Lauda-Königshofen. Viel hat sich in den letzten Monaten rund um den Bahnhof in Lauda getan. Die historischen Gebäude sollen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das Stadtbild prägt auch das ehemalige Dienstgebäude angrenzend an den Bahnhof. Das könnte in einigen Jahren nicht mehr mit Leerstand wahrgenommen werden, sondern als Hotel- und Bürogebäude in neuem Glanz erstrahlen. Bei der Sitzung des Gemeinderats stellten Investor Sadi Pelhivan und Architektin Zübeyde Aydogan das Projekt vor. Die geplante Abstimmung zum Abschluss einer Modernisierungsvereinbarung für das Anwesen in der Bahnhofstraße wurde allerdings vertagt. Der Grund: Der Investor erhält von der Stadt keinerlei Zuschüsse im Rahmen der Stadtsanierung. Weil die anderen Investoren bereits gewährt wurden, übte Pelhivan Kritik daran.
Charakter des Hauses erhalten
Was ist geplant? Das ehemalige Dienstgebäude der Bahn, das zuletzt von der Strabag Rail als Bürogebäude genutzt wurde, soll künftig als Hotel umgebaut werden. Seit mehr als zehn Jahren steht der Komplex leer, der 2022 von Familie Pehlivan gekauft wurde. Die Unternehmer-Familie, die in Lauda eine Personaldienstleistung betreibt, möchte aus dem denkmalgeschützten Gebäude wieder ein kleines Schmuckstück machen. „In den nächsten zwei Jahren soll der Bereich wieder attraktiv werden“, sprach Pehlivan von einem großen Projekt, für das er bereits Mieter habe.
Aydogan ist von diesem Einzeldenkmal beeindruckt. Wie die Architektin erklärte, habe man bei der Bestandsaufnahme eine grundsätzlich solide Bausubstanz – einen Stahlskelettbau mit massiver Ausfachung – vorgefunden. Die tragenden Teile seien weitgehend intakt. Sanierungsbedürftig dagegen sind Fenster oder Böden. Auch beim Dach des 1910 errichteten Gebäudes sieht sie Handlungsbedarf. Innen sei nicht mehr viel von der ursprünglichen Substanz, etwa Stuckdecken, erhalten. Dennoch wolle man dem Charakter des Hauses durch die Sanierung gerecht werden. Aktuell erfolgten die finalen Abstimmungen mit dem Denkmalschutz und die Vorbereitung der Ausführung.
Vorgesehen sind im Hotelbereich 25 Doppelzimmer sowie acht Einzelzimmer, verteilt auf das erste und zweite Obergeschoss. Teilweise sollen die Räume mit einer Küchenzeile bestückt werden. Rezeption, Küche, Sitzbereich und Gastronomie sind ebenfalls geplant. Geführt werden soll das Hotel nicht vom Investor, sondern von einem anderen Betreiber.
In einem Teil des Gebäudes sollen Büroräume untergebracht werden. Die Wohnung im Dachgeschoss will man erhalten und weiterhin nutzen. Man plane einen sensiblen Umgang mit der bestehenden Struktur, so die Architektin, die Fotos vom Ist-Zustand und dem künftigen Aussehen präsentierte.
Berücksichtigt werden sollen auch ein barrierefreier Eingang, ein Aufzug sowie Stellplätze für Radfahrer, erläuterte die Architektin auf Nachfrage aus dem Gremium. Bisher verfügt das Gebäude über keine Stellplätze. Pehlivan will dies noch in Abstimmung mit der Stadt klären und kann sich das angrenzende Areal für diese Zwecke vorstellen.
Rund 5,7 Millionen Euro sollen investiert werden mit dem Ziel, das Gebäude wieder in das städtische Leben zu integrieren, aber auch die bauliche Ursprünglichkeit zu erhalten. Durch das Hotel wolle man das Tourismusangebot fördern, aber auch neue Arbeitsplätze schaffen.
Der Zeitplan für die Umsetzung ist straff. In zwei Jahren möchte man fertig sein. „Das Projekt ist wirtschaftlich tragfähig.“ Weil das Gebäude im Sanierungsgebiet „Bahngelände“ liegt, hätte der Investor gerne auch einen Zuschuss von der Stadt aus dem entsprechenden Topf – wie er auch für das Empfangsgebäude geflossen ist. Ohne die Zuschüsse, machten Aydogan und Pehlivan deutlich, sei die Planung nicht einzuhalten. Dann müsste man Abstriche machen, etwa beim Dach. Pehlivan sprach von einer Ungerechtigkeit. Er konnte den Unterschied zwischen den beiden Gebäuden und der differenzierten Behandlung nicht nachvollziehen.
Kein Zuschuss der Stadt vorgesehen
„Wir sind froh, dass Sie sich dieses Gebäudes annehmen“, betonte Bürgermeister Dr. Lukas Braun. Geld werde es aber nicht geben, machten er und Stadtbaumeister Tobias Blessing deutlich. Der Gemeinderat habe beschlossen, zur Sanierung der Gebäude in privater Hand keine städtischen Zuschüsse zu leisten. Für das Empfangsgebäude des Bahnhofs sei nur eine Ausnahme wegen der Bedeutung des ortsbildprägenden Charakters gemacht worden. Und: Der Topf ist nach Blessings Rechnung ziemlich leer. „Bei der Größe und Zahl der denkmalgeschützten Gebäude würde das auch das Sanierungskonto deutlich übersteigen“, ergänzte der Bürgermeister. Auf der anderen Bahnseite gebe es weitere Gebäude, die man nach den gleichen Grundsätzen behandeln müsse. Die Modernisierungsvereinbarung sei ein Entgegenkommen. Und auch bei den Stellplätzen wurde von Braun eine Lösung und Spielraum signalisiert.
Reinhard Vollmer (FBL) ging es in der Fragestellung, ob Zuschüsse fließen, um Transparenz auch dem Investor gegenüber. Er sprach von einem ambitionierten Projekt und stellte einen Prüfauftrag zu einem möglichen Zuschuss. Sein Fraktionskollege Hubert Segeritz attestierte dem Investor große Risikobereitschaft. Die Kasse sei leer, aber man wolle vom Gemeinderat das Signal zur Zustimmung des Projekts geben. Er verwies auf mögliche steuerliche Abschreibungen.
Dass der Investor alle finanziellen Möglichkeiten ausloten will, konnte man im Gemeinderat verstehen. Weil Pehlivan noch einmal das Gespräch suchen möchte, wurde die Modernisierungsvereinbarung nicht beschlossen und der Punkt abgesetzt.
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