Lauda-Königshofen. Einen höchst unterhaltsamen, kabarettistischen Doppelpack bekamen die Zuschauer im Weinhaus Ruthardt in Lauda geboten. Benjamin Eisenberg und Matthias Reuter traten dort mit einem mehr als zweistündigem „Best-of“-Programm auf. Für die aus dem Ruhrpott stammenden Künstler war es bereits der fünfte Auftritt bei der Kleinkunstbühne in Lauda.
Benjamin Eisenberg übernahm dabei die Rolle des scharfzüngigen und bissigen Polit-Kabarettisten. So kritisierte er etwa die schlechte Stimmung im Land und beklagte den Fachkräftemangel. Hart ins Gericht ging er mit dem politischen Personal in Berlin. Diesem würde es schlicht an Charisma fehlen. Wobei die Jugend heutzutage das ja wohl eher „Aura“ nennen würde. Früher war das ganz anders, fand der Bottroper. So hätte der damalige Kanzler Willy Brandt sicherlich mindestens „Aura 1000“ gehabt. Und dessen Nachfolger Helmut Schmidt hatte keine Aura, sondern einen Nimbus. Vom Publikum erhielt er für diese Einschätzung viel Beifall.
Vom aktuellen Bundeskanzler Merz hält Eisenberg hingegen offensichtlich recht wenig. Dieser sei auch eine Birne, sagte er in Anspielung auf den Spottnamen des früheren Kanzlers Helmut Kohl. Nur sei Merz weniger fruchtig, dafür aber mehr elektrisiert. „Quasi eine Glühbirne, auch wenn ihm selten ein Licht aufgeht“, spottete der Kabarettist.
Musikalisch wurde es dann bei Matthias Reuter. Der Oberhausener Klavier-Kabarettist präsentierte Auszüge aus seinem Programm „Ich bin noch gut“. Die Inspiration für den Titel hat er übrigens von einem Aldi-Joghurt-Becher, wie er dem Publikum verriet. Sein erstes Lied hieß dann passenderweise auch „Der ist doch noch gut“. Ein Satz, der sich laut Reuter auf Horst Lichter und dessen Sendung „Bares für Rares“ ebenso anwenden lässt wie auf Friedrich Merz. Oder auf das ganze Land. Ob das jedoch noch gut ist, da zeigte Reuter sich durchaus skeptisch, als er leichtfüßig und humorvoll am Keyboard das Land der Dichter und Denker auf die Schippe nahm.
Höchst kreativ setzte sich der Oberhausener mit einem gesellschaftlichen Thema auseinander, das wohl jeder Kassenpatient kennen dürfte. Nämlich lange Wartezeiten für einen Arzttermin. Bei Reuter wurde daraus ein „Reggae mit orthopädischen Inhalten“. Zu den sommerlich-entspannten Klängen von „Sunshine Reggae“ besang er den „Bandscheibenvorfall in Bottrop“.
Dass sie Meister ihres Fachs sind, zeigten die beiden Künstler an diesem Abend bereits bei ihren jeweiligen Solo-Auftritten. Höhepunkte des Abends waren aber sicherlich die Nummern, bei denen Eisenberg und Reuter gemeinsam auf der Bühne standen. Etwa, als sie ihre Ideen für „Promi-Tiere“ wie den Infantino-Hamster und das Linnemann-Frettchen vortrugen. Diese sollten quasi der Ersatz dafür sein, dass es in diesem Jahr kein „Sommerloch-Tier“ gegeben hat. Zu absoluter Höchstform liefen die beiden Künstler aus dem Ruhrpott schließlich auf, als sie zum Abschluss ihres Auftritts einen vorgezogenen musikalischen Jahresrückblick präsentierten. Zu den Klängen bekannter Lieder aus den 1960ern ließen sie das aktuelle politische Geschehen Revue passieren. So besangen die beiden die Politik von Innenminister Alexander Dobrindt zu den Klängen von Bob Dylans „Blowin‘ in the wind“. Aus dem Refrain wurde dabei „Die Antwort, mein Kind, durch Dobrindts Hirn weht Wind“. Für Verteidigungsminister Boris Pistorius hingegen dichteten Eisenberg und Reuter „Aquarius“ von „The 5th Dimension“ um zu „Das Zeitalter des Pistorius“.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-lauda-viel-spott-aus-dem-pott-_arid,2325392.html