Lauda. Die Schmetterlinge haben sich vor dem Nieselregen in Sicherheit gebracht, irgendwo summen ein paar Hummeln. Die blauen Blüten des Borretsch haben es ihnen angetan. Von einem Stempel zum huschen die pelzigen Insekten zum nächsten. Im Pfarrgarten in Lauda werden sie fündig. Der hat sich in eine Blumenpracht und ein kleines Naturparadies verwandelt.
Ökologisch nicht wertvoll
Die alte Rasenfläche, wie sie auch vor der Kirche zu finden ist, war ökologisch nicht besonders wertvoll. Sie ist verschwunden. Kein kurzgeschorenes Grün mehr. Stattdessen gedeihen die unterschiedlichsten Sommerblüher: Malven, Ringelblumen, Stockrosen. Dazwischen findet sich auch mal ein Löwenzahn.
Die beiden Pfarrer Ralph Walterspacher und Stefan Märkl wollen nicht nur über die Bewahrung der Schöpfung sprechen, sondern sie setzen sich auch dafür ein. Eine Solaranlage auf dem Dach des Pfarrhauses ist ein Schritt dabei. Ein weiterer ist die Schaffung ökologisch wertvoller Flächen. „Da hat sich einfach der Pfarrgarten gut angeboten“, erzählt Pfarrer Walterspacher. Das gleichzeitig die Erzdiözese Freiburg mit dem Projekt „Hundertfüßer“ Ideen rund um den Klimaschutz unterstützt, stößt in Lauda auf offene Ohren. So hat man sich beworben und wurde vom Ausschuss ausgewählt.
Start im Frühjahr
Im Frühsommer startete das Projekt für mehr Biodiversität im 500 Quadratmeter großen Pfarrgarten, erzählt Michael Salomon vom Nabu. Zusammen mit seiner Frau schwebte ihm schon lange solch ein Projekt vor. „Wir wollten ganz unterschiedliche Biotopflächen unterkriegen“, sagt er mit Blick auf die Blumenwiese und den lebendigen Garten.
Mit einigem Arbeitsaufwand wurde die Maßnahme dann in Angriff genommen. Die alte Grasnarbe musste entfernt und der Boden für die Blumensamen vorbereitet werden. Es folgte die Einsaat der Blühmischung. Schmetterlingsflieder, Weide und Felsenbirne hat man zusätzlich am Pfarrhaus gepflanzt. Dafür musste der alte Kirschlorbeer aus dem Garten weichen.
Eine Kräuterschnecke aus Natursteinen dient nicht nur den würzigen Pflanzen, sondern mit dem integrierten Igelhaus auch als Unterschlupf für die stacheligen Gesellen. Angelegt wurde auch ein Naturweg, die neue Vogeltränke war gerade in den heißen Sommertagen oft frequentiert.
Nicht nur die Pfarrer und die Salomons, die einen Großteil der Arbeit geleistet haben, sind begeistert. Im Sommer tummelten sich Bienen, Schmetterlinge und Wespen an den Blüten. Auch die Blauschwarze Holzbiene, eine Wildbienenart, fühlt sich im Pfarrgarten heimisch.
„Die Leute, die vorbeigehen, freuen sich über die üppig blühenden Blumen und die Vielfalt gerade auch jetzt im Herbst“, berichtet Walterspacher. Und er scherzt, dass man immer tolle Blumensträuße aus dem heimischen Garten habe.
Dafür hat der Pfarrer auch einiges getan. Während der trocken-heißen Tage hat er täglich und eifrig gegossen, damit die Samen auch keimen können. Wachsen darf fast alles, wie der Erdrauch als Erstbesiedler. Nur bei den Disteln und Winden haben die Salomons zur Hacke gegriffen und sie entfernt.
Ort zum Verweilen
Umgestaltet wurde bislang etwa die Hälfte des Pfarrgartens. Ökologisch wertvoll soll auch die restliche Fläche werden. Dort haben sich schon Glockenblume und Schafgarbe angesiedelt. Eine Trockenfläche mit Sand-Bereich soll Wildbienen als Wohnraum dienen, Tothölzer bleiben für Insekten. Und die Kiesfläche kann Pflanzen als Untergrund dienen, die es gerne trocken haben. In Kürze soll auch ein Insektenhotel aufgestellt werden.
Der Pfarrgarten will alle Menschen erfreuen. Und das möchte Pfarrer Walterspacher ganz wörtlich verstanden wissen. Um den in Stein gemeißelten Jesus-Kopf, der vor dem Pfarrhaus seinen Platz hat, schwebt dem Seelsorger eine kleine, feine Sitzgruppe aus Metall vor. „Es soll ein Ort zum Verweilen für alle werden.“ Führungen zusätzlich zu den Schildern kann er sich ebenfalls vorstellen. Und wenn sich die Leute Inspirationen für den eigenen Garten holen, freut das die Macher besonders.
Projekt „Hundertfüßer“
Die Erzdiözese Freiburg hat sich Klimaneutralität auf die Fahne geschrieben. Mit dem Projekt „Hundertfüßer“ der Diözesanstelle für Schöpfung und Umwelt werden viele verschiedene Kleinprojekte gefördert, darunter auch der naturnahe Garten. „Damit werden Dinge umgesetzt, die sonst nicht möglich wären“, freut sich der Pfarrer über die finanzielle Unterstützung.
„Das Projekt geht weiter.“ Die tolle Vielfalt lässt den Pfarrgarten sich ständig ändern. Die soll auch fürs nächste Jahr erhalten werden. Erst wenn die Samen ausgefallen sind, plant Salomon, dass gemäht wird. Denn die meisten seien einjährige Pflanzen.
Gespannt sind Pfarrer und Nabu-Vertreter, welche Blumen im kommenden Frühjahr die Laudaer erfreuen.
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