Buchen. Die Fränkischen Nachrichten haben mit Christoph Schneider, Sprecher des Unternehmerkreises Buchen, über die Situation und Erwartungen der Unternehmen im Mittelbereich Buchen gesprochen.
Herr Schneider, wie ist die Stimmung in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung bei Mitgliedsunternehmen des Unternehmerkreises Buchen?
Christoph Schneider: Die Märkte der Unternehmen des Unternehmerkreises Buchen sind geografisch und branchenspezifisch sehr unterschiedlich. Entsprechend zeigen sich auch die wirtschaftliche Entwicklung und die jeweiligen Erwartungen für die nächsten Monate. Insgesamt sind Aussichten wie Lage der Beschäftigung aber auf einem absoluten Tiefpunkt und vergleichbar mit der Krise 2009. Mittlerweile dauert die Krise nur länger. Die Sorgen nehmen zu, inwieweit eine Erholung durch zusätzliche Belastungen wie Krankenstände, Fachkräftemangel, bürokratische Fesseln, abwandernden Industriebereichen, disruptivem Welthandel und globalen Konflikten möglich ist.
Offensichtlich scheint die exportierende Industrie derzeit von dem Effekt zu profitieren, dass US-amerikanische Unternehmen Waren bestellen, bevor möglicherweise höhere Importzölle die Produkte verteuern würden. Ist dieser Effekt auch bei Unternehmen aus der Region zu spüren?
Schneider: Aus unseren eigenen Erfahrungen in der OKW-Gruppe sind dies fast immer nur Vorziehungen oder Verschiebungen von Aufträgen aus den USA. Die Gesamtnachfrage wird dadurch nicht verändert, das Problem der vollen Lager, der restriktiven Bestellpolitik und der Investitionszurückhaltung ist global als Phänomen zu konstatieren.
Welche Auswirkungen könnte die US-amerikanische Politik auf Unternehmen in der Region haben?
Schneider: Für viele exportorientierte Unternehmen ist der US-Markt neben dem europäischen ihr größter Markt. Wenn nicht direkt, dann liefern häufig die eigenen Kunden in diesen Markt. Der Zustand der amerikanischen Wirtschaft wirkt sich für uns eins zu eins auf die Beschäftigung aus und ist auf absehbare Zeit realistisch nicht zu kompensieren. Es dauert gerade im Mittelstand Jahre, kontinuierliches Geschäft in einem neuen Markt aufzubauen. Wir müssen politisch im eigenen Interesse alles versuchen, die Wogen zu glätten und hier die Gemüter zu beruhigen.
Mit welchen Erwartungen ist der Regierungswechsel aufseiten der Unternehmen in der Region verbunden?
Schneider: Ein Wechsel war von uns Wählern mehrheitlich gewollt und als notwendig angesehen. Wir haben eine neue Regierung. Jetzt braucht es die Zeichen, dass diese neue Regierung verstanden hat, was anzugehen ist, und es möglich macht, damit wir wieder loslegen können. Die anhaltende Rezession hat bei vielen Unternehmen die Reserven, die über Jahre aufgebaut wurden, abgeschmolzen. Diese müssen wieder neu gebildet werden können. Dafür braucht es Entlastung der Unternehmen – mehr Gewinne, weniger Regeln, weniger Steuern. Nur daraus entstehen wieder Innovation, Investitionen und Stabilität, steigende Einkommen und echte Einnahmen in unsere Steuer- und Sozialsysteme.
Wie schätzen Sie die Entwicklung von Kurzarbeit ein?
Schneider: Kurzarbeit ist überall. In manchen Fällen ist sie nur angemeldet, wird aber nicht durchgeführt. Die Anmeldung ist notwendig, um innerhalb eines Monats Kurzarbeitergeld als Reaktion auf Beschäftigungsrückgänge beantragen zu können . Und das zeigt, dass sehr viele Unternehmen mit weiterer auch kurzfristiger Verschlechterung der Beschäftigungslage oder einer weiter anhaltenden Rezession rechnen - oder glauben, rechnen zu müssen.
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