Historisches und Kulturelles Königshofen

Spannende Sammlung an Literatur zum Bauernkrieg wird in Königshofen präsentiert

Der Bauernkrieg im Spannungsfeld. Ausstellung der GHK zum Gedenken an das große Bauernsterben 1525.

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Das Foto zeigt von links: Brigitte Simonson, stellvertretende Vorsitzende der GHK, Herbert Bieber, Bürgermeisterstellvertreter, Bernhard Geisler, Vorsitzender der GHK bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus Königshofen. © Schütz

Königshofen. Im Rahmen der regionalen Gedenkveranstaltungen beteiligt sich die Gruppe Historisches und Kulturelles Königshofen (GHK) mit einer Ausstellung. Dabei werden Exponate gezeigt, die das Spannungsfeld beleuchten, in dem sich dieses geschichtliche Ereignis bewegt. Bei der Eröffnung konnte der GHK-Vorsitzende Bernhard Geisler eine beachtliche Zahl interessierter Gäste begrüßen sowie Hintergründe und Ziele der Ausstellung erläutern. Nach dem Motto: „Es ist alles geschrieben, nur noch nicht von jedem“, finden die Besucher eine möglicherweise einzigartige Sammlung an Literatur zum Bauernkrieg, die von Comics über Zeitschriften, Romane, Kinder- und Schulbücher bis zur akademischen Fachliteratur und über eine Zeitspanne von 400 Jahren reicht. Auch Tonträger, wie Schallplatten oder CDs, werden in diesem Zusammenhang ebenso präsentiert, wie Kitsch und Kunst.

„In den letzten Monaten sind mit Bezug auf den Bauernkrieg zahlreiche Bücher, mit teilweise mehreren hundert Seiten Text, neu auf den Markt gekommen, die inhaltlich meist recht allgemein gehalten, das wiedergeben, was zuvor schon jahrzehntelang und dutzendfach veröffentlicht worden war. Manchmal muss man sich dennoch wundern, welche blühende Fantasie Schreiber entwickeln, wenn sie Personen und Ereignisse komplett anders verorten, als dies verlässlich dokumentiert ist“, so Geisler. Der Bauernkrieg stehe seit Generationen in einem großen Spannungsfeld. War in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg dieses Ereignis in ganz Deutschland noch präsent, so änderte sich das mit der Gründung der DDR im Oktober 1949 zusehends. Schließlich reklamierte der neue Staat im Osten den 1525 gescheiterten Anlauf, auf deutschem Boden eine Gesellschaft aufzubauen, in der Gleichberechtigung herrscht, in der sich jeder nach seinen Möglichkeiten und Talenten einbringt, ausschließlich für sich. Die „Märtyrer“ des Bauernkriegs – allen voran Thomas Müntzer, aber auch Florian Geyer – wurden zu Helden stilisiert. Unzählige Einrichtungen und „volkseigene Betriebe“ wurden nach Müntzer und Geyer benannt und sind bis heute überall präsent.

Das Gedenken war in der BRD verpönt

In der Bundesrepublik sei das Gedenken an den Bauernkrieg - politisch motiviert - verpönt gewesen. Der „Mainstream“ habe sich von dem, was in der „Ostzone“ aufgezogen wurde, distanziert. Das Gedenken an die Menschen, die mit ihrem Aufbegehren 1525, trotz ihres Scheiterns, erste Grundlagen für die Demokratie gelegt hatten, sei eigentlrster Linie ein Anliegen „intellektueller Linker“ gewesen, die man gewähren ließ. 1925 hatte es in Königshofen im Rahmen eines Heimattages eine große Gedenkveranstaltung anlässlich 400 Jahre Bauernkrieg gegeben. Es dauerte bis in die Zeit um das Jahr 2000, ehe man in Königshofen wieder ein deutliches Zeichen setzte - abgesehen von der Benennung zweier Straßen nach den Bauernführern Florian Geyer und Georg Metzler - und einem einzigartigen Denkmal, einem zehn Meter hohen Sgraffito, das 1962 an der Rückwand der Grund- und Hauptschule aufgebracht und 2024 zerstört wurde. Mit geringem finanziellem Aufwand könnte das untergegangene Bild auf die Stirnwand der Schulturnhalle aufgemalt werden, also in unmittelbarer Nähe zum ursprünglichen Standort.

Auch das Spannungsfeld „Erinnerung – Vergessen“ wurde bei der Eröffnung betrachtet. Reicht es aus, unsere Demokratie zu erhalten, wenn alle 25 oder 50 Jahre ein landesweiter „Hype“ aufgezogen wird, neue Bücher mit alten Erkenntnissen auf den Markt kommen? Die Erinnerung an die Menschen, die vor nunmehr 500 Jahren ermordet wurden, weil sie für die Rechte gekämpft haben, die heute in Deutschland „selbstverständlich“ sind, dürfe nicht auf sogenannte runde „Jubiläen“ beschränkt werden. Schon die Bezeichnung „Jubiläum“, im Zusammenhang mit einer kriegerischen Auseinandersetzung, sei inakzeptabel, so Geisler weiter, tituliert man damit doch eine „Jubelfeier, ein Fest zur freudigen Erinnerung an ein Ereignis.“ Im Bauernkrieg wurden etwa 75.000 Menschen getötet. Auf die heutige Bevölkerung in den betroffenen drei Bundesländern umgelegt, wären das rund 825.000 Menschen. Das zu „bejubeln“ sei einfach geschmacklos.

Die Ausstellung in den Vereinsräumen im Königshöfer Rathaus ist am Pfingstmontag, 9. Juni, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten werden über die Presse und den Newsletter der Stadt bekanntgegeben. Sonderführungen für Gruppen sind darüber hinaus auf Anfrage möglich. isch

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