rechtsform der Genossenschaft aktueller denn je ist. Sie bietet Raum für Lösungen kommender Herausforderungen“.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten