Weinbau - Im Taubertal ist die Traubenlese derzeit in vollem Gang / Winzer rechnen mit weniger Erträgen bei durchschnittlicher Qualität

Lauda-Königshofen:  Ein guter Jahrgang kommt in die Flasche

Der Weinjahrgang legt zum Schluss noch einmal zu. Menge und Qualität passen in einen „normalen“ Herbst. Aber es gibt durch Pilzkrankheiten teilweise auch herbe Verluste.

Von 
Diana Seufert
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Lauda-Königshofen.. Magdalena, Lukas und Maximilian sind kaum zu bremsen. Mit der Schere in der Hand schneiden die Kinder von Winzer Martin Baumann am Gerlachsheimer Herrenberg geschickt die Trauben von den Stöcken. Prall und dunkelrot hängen die Beeren an den Reben. „Wie gemalt“, freut sich der Gerlachsheimer Winzer. „Das macht viel Spaß“, strahlt nicht nur Maximilian über die Aufgabe am Nachmittag. Die ganze Familie und einige Erntehelfer aus Rumänien sind derzeit damit beschäftigt, die rund 25 Hektar an Rebfläche in Handarbeit zu ernten. In den vier grünen Gelden von Baumanns Nachbarn warten rund 60 Zentner an Trauben auf die Verarbeitung.

Durchschnittliche Qualität

Baumann ist zufrieden mit dem Ergebnis. „Die Qualität ist durchschnittlich“, beschreibt er. Bei der Menge liegt man unter dem Mittel, obwohl es ein fruchtbares Jahr gewesen sei. Aber der Winzer hat wie andere seiner Kollegen mit der Pilzkrankheit Peronospora, dem Falschen Mehltau, zu kämpfen. „Es gibt in der Region alles zwischen Totalausfall und richtig satt hängenden Trauben“, so Baumann.

So sehen das auch Michael Braun, Geschäftsführer der Becksteiner Winzer, und Kellermeister Florian Döller. „Wir werden einen guten Wein bekommen“, unterstreichen die beiden. „Der Ertrag ist deutlich höher als im Vorjahr, aber er bleibt unter dem langjährigen Mittel der letzten Jahre zurück“, sagt Braun. 2020 musste man aufgrund von späten Nachtfrösten im Mai mit einem herben Ausfall leben. Dieses Jahr sorgten einige kalte Nächte im Februar dafür, dass an den Stöcken Augen nicht ausgetrieben wurden. Und bedingt durch die vielen Regenfälle kam der Pilz. Der stelle allerdings „nur“ eine Gefahr bei der Menge dar. „Die Qualität ist in Ordnung und wir werden wieder gute Weine ins Glas bekommen“, ergänzt der Kellermeister.

Die Winzer sind mittendrin in der Lese, die in der Regel 25 Tage dauert. Seit 21. September stehen sie im Weinberg und damit vier Tage später als im vergangenen Jahr. Bacchus, Gewürztraminer und auch Muskateller sind bereits abgeschlossen. Derzeit wird Schwarzriesling in der Becksteiner Winzergenossenschaft abgeliefert, deren Mitglieder zwischen Werbach und Klepsau in 21 Gemeinden 250 Hektar Fläche bewirtschaften.

Das Wetter aktuell ist förderlich für die Reife der Trauben, der kühle August und die ersten Nebel waren es eher nicht. Deutlich spürt man im Weinberg den Klimawandel, so Braun. Kennzeichen sind die extrem warmen und trockenen Sommer oder wie in diesem Jahr der üppige Regen. „Aber wir leben mit der Natur und den Schwankungen und versuchen, das Beste daraus zu machen.“ Für den Geschäftsführer heißt das, während der Traubenlese die unterschiedlichen Weinberge zu besuchen, um den Reifegrad der einzelnen Lagen im Blick zu haben und sie für die Lese freizugeben – oder auch noch nicht. „Es gibt sogar innerhalb der Lagen Unterschiede“, rechtfertigt Braun den hohen Aufwand. Wann welche Sorte in welcher Lage geherbstet wird, um ins Glas zu bekommen, was man haben will, bedeute einen hohen organisatorischen Aufwand.

„Die letzten sechs Wochen haben uns den kompletten Jahrgang gerettet“, ist Karlheinz Sack, Bereichsvorsitzender des Badischen Weinbauverbands in Tauberfranken, überzeugt, dass die Winzer Glück gehabt hätten. Der Regen bis Anfang August hatte ihnen einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Die vielen Niederschläge hätten in manchen Bereichen mit deutlichen Einbußen bis zum Totalausfall durch den Peronospora-Pilz gesorgt. Und dabei gebe es in einigen Lagen sogar noch sortenspezifische Unterschiede, wie der Laudaer selbst im Weinberg erlebt.

„Normaler Herbst“

Aus Sacks Sicht gibt es von der Menge her einen besseren Ertrag. Man habe einen „richtig normalen Herbst“. Bei der Qualität spricht er von akzeptablen Mostgewichten. „Aber wo der Ertrag höher ausfällt, ist das Mostgewicht geringer“, so Sack. Der Alkoholgehalt sei im Vergleich zu den letzten Jahren moderater. Positiv auf die Substanz der Weine wirken sich auch die Tag-Nacht-Schwankungen, also das „Cool Climate“, aus. „Die Weißweine werden deutlich aromatischer“, schwärmt Sack nicht nur vom Müller-Thurgau. „Die Bacchus-Beere ist so aromatisch, es macht einfach Spaß in die Trauben zu beißen.“ Etwas geringer werde wohl der Ertrag bei den Burgundersorten, meint der Bereichsleiter.

„Von der Qualität her wird es kein Jahrhundertjahrgang, aber er liegt im Durchschnitt“, findet auch Andreas Oehm, Chef der Gebietswinzergenossenschaft Franken in Kitzingen. Der Oberschüpfer hat in seinen Weinbergen bereits Regent, Acolon, Müller-Thurgau und auch Kerner gelesen. Für das Taubertal sei dies ein „guter Herbst“ mit rund 80 bis 90 Hektoliter Ertrag pro Hektar. Auch er kennt Lagen mit hohen Einbußen bis zum Komplettausfall.

Die Weine werden  wegen der späteren Reife weniger alkoholbetont. „Der Jahrgang passt ganz gut in die Vermarktung.“ Er ist froh, dass der Ertrag nach den beiden letzten schlechten Jahren wieder im Schnitt liegt. „Wir haben den Jahrgang dringend gebraucht.“ Denn heutzutage lebe das Weinprofil von Jugendlichkeit und Frische.

„Die Weingenießer können sich wieder auf einen guten Jahrgang freuen“, sind sich alle Experten einig.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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