Messelhausen entging nur knapp der Vernichtung durch die Amerikaner

Heftige Kämpfe erschütterten das Dorf. Zivilisten suchten Schutz im Zobel’schen Weinkeller.

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Die Kriegsgräber in Messelhausen erinnern an die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg und das Leid, das die Kämpfe verursachten. © Armin Härtig

Es jährt sich nun schon zum 8o. Male, dass die Wirren und Schrecken des Zweiten Weltkrieges nach der absoluten Kapitulation am 8. Mai 1945 ihr Ende fanden. Einige ältere Einwohner von Messelhausen können sich heute bestimmt noch an die letzten Tage Anfang April 1945 erinnern, in denen sich in dem Ort deutsche Truppen gegen amerikanische Einheiten schwere Gefechte lieferten. Was geschah, steht im „Bericht über die Kämpfe bei Messelhausen“, 1. bis 5. April 1945; Lehrer Dietrich Samenfeld, Dortmund, der dem Artikel zugrunde liegt.

Nachdem die deutschen Truppen unter dem starken Druck der 3. amerikanischen Armee von Oppenheim/Pfalz über den Odenwald bis in den hiesigen Raum zurückweichen mussten und ihre Stellung von Deubach über die Sailtheimer Höhe bis hin zur Kützbrunner Straße neu aufbauten, kam es in den Ostertagen vom 1. bis 5. April 1945 noch zu folgenschweren Auseinandersetzungen beider Parteien.

Eine Werferbatterie, bestückt mit 15er und 21er-Geschossen, zog zwar nach kurzem Aufenthalt (etwa einem Tag) wieder nach Neubronn (etwa drei Kilometer östlich von Oberbalbach) weiter, jedoch hatte die Infanterie, etwa acht Kompanien zu je 100 Gewehren, den strikten Befehl, den Ort bis zum letzten Mann zu verteidigen.

Die Amerikaner, die sich bereits in Sailtheim, Kützbrunn, Hofstetten, Zimmern und Vilchband befanden, rückten nun langsam von allen Seiten auf das „Widerstandsnest“ Messelhausen vor, um es dann unter Beschuss zu nehmen. Nach geraumer Zeit zogen sie sich jedoch wieder zurück, um dann, am 3. April und besonders am 4. April, das Feuer wiederholt, aber diesmal mit besonderer Heftigkeit, zu eröffnen.

Ohne Pause heulten und zischten die Granaten (die Kaliber der Artillerie hatten meist 10,5 Zentimeter, die der Panzer 7,5 Zentimeter Durchmesser, vereinzelt auch 15 Zentimeter) über das Dorf und schlugen ein. Die Zivilbevölkerung, vor allem die Frauen und Kinder, suchten, sofern kein geeigneter Platz vorhanden war, im Zobel`schen Weinkeller Schutz vor dem Beschuss.

Alle warteten sehnsüchtig auf das Eindringen der Amerikaner, um diesem unerträglichen Zustand ein Ende zu bereiten. Gegen Abend des 4. April 1945, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, drangen diese mit zwei Panzern sowie Infanterie über die nördliche Schlossmauer zwischen der Kützbrunner und der Zimmerner Straße in das Dorf ein. Besonders am Dorfeingang, an der alten Straße nach Hofstetten, sowie im „Löhlein- Wald“ und auf den angrenzenden Feldern, kam es zum Nahkampf mit Handgranaten, Gewehren, Maschinen-pistolen und -gewehren.

Auch drei Kinder kamen ums Leben

Am Tag nach der Eroberung von Messelhausen, am Donnerstag, 5. April 1945, hatte der amerikanische Kommandeur gedroht, durch Anforderung von Fliegern das ganze Dorf zu vernichten, falls der Widerstand der geflüchteten deutschen Truppen, die sich in den umliegenden Wäldern verschanzten, nicht eingestellt würde. Gott sei Dank zog der Kommandeur seinen Befehl wieder zurück, wohl auch deshalb, weil der deutsche Widerstand merklich nachgelassen hatte.

Die Bilanz nach Beendigung des Kampfes: Bei den Amerikanern gab es zwei Verluste, die Deutschen hatten zwölf Soldaten zu beklagen. Bei der Zivilbevölkerung fanden fünf Erwachsene sowie drei Kinder den Tod.

Dazu kam auch eine große Anzahl an Verletzten. Weiter brannten insgesamt neun Wohnhäuser und neun Scheunen ab.

Besonders die Dorfmitte, die Häuser an der Kirchholzstraße, der Gutshof, die Zehnterscheuer, das Schloss mit Park, sowie die Kirche, die 15 Volltreffer erhielt, wurden stark in Mitleidenschaft gezogen.

Ebenso wurde der Weiler Hofstetten übel zugerichtet. Hof Marstadt blieb vor Zerstörung und Brand bewahrt, obwohl sich dort der Batallionsstab befand.

Bemerkenswert ist, dass gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im ehemaligen Zobel`schen Schloss – damals Augustinerkloster – das sogenannte „Weltpostinstitut“ (WPI) eingerichtet wurde. Dabei handelte es sich um ein vom physikalischen Institut der Universität Heidelberg eigens nach Messelhausen verlagertes Forschungsinstitut für Kriegsgeräte.Insbesondere sollte für U-Boote eine Außenhülle erfunden werden, welche die Radarerfassung verhindern sollte.

Leiter dieser Forschungsstelle war der Nobelpreisträger und Mitentdecker der Röntgenstrahlen, Professor Philipp Lenard, der auch auf eigenen Wunsch in Messelhausen seine letzte Ruhestätte fand.

Die Kämpfe um Messelhausen sollen sogar, wie der Chronist überliefert hat, im Wehrmachtsbericht Erwähnung gefunden haben.

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