Musical - Die Laudaerin Raphaela Dürr designte die Kostüme für das Ludwig²-Ensemble im Festspielhaus in Füssen

Weiß-goldene Tüllrobe mit Sternen im Haar

Von 
cadü
Lesedauer: 
Die Laudaerin Raphaela Dürr (hinten links) ist im Festspielhaus in Füssen für die Neugestaltung der Kostüme des diesjährigen Spielplanes verantwortlich. © Dürr

Das Ludwig²-Ensemble im Festspielhaus in Füssen erstrahlt im neuen Glanz. Einen ganz wesentlichen Anteil daran hat die Laudaerin Raphaela Dürr.

Lauda/Füssen. „Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen“. König Ludwig II. von Bayern - Romantiker, Träumer, Visionär. Die einzigartige Geschichte über Leben und Tod des legendären Märchenkönigs erzählt das Erfolgsmusical Ludwig² – der König kommt zurück. Ludwigs Festspielhaus in Füssen, direkt am Forggensee gelegen, bietet einen atemberaubenden Ausblick auf das Märchenschloss, das Ludwig II. erschaffen und berühmt gemacht hat: Schloss Neuschwanstein.

Seit Sommer 2017 können sich die Zuschauer im Festspielhaus wieder von der mysteriösen Lebensgeschichte des Königs, der klangvollen Musik, dem opulenten Bühnenbild und seit letzter Woche auch von den neuen Kostümen verzaubern lassen. Die Kleider der weiblichen Hauptdarstellerinnen und des Ensembles wurden komplett überarbeitet und teilweise ganz neu designed: „Wir wollen das Ludwig² – Ensemble im neuen Glanz erstrahlen lassen.“ erklärt Lisa Rietzler, der kreative Part des Hausherren-Ehepaares vom Festspielhaus und Initiatorin des Projekts.

Zusammen mit der Laudaerin Raphaela Dürr, gelernte Schneiderin und angehende Modedesignerin in München, hat sie viel gelernt: „Von der Idee bis hin zur endgültigen Fertigstellung eines Kleides liegt ein langer Weg.“ Die Kleider im Stil des Zweiten Rokokos, inspiriert von den Originalkostümen, die gleichzeitig auch bühnentauglich sind, stellte für das Designerduo eine neue Herausforderung dar.

Aus dem Familienkreis entstand der Kontakt zu Raphaela Dürr. Die 23-Jährige aus dem Taubertal, lebt und studiert seit zwei Jahren in Bayerns Hauptstadt. Die Leidenschaft für Mode entflammte bereits in jungen Jahren und schnell entstand der Traum, diese Passion später auch einmal zum Beruf zu machen.

So ging es nach dem Abitur zunächst in die Lehre zur Modenäherin bei René Lezard, bevor sie mit dem Studium zur Modedesignerin in München loslegte. Als Deutschlands beste Modenäherin 2015 lernte sie das Schneiderhandwerk in den zwei Ausbildungsjahren von der Pike auf.

Während ihres Studiums in München ist sie bereits mit der Modeepoche des Zweiten Rokoko, die die Kaiserin Sissi stark geprägt hat, in Berührung gekommen. Die Hausarbeit über sie als damalige Stilikone sowie die Liebe zu den allbekannten Sissi-Filmen mit Romy Schneider, stellten die perfekte Grundlage für die weitere Recherche zum Ludwig² – Designprojekt dar. Aus dieser ausführlichen Nachforschung entstand schließlich das sogenannte Moodboard – ein Buch mit zahlreichen Ideen, Inspirationen, Fotos und Zeichnungen zu Schnitten, Material und Farben der Kleider.

Die Neugestaltung der Kostüme umfasst die fünf weiblichen Hauptdarstellerinnen sowie das Ensemble – 20 neue Kleider standen also auf dem Plan für das Designer-Duo! Hierzu arbeiteten die beiden zunächst einen Kollektionsrahmenplan aus, denn alle Kleider sollten aufeinander abgestimmt und auch passend zu den Kulissen sein. Die beiden beschlossen, dass sich der Hauptcast von den Ensemble-Darstellerinnen farblich abheben soll. Dabei legten die beiden Wert darauf, dass Schnitt und Farbe die charakterlichen Eigenschaften und gesellschaftliche Stellung der jeweiligen Personen widerspiegeln.

So erhielt Sophie, jüngere Schwester von Sissi und Verlobte von Ludwig II., ein verspieltes rosafarbenes Kleid mit Spitze, Rüschen und Blumen, während die strenge Mutter Marie in gedecktem Stil, langärmlig, ja fast konservativ mit schwerer Perlenkette eingekleidet wurde.

Augenmerk lag auf Sissi

Ein besonderes Augenmerk der beiden Designerinnen lag auf Sissi. Die österreichische Kaiserin sollte im Glanz nach dem wohl berühmtesten Gemälde von Franz Xaver Winterhalter erstrahlen: weiß goldene ausladende Tüllrobe mit Sternen im langen Haar. Nachdem die Kleider für die Hauptdarstellerinnen gedanklich und zeichnerisch zu Papier gebracht waren, machte man sich Gedanken über den Hofstaat: 15 neue Entwürfe für das Ensemble wurden benötigt und hierfür musste nun eine genaue künstlerische Gesamtkonzeption her. Die Grundvoraussetzung für alle Kostüme war eine authentische Darstellung – man wollte den Zuschauer des 21. Jahrhunderts direkt in die Zeit des Zweiten Rokokos von 1850 bis 1870 versetzen, eben in die schöne Sissi Zeit. Typisch für diese Modeepoche ist, dass Rock und Oberteil zweiteilig gearbeitet waren. Das Ergebnis des Designer-Duos waren letztendlich sieben unterschiedliche Hofstaat Kollektionen mit einem Rock-Oberteil-Baukastensystem, das es so noch nie in Ludwigs Festspielhaus gab. Der Rock stellt dabei die Basis da. Dieser ist vom Grundschnitt immer gleich, jedoch innerhalb der einzelnen Kollektionen in Gestaltung individuell in reichlicher Variation mit Rüschen, Spitzen, Bändern, Schößchen oder Volants.

Die Oberteile, die als Corsagen gearbeitet sind, zeichnen sich mit ebenso viel Glanz, Prunk und Extravaganz aus, wie die Zeit des Zweiten Rokokos nun einmal war. So haben die beiden Designerinnen verschiedene Ausschnitte, die die Schultern frei lassen, mit oder ohne Perlen- oder Spitzenbesatz oder verziertem Ausschnitt kreiert.

Auch bei der Farbauswahl für den Hofstaat war sich das Designer-Duo schnell einig. Um die Hauptcharaktere aus dem Gesamtbild hervorzuheben, wählte man für das Ensemble gedeckte Farben in gold, beige, creme, braun und kupfer. Damit die Oberteile flexibel an den sich wechselnden Cast verteilt werden können, wurden die Oberteile jeweils in den verschiedenen Größen Small, Medium und Large angefertigt. Und hier greift nun der Clou des ganzen Konzeptes: die verschiedenen Kollektionen waren sich in Grundschnitt, Farbe oder Material ähnlich, so dass man, wie in einem Baukasten, zum ausgewählten Rock ein Oberteil auf die benötigte Größe der Darstellerin vor Ort auswählen kann.

So wird jede einzelne Ludwig²- Vorstellung individuell sein – denn die Zusammenstellung der Kleider des Hofstaates variiert bei jeder Vorführung. Von der Idee war auch das beauftragte Schneideratelier begeistert. Dieses lieferte in knapp sechs Wochen die entworfenen Kleider. Mittlerweile sind alle Kostüme in Ludwigs Festspielhaus angekommen und das Fitting-Team um Raphaela und Catherine Dürr probiert aktuell die neuen Kleider mit den Darstellerinnen an. Das gesamte Werk in voller Pracht haben die Designerinnen Lisa Rietzler und Raphaela Dürr am Premierenabend letzte Woche zu sehen bekommen. Noch bis Anfang Januar 2019 kann man sich in Ludwigs Festspielhaus am Forggensee endlich vom Mythos des Märchenkönigs verzaubern lassen. Dann klingen wieder die einzigartigen Töne von des Ludwigs² Musicals im Königswinkel. cadü

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten