Lauda. Zeitschriften wie das Konradsblatt der Erzdiözese Freiburg, vom Männerwerk oder dem „Forum älter werden“ liegen neben den Fränkischen Nachrichten auf dem Wohnzimmertisch. Im Regal stehen zahlreiche Bücher über theologische oder religiöse Themen. Auch die Arbeit am Computer ist davon geprägt. Willi Schnurr lebt das Christsein und den Glauben. Frömmigkeit ja, Frömmelei nein lautet die klare Aussage des 92-Jährigen.
Hilfe und Unterstützung für die Pfarrer
In der Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen und im früheren Dekanat Lauda ist er sehr gut bekannt. Schließlich unterstützt er die Pfarrer vor Ort mit viel Engagement. Und das schon seit vier Jahrzehnten. Am 25. November 1984 wurde Schnurr zum Diakon geweiht. An das Handauflegen durch den damaligen Erzbischof Oskar Saier in der Jesuitenkirche in Heidelberg kann sich der Ständige Diakon noch gut erinnern. „Dienet einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat“ aus dem Petrusbrief war damals sein Wahlspruch und ist bis heute noch der Leitfaden für sein Handeln. „Dr. Saier hat mich ermuntert, Diakon zu werden. Ich wusste, dass es eine lebenslange Verpflichtung ist.“
Schnurr hat sich schon in frühen Jahren für andere eingesetzt. Bereits als Jugendlicher übernahm er, der am 22. Januar 1932 in Gerlachsheim geboren wurde, Verantwortung für das kirchliche Leben in Lauda. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war er in die katholische Jugend eingetreten. „In die Jugendarbeit bin ich hineingewachsen“, erzählt Schnurr. Bei einer Führungsrunde im Kaplanzimmer wurde er gefragt, ob er mitmachen möchte. Jungscharführer, Pfarrjugendführer und Dekanatsjugendführer waren erste Stationen. 1961 übergab er die Jugendarbeit in jüngere Hände. Ende der 1960er Jahre gehörte Schnurr dem Pfarrgemeinderat an, war später auch dessen Vorsitzender. Funktionen wie Kirchenchorvorsitzender, Präses der Kolpingfamilie, langjähriger Sprecher der Action 365 sowie Vorträge zu Glaubens- und Lebensfragen folgten.
Vielfältig war das Engagement in der Glaubensgemeinschaft. So kam die Anfrage, ob er sich noch stärker, nämlich als Diakon einbringen wolle. Willi Schnurr wollte. Nach den theologischen Studien folgte die Weihe. „Als Diakon konnte ich intensiver für die Kirche tätig sein“, blickt er mit großer Zufriedenheit zurück. „Es ist eine sinnvolle und wertvolle Aufgabe.“ Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und auch die lebendige Verkündigung des Evangeliums: Willi Schnurr hatte ein umfangreiches Aufgabengebiet. Wenn im Dekanat ein Pfarrer seine Unterstützung brauchte, war er zur Stelle, hielt Wortgottesdienste oder übernahm andere Tätigkeiten. Bis nach Ballenberg reichte dabei sein Einsatzgebiet.
Christliche Werte waren ihm immer wichtig
Warum ihm der Glaube und ein soziales Umfeld am Herzen liegen? „Die christliche Religion und ihre Werte waren und sind mir immer noch sehr wichtig.“ Dies versuchte der gelernte Industriekaufmann stets zu vermitteln – bei seiner Tätigkeit im Männer- und Altenwerk, im Kreisseniorenrat, im Dekanatsrat, bei der Sozialstation oder auch in der Hospizbewegung. Dem Caritasverband im Tauberkreis ist er nach dem Ende der beruflichen Tätigkeit als Verwaltungsleiter verbunden geblieben. Darüber hinaus setzte sich Schnurr für den Schutz des ungeborenen Lebens ein. Mit leuchtenden Augen erzählt er von seiner Begegnung mit Mutter Teresa in den 1980er Jahren, die bei einer Kundgebung gegen Abtreibung gesprochen hatte. Für sein vielfältiges Wirken wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.
Die Glaubensvermittlung hat Willi Schnurr bis ins hohe Alter nicht losgelassen. Noch immer hält er Gottesdienste in Altenheimen, übernimmt Krankenbesuche sowie auf besonderen Wunsch Taufen und leitet nach wie vor den Glaubenskreis. Bei Hochfesten diakoniert der Jubilar weiterhin am Altar. „Solange ich es noch kann, will ich das auch tun – zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen“, freut sich der aktive Radfahrer, dass die Gesundheit mitspielt. Schnurr brennt auch mit 92 Jahren noch für diese Aufgabe, in die er wohl nur so intensiv hineinwachsen konnte, weil er keine Familie hatte. „Die hätte mich vielleicht gebremst“, sagt er, meint das aber nicht im negativen Sinn. Er weiß, dass er seine ganze Kraft der Kirche widmet. Der Gottesdienst gehört für ihn deshalb auch zum Christsein dazu. Ganz selten verpasse er die Messe, lächelt er und verweist auf die sonntägliche Abendandacht, die er organisiert. Unterstützung erhält er von einigen Laien. „So bin ich nur noch einmal oder zweimal im Monat dran“, scherzt er. In seiner Freizeit genießt Schnurr Fernsehabende, die bei ihm vor allem aus politisch-gesellschaftlichen Diskussionsrunden und christlichen Sendungen bestehen.
Ein bisschen in der Tradition von Augustinus
Ein bisschen sieht sich der Diakon in der Tradition von Augustinus und dessen Wort vom „lebenslangen Kampf für die Christenheit“. Willi Schnurr ist ein Kämpfer für den Glauben. Ein Dankgottesdienst zur Erinnerung an die Diakonweihe vor 40 Jahren findet am Sonntag, 24. November, um 10.30 Uhr in der Stadtkirche St. Jakobus statt.
Statt Geschenken bittet der Jubilar um eine Spende für das kirchliche Hilfswerk Missio über die Seelsorgeeinheit DE 06 6735 2565 0004 0009 49, Sparkasse Tauberfranken.
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