Gerlachsheim. Dass Wigald Boning eine Vorliebe für ungewöhnliche und nicht selten herausfordernde Projekte hat, ist bekannt. Sein aktuelles Vorhaben: Seit fast 1200 Tagen geht der 58-Jährige täglich baden – bei jedem Wetter, in Seen, Flüssen, Tümpeln, Rückhaltebecken, Schwimmbädern und anderen Gewässern sowie Wasserströmen. Auch eine Geburtsbadewanne spielte in seinen Überlegungen schon eine Rolle.
Bei seinem „Lichtbildervortrag“ in der Gerlachsheimer Turnhalle ging Boning dann aber alles andere als baden – im Gegenteil: Mit über 250 aufmerksamen Besucherinnen und Besuchern tauchte der bekannte Entertainer und Autor tief in seine skurrilen wie faszinierenden Badeabenteuer ein. Bei „Herr Boning geht baden“, so auch der Titel seines Buchs, fesselte er mit seinen Schilderungen: Boning erzählte einnehmend, detailreich und mit seinem typischen Humor von einem Selbstversuch, der inzwischen seinen Alltag prägt.
Grundlose Hobbys können auch schön sein
„Warum das Ganze?“, sei eine der häufigen Fragen zu diesem Projekt, erzählte Boning – und seine Antwort: Seine Motivation wechsele. Nach einem Umzug an den Ammersee wollte er einer Operation an seiner schmerzhaften Kalkschulter davonschwimmen. Es folgten Phasen, in denen sportlicher Ehrgeiz, Freude am Quatsch oder die tägliche Routine die treibenden Kräfte waren. Manchmal wisse er selbst nicht so genau, was ihn ins Wasser treibe. Aber grundlose Hobbys können ja auch schön sein.
Mit Schwimmen oder gar Sport habe er in seiner Kindheit und Jugend wenig am Hut gehabt, gab Boning offen zu. Erst mit über 30 Jahren sei er in eine Art „Laufrappel“ geraten. 2013 wagte er sich völlig unvorbereitet an einen 24-Stunden-Schwimmwettbewerb. Nach 23 Stunden auf nüchternen Magen noch Alkohol – das war zu viel des Guten. Und doch machte er mit dem Schwimmen 2014 weiter. Die Bodensee-Querung folgte, mit einem Rekord der anderen Art: Bis heute hält er den Titel des langsamsten Bodensee-Querers aller Zeiten. Danach war erstmal Schluss mit dem Schwimmsport – bis Corona kam, und der Ammersee ihn lockte.
Eine weitere Inspiration war ein englischer Landadliger des 18. Jahrhunderts, der ein frühes Hallenbad errichten ließ und fortan fast nur noch zum Essen oder Gedichte-Vortragen das Wasser verließ. Wigald Boning entwickelte „einen ausgereiften Plan“: Ein ganzes Jahr lang jeden Tag schwimmen. „Dass ein Jahr auch einen Winter hat, das wusste ich damals nicht“, meinte er augenzwinkernd.
Seitdem ist das tägliche Bad mit allen Höhen und Tiefen – Schwimmen war nicht überall möglich – fester Bestandteil seines Lebens. Boning berichtet von verdreckten Becken voller Enteisungswasser, Heroinspritzen am Ufer oder Gerümpel auf dem Grund. Er planschte bei Minus zehn Grad Celsius mit seiner Frau im Eiswasser, nahm Platz im Badezuber auf der Zugspitze, versuchte sich während der Krönung von König Charles in der stark gesicherten Themse – und fiel nach zu heißem Baden sogar einmal in Ohnmacht.
„Klassische Eierkneifer“ statt „chillige Kifferhosen“
Zwischen den witzigen Anekdoten und kuriosen Begebenheiten – etwa einer Begegnung mit einem „lauthalsigen“ Schwan – gab es während des Vortrags in Gerlachsheim auch Ausflüge in die Welt der Bademode. Die Badehosen stammen vom Großvater seiner Frau, der offenbar den gleichen Geschmack hatte: Boning bevorzugt „klassische Eierkneifer“ gegenüber „chilligen Kifferhosen“. Auch zur Entwicklung der Badekappe in Deutschland wusste er einiges zu berichten.
Das Publikum lachte und staunte bei dem von der Stadt und Stadtbücherei Lauda-Königshofen organisierten Auftritt. Viele nutzten im Anschluss die Gelegenheit für ein Autogramm oder Selfie mit dem sympathischen „Bade-Boning“ – wie er sich selbst nennt. Auch sein Buch „Herr Boning geht baden“ war heiß begehrt – und wurde auf Wunsch natürlich signiert.
Badetag 1175 im Taubertal
Ganz im Sinne seines Langzeitprojekts verband Boning seinen Besuch im Taubertal mit Badetag Nummer 1175, den er in der Tauber bei Königshofen absolvierte.
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