Gemeinderat

Tempo runter und eine Neugestaltung der Ortseingänge

Fahrzeuglärm kann krank machen. Deshalb muss der Geräuschpegel reduziert werden. Die Stadt plant nun Tempo-Reduzierungen und Überwachungsanlagen an der B 290.

Von 
Diana Seufert
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Im Rahmen der Umsetzung der Stufe 4 des Lärmaktionsplans hat die Stadt einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Ein Projekt ist die Neugestaltung der Ortseinfahrten, wie hier in Königshofen. © Diana Seufert

Lauda-Königshofen. Wenn über drei Millionen Fahrzeuge pro Jahr durch die Ortsdurchfahrt von Königshofen fahren, ist das kein Pappenstiel. Nicht nur das Überqueren der Straße ist für Fußgänger nur schwer möglich, sondern allein die absolute Anzahl von Autos, Lkw oder Motorrädern sorgt für Lärm. Der wirkt sich negativ auf den Organismus aus.

Die Stadt ist verpflichtet, im Rahmen der europäischen Umgebungslärmrichtlinie eine Lärmkartierung und eine Lärmaktionsplanung vorzunehmen. Bei der Sitzung des Gemeinderats am Montag im Laudaer Rathaussaal wurde die vierte und letzte Stufe dieser Planung vorgestellt. Dabei stand neben der L 511 am Stadteingang von Lauda bis zur Straße „Am Wört“ vor allem die B 290 im Mittelpunkt. Sie zieht sich wie ein roter Faden von Gerlachsheim bis nach Unterbalbach durch das Stadtgebiet. „Hier ist Handlungsbedarf“, machten Bürgermeister Dr. Lukas Braun und Stadtbaumeister Tobias Blessing dem Gremium und den zahlreichen Zuhörern deutlich. Zumal eine neue Berechnungsgrundlage herangezogen wird, wonach sich die Zahl der Betroffenen in etwa verdoppelt. Wie Blessing unterstrich, sind in Königshofen und Unterbalbach zwischen den durchschnittlichen Tageswerten und den reinen Werten für die Nachstunden keine signifikanten Unterschiede zu verzeichnen.

„Wir reden allerdings von einem Lärmaktionsplan, nicht von einem Plan zur Reduzierung der Geschwindigkeit“, betonte Blessing mehrfach. Dennoch ist eine Tempominderung bei mehr als 8200 Fahrzeugen pro Tag für die Bürger ein wichtiges Mittel der Wahl, wie es aus dem Gremium hieß. Geplant sind Tempo-Reduzierungen, Geschwindigkeitsüberwachung und die Neugestaltungen der Ortseingänge in Königshofen und Unterbalbach.

„Der Lärmaktionsplan ist Sache der Stadt. Wenn wir das Konzept ordentlich machen, dann steht der Umsetzung nichts mehr im Weg“, ist Gemeinderat Gerd Holler (FBL) überzeugt. Er war froh, dass sowohl die Neugestaltung der Ortseingänge als auch die Temporeduzierung auf 70 Stundenkilometer vor dem Ortsschild in den Katalog aufgenommen wurden. Weil übergeordnete Behörden wie das Regierungspräsidium auf ihren Zustimmungsvorbehalt verzichten, hat für ihn die Kommune das Heft des Handelns in der Hand und kann beim Landratsamt die entsprechenden Anträge stellen.

Einstimmig billigte das Gremium die ausgearbeitete Planung. Diskussionspunkt war aber der Flüsterasphalt, den Dorothee Walter (CDU) ansprach. Denn in Königshofen, in Höhe des Aldi-Markts, „flüstert“ er nicht mehr. Wie Blessing erklärte, ist dieser Asphalt sehr grobporig, die Wirkung lässt nach einigen Jahren nach. „Die Ortsdurchfahrt Königshofen wurde 2010 gemacht, das wird noch einige Jahre so bleiben.“ Dass ein nötiger Austausch alle sechs bis acht Jahre erfolgt, glaubt man auch im Gremium nicht.

Ein Bürger hatte bereits in der Fragestunde die Tempo-30-Regelung in Rot am See als mögliches Vorbild für Königshofen ins Spiel gebracht. Ulrich Stier war allerdings überzeugt, dass dies das Verkehrschaos in der Ortsdurchfahrt Königshofen nicht verbessern würde. Den Blick auf die Vermeidung von Verkehrslärm wollte Angelika Tolle- Rennebarth (FBL) lenken. Um den Individualverkehr zu reduzieren, müssten der ÖPNV sowie alternative Verkehrsmittel ausgebaut werden. Sie hoffe, dass auch dabei Verbesserungen erzielt würden. „Je weniger Verkehr, desto weniger Lärm“, war ihre Rechnung. Unterbalbachs Ortsvorsteher Jürgen Segeritz begrüßte die geplanten Maßnahmen.

Die Stadt will den Lärmaktionsplan zur Umsetzung der europäischen Umgebungslärmrichtlinie voranbringen. Am Montag wurde der Berichtsentwurf zur Lärmaktionsplanung Stufe 4 gebilligt und die Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen. Bürgermeister Braun hofft, dass der Beschluss zur Umsetzung noch vor der Sommerpause des Gemeinderats gefällt werden kann.

Was sieht die Stufe 4 der Lärmaktionsplanung vor

Der Lärmaktionsplan basiert auf der Lärmkartierung 2022. Neben dem Land Baden-Württemberg sind auch die Städte und Gemeinden mit im Boot. Sie konzentrieren sich auf die Gegebenheiten in ihren Kommunen.

Was soll zum Schutz der Bürger getan werden? Das Maßnahmenkonzept der Stadt Lauda-Königshofen sieht für Königshofen Tempo 70 vor den Ortseinfahrten und eine Neugestaltung der Ortseingänge vor, damit die Autofahrer den Fuß vom Gas nehmen. Von der Tauber-Franken-Halle bis zur Kreuzung von B 290/B292 sollte Flüsterasphalt eingebaut und temporär bis zur Fahrbahnsanierung Tempo 30 umgesetzt werden. Die Einhaltung der Geschwindigkeit soll überwacht werden.

In Unterbalbach eine ähnliche Vorgehensweise: Ebenfalls vor den Ortseingängen Tempo 70, eine Neugestaltung der Ortseingänge und eine Geschwindigkeitsüberwachung statt der bisherigen Anzeigetafeln. Zudem gilt es, den Einbau von Lärmschutzfenstern als passiven Schallschutz zu prüfen und bei Neubauten sowie Sanierungen die Aufenthaltsräume auf die Lärm abgewandte Seite zu legen.

Gerlachsheim wird von der B 290 nur tangiert. Daher soll am Ort entlang zwischen Bahnschranke und Beginn des Tempo-70-Bereichs Flüsterasphalt Abhilfe schaffen. Zudem ist eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer geplant sowie auf Höhe der Gerlachstraße eine Geschwindigkeitsüberwachung. dib

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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