Zum Eisenbahnjubiläum am 6. Mai stehen vor allem in Lauda Raritäten rund um den früheren Bahnbetrieb im Mittelpunkt, wie etwa ein komplett betriebsfähiges Stellwerk im Heimatmuseum.
Lauda. Zwar ist das Bahngelände mittlerweile weitgehend verwaist, doch die Eisenbahn ist in Lauda allgegenwärtig. Nicht nur, dass am 6. Mai im Rahmen des Jubiläums 150 Jahre Tauberbahn auch die Aufstellung des Dampflokdenkmals vor exakt 40 Jahren unterhalb der Sparkasse mit einem großen Tag der offenen Dampflok gefeiert wird, auch im Heimatmuseum gibt es eine eigne Eisenbahnerstube, die an die vor allem personal- aber auch glorreichen Eisenbahnzeiten in Lauda erinnert. Und in dieser Stube steht, fast unbemerkt, seit über 30 Jahren noch eine weitere besondere Rarität: Ein sogenanntes Einheitsstellwerk, wie es jahrzehntelang entlang der Bahnstrecken rund um Lauda seinen zuverlässlichen Dienst erledigt hat und das zum Teil so heute noch immer in manchen Bahnhöfen in Betrieb ist.
Nach der Aufstellung der Dampflok 1978, bei der Rudi Neugebauer die treibende Kraft und der Initiator war, hatte sich der langjährige Teamleiter der Signaltechnik in Lauda angeboten, auch ein Stellwerk zu besorgen. Zuvor organisierte der umtriebige Eisenbahner, dem die Geschichte der Bahn in Lauda sehr am Herzen liegt, bereits die Schranken- und auch die Signalanlage am Dampflokdenkmal.
„Um dieses Ensemble zu komplettieren, war es mir wichtig, dass möglichst alle Bereiche, die früher einmal im Bahnhof Lauda vertreten waren , für die Nachwelt anschaulich präsentiert werden. Und dazu gehörte unbedingt ein Stellwerk, wie es in jedem Bahnhof stand“, erzählt Rudi Neugebauer bei einem Besuch der Fränkischen Nachrichten zusammen mit Stadtarchivar Ingo Hauer in der Eisenbahnstube im Heimatmuseum.
Doch nach der Lokaufstellung 1978 dauerte es bis 1983, als in Reichenberg, vor den Toren Würzburgs, das dortige Stellwerk umgebaut wurde und sich die Gelegenheit bot, das alte Stellwerk kostenlos zu bekommen. „Ursprünglich wollten wir das alte Stellwerk aus Markelsheim in Lauda aufstellen, doch gab es damals den einhelligen Wunsch der Dampflokfreunde Lauda, dass es ein Stellwerk von einer zweigleisigen Strecke sein sollte, weil es größer und anschaulicher war“, erklärt Rudi Neugebauer, warum die Wahl auf Reichenberg fiel. Der dortige Bahnhof gehörte zum Betriebsamt Lauda, das Stellwerk wurde von der damaligen Signalmeisterei Lauda gewartet und entstört.
Seit 1986 im Heimatmuseum
1986 stellten dann Mitglieder der Dampflokfreunde dieses Einheitsstellwerk im Heimatmuseum in Lauda wieder funktionstüchtig auf. Wie Stadtarchivar Ingo Hauer berichtet, sind bei Führungen vor allem die jüngeren Besucher immer wieder fasziniert von den vielen Hebeln und der Mechanik, mit der sogar durch Kurbeln Wechselstrom erzeugt werden kann, was eine kleine Glühbirne anschaulich demonstriert.
Stellwerke in einfacher Form gab es, wie Rudi Neugebauer, weiter erzählt, seit den Anfängen der Eisenbahn. „Sie beschränkten sich zunächst auf die Sicherung und Herstellung der Abhängigkeit zwischen den auf Fahrt zu stellenden Signalen und den Einrichtungen im Fahrweg. Die Stellvorgänge wurden von Hand an Ort und Stelle ausgeführt.“
Erst später, so Rudi Neugebauer weiter, war um die Jahrhundertwende mit Hilfe mechanischer Übertragungseinrichtungen durch Gestänge und Drahtzugleitungen die Bedienung von Weichen und Signalen möglich. „Da die Bedienung aus betriebstechnischen und Sicherheitsgründen nur in einem vom Stellwerk- und Weichenwärter einzusehenden Bereich zulässig war, mussten in Lauda mehrere Stellwerke in Abhängigkeit zueinander gebaut werden. So gab es im Bahnhof Lauda drei Stellwerke und bis 1971 eine Befehlsstelle im Bahnhofsgebäude. Das Reichenberger Stellwerk im Heimatmuseum in Lauda wurde 1912 gebaut.
Im Main Tauber Kreis gibt es heute nur noch zwei Bahnhöfe mit dieser Stellwerks-Bauform, so in Bad Mergentheim das Fahrdienstleiter-Stellwerk und das Stellwerk 1 als Wärterstellwerk.
Ein zweites mechanisches Stellwerk ist noch in Markelsheim in Betrieb. Übrigens: Eine Schrankenkurbel im Heimatmuseum stammt ebenfalls aus Reichenberg und war dort exakt so aufgebaut.
Zur Person Rudi Neugebauer
Rudi Neugebauer wurde 1947 in Distelhausen geboren und besuchte von 1961 bis 1965 die Signalschule Wuppertal der Deutschen Bundesbahn. Dort erlernte er den Beruf des Signalelektromechanikers.
Über die Stationen Werkmeister, Ober- und Hauptwerkmeister stieg er bis zu seiner Pensionierung 2002 zuletzt zum Technischen Betriebsinspektor sowie Teamchef der Leit- und Sicherungstechnik der ehem,aligen Signalmeisterei Lauda auf.
Bereits 1976 initiiert Rudi Neugebauer unter seinen Arbeitskollegen eine kleine Spendenaktion mit dem Ziel, eine Dampflok zu kaufen. Er ist der eigentliche Initiator des heutigen Dampflok-Denkmals. Nach anfänglichem Zögern fand er in Lokführer Josef Umminger einen Mitstreiter, der ebenfalls die Werbetrommel für dieses Projekt rührte.
Aus dieser Initiative der Beiden entwickelte sich die Interessengemeinschaft der Dampflokfreunde Lauda und später dann noch eine Bausteinaktion in der Bevölkerung, die schließlich den Kauf der heutigen Dampflok unterhalb der Sparkasse ermöglichte. Nach der Lokaufstellung 1978 sorgte Rudi Neugebauer auch für den Einbau der Signal- und Schrankenanlage beim Lok-Denkmal sowie 1986 für den Einbau des Stellwerks im Heimatmuseum. thos
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-raritaet-aus-vergangenen-eisenbahntagen-_arid,1236944.html