Bauernkrieg - Der Ablauf der Weinsberger Bluttat am Ostersonntag 1525

Prügelnde Bauern kannten mit den Rittern keine Gnade

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Königshofen. Am Morgen des 16. April - Ostersonntag - zog der Bauerntross gegen Weinsberg, um, wie es einige sarkastisch formulierten, "die Ostereier zu holen". Gemeint war damit, man werde die Weinsberger Burg Weibertreu ausheben und sich sein eigenes Hab und Gut zurückholen, welches die Lehensritter von den Bauern herausgepresst hatten. Zwei voran geschickte Herolde forderten den wachhabenden Ritter Dietrich von Weyler auf, Burg und Stadt dem christlichen hellen Haufen zu öffnen. Doch dieser hielt die Forderung für reines "Maulheldentum" und war in keinster Weise gewillt mit dem Bauerngesindel, welches er als "Rossmucken" und "Schwarm lästiger Bremsen" abtat, zu verhandeln.

Als schließlich die Abgesandten der Bauern beschossen wurden, war der blutige Kampf unausweichlich. Kurz entschlossen stürmten die Bauern vom westlich gelegenen Schemelsberg her zuerst die über der Stadt liegende Weinsberger Burg, die Weibertreu, und eroberten sie innerhalb kurzer Zeit. Die Burg wurde geplündert und in Brand gesetzt; die überlebenden Verteidiger wurden verhaftet.

Anschließend stürmten die Bauern die von einer Mauer geschützte Stadt Weinsberg, die damals etwa 1500 Einwohner zählte. Allerdings war diese Stadtmauer an einer Stelle schadhaft, so dass die Eindringlinge leichtes Spiel hatten.

Die Stadt samt Johanneskirche, die als letzte, vergebliche Zuflucht für die Verteidiger gedient hatte, wurde geplündert. In nur einer Stunde war der ganze Spuk vorbei. Georg Metzler und andere Führer befahlen, niemanden mehr zu töten. Die Gefangenen wurden aus der Kirche geführt, gefesselt, gedemütigt und Jäcklein Rohrbach zur Bewachung übergeben.

Während im Burgkeller und den zahlreichen Wirtshäusern der Stadt anschließend der Sieg über die verhassten Ritter gefeiert wurde, beschlossen hinter dem Rücken Metzlers und der anderen Führer nun einige Bauern auf Antrieb des blutdürstigen Rohrbach, den Grafen Ludwig von Helfenstein und 16 weitere gefangen genommene Adlige zu töten.

Sie führten sie aus der Stadt auf einen Acker, bildeten einen Kreis, in dem sie den Gefangenen das Todesurteil verkündeten, machten dann, mit Spießen und Hellebarden bewaffnet, eine Gasse und jagten die Gefangenen durch die Spieße. Ein Pfeifer, der früher in den Diensten des Grafen Helfenstein gewesen war, Melchior Nonnenmacher von Ilsefeld, nahm ihm den Hut vom Kopf, setzte ihn selbst auf und hüpfte, die Pfeife spielend, vor dem Grafen umher. Dafür wurde er wenige Monate später, als das Blatt sich gewendet hatte, von den Herren bei lebendigem Leib verbrannt.

Zwar hatte der Graf in Anbetracht seiner misslichen Lage verzweifelt versucht, mit den Bauern nun endlich zu verhandeln, doch auf welcher Basis? Er hatte nichts zu bieten, was sich die Sieger nicht ohnehin hätten nehmen können. Und auch seine Frau, eine natürliche Tochter des Kaisers Maximilian mit ihrem zweijährigen Söhnchen auf dem Arm, hatte vergebens um Gnade gefleht.

Die Leichen der Ritter wurden nackt ausgezogen und liegen gelassen, die Gräfin mit ihrem Kind, das mit dem Tode bedroht und verwundet worden war, auf einem Mistwagen nach Heilbronn gefahren.

Dieser schmerzvolle Tod der Ritter von Weinsberg durch das Stechen und Prügeln der Bauern ging als die Weinsberger Bluttat in die Geschichte des Bauernkriegs ein.

Sie prägt entscheidend das Bild vom mordenden und plündernden Bauern und ist einer der Hauptgründe, weshalb sich viele Adlige gegen die Sache der Bauern stellten. Zur Strafe wurde später die Stadt Weinsberg niedergebrannt und Jäcklein Rohrbach, der für diese Tat hauptverantwortliche Bauernführer, in Heilbronn ebenfalls bei lebendigem Leib verbrannt. bege

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