Main-Tauber-Kreis. Der Fachkräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung für Unternehmen in Baden-Württemberg – insbesondere auf dem Ausbildungsmarkt. Mit einer innovativen Maßnahme setzt der Firmenausbildungsverbund Main-Tauber (Fabi) seit Januar ein starkes Zeichen: Fabi koordiniert im gesamten Main-Tauber-Kreis das landesweite „Kümmerer-Programm“ und unterstützt gezielt zugewanderte Menschen beim Einstieg in Ausbildung, Praktikum oder Einstiegsqualifizierung. Nach den ersten sechs Monaten fällt die Zwischenbilanz äußerst erfreulich aus: Sechs Teilnehmende konnten bereits in Ausbildungsverhältnisse vermittelt werden.
„Unser Ziel ist es, eine verlässliche Anlaufstelle für Unternehmen zu sein und Zugewanderten eine echte Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu bieten“, erklärt Fabi-Geschäftsführerin Angela Meglio-Fritzmann. „Wir leisten damit nicht nur einen Beitrag zur Fachkräftesicherung, sondern fördern gleichzeitig die nachhaltige Integration von Menschen, die in unserer Region eine neue Heimat gefunden haben – eine klassische Win-win-Situation.“ Die Kümmerer vermitteln geeignete Zugewanderte gezielt in Praktika, Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungen und begleiten sie eng – von der Berufsorientierung bis zu Behördengängen und während der ersten sechs Monate der Ausbildung.
Unterstützung auf vielen Ebenen
„Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“, bekannt als Kümmerer-Programm, ist ein Förderprojekt des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Auch der Landkreis sieht in der Initiative eine wichtige Maßnahme gegen den Fachkräftemangel und beteiligt sich finanziell. „Um unseren Wirtschaftsstandort zukunftsfest zu machen, ist eine klug gesteuerte Migration in den Arbeitsmarkt unerlässlich“, erklärt Landrat Christoph Schauder. „Ich bin dem Firmenausbildungsverbund daher sehr dankbar, dass er mit diesem Projekt genau hier ansetzt und aktiv Brücken baut. Wir führen engagierte Menschen und suchende Ausbildungsbetriebe zusammen und zeigen damit eindrucksvoll, wie Integration im Main-Tauber-Kreis gelingen kann.“
„Auch für die Betriebe sind wir Ansprechpartner und nehmen ihnen organisatorische Hürden ab“, so Meglio-Fritzmann. Daniel Schott, Geschäftsführer von Möbel Schott, äußert sich positiv zu der Initiative: „Unser Auszubildender kam über das Projekt Kümmerer zu uns – und das war ein echter Glücksgriff. Er ist hochmotiviert, engagiert und bringt sich mit viel Einsatz ins Team ein. Die Zusammenarbeit mit Fabi läuft unkompliziert, partnerschaftlich und ist für uns eine echte Bereicherung.“
Positiv wirkt sich zudem die enge Verzahnung mit dem Modellprojekt „Ausbildung+1“ aus, das Flüchtlingen und Migranten mit geringen Deutschkenntnissen durch ein vorgeschaltetes Ausbildungsjahr mit Sprachförderung den Einstieg erleichtert. „Wir sind überzeugt: Nur durch gemeinsames Handeln von Betrieben, Institutionen und der Politik gelingt es uns, die Potenziale von Zugewanderten für die Fachkräftesicherung in der Region zu nutzen“, betont Angela Meglio-Fritzmann.
Sechs Ausbildungsverträge, elf Begleitungen
Aktuell werden im Rahmen des Programms elf Zugewanderte individuell von Fabi begleitet, weitere Interessierte stehen bereits auf der Warteliste. Sechs davon haben bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche – zum Beispiel als Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice bei Möbel Schott in Tauberbischofsheim, als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bei Hautechnik Kohn in Wertheim sowie als Altenpflegehelfer in den Altenpflegeheimen Lotte-Gerok-Haus, Johann Bernhard Mayer (beide Lauda) und Johannes-Sichart-Haus (Tauberbischofsheim). Damit erreicht das Programm bislang eine erfreuliche Vermittlungsquote von rund 55 Prozent.
Praxisbeispiel: Yevhenii Kovnir
Ein Beispiel für den Erfolg des Programms ist der 19-jährige Yevhenii Kovnir aus der Ukraine. Er kam im August 2023 mit seiner Mutter und Schwester nach Deutschland. Sehr an Technik interessiert, hat er bereits in seiner Heimat regelmäßig Handys und Computer repariert und seinen Vater bei Wohnungsrenovierungen unterstützt. Dank der intensiven Begleitung durch Fabi fand er bei der Ansmann AG in Assamstadt einen Ausbildungsplatz zum Industrieelektroniker.
„Seit Januar bin ich als Kümmerin im Projekt ‚Integration durch Ausbildung‘ tätig – und ich habe in dieser kurzen Zeit schon viele bewegende Momente erlebt“, resümiert die Fabi-Mitarbeiterin Miriam Striffler. Die Herausforderungen, vor denen zugewanderte junge Menschen stehen, seien groß und oft sehr komplex. Allein ließen sich diese kaum bewältigen. Sie erwähnt zum Beispiel bürokratische Hürden, sprachliche Barrieren und Unsicherheiten im Alltag. Umso beeindruckender sei es, wie motiviert, offen und engagiert die Teilnehmenden sind. „Hinter jeder Geschichte steckt ein Mensch mit Träumen, Potenzial und enormem Willen“, ist Striffler überzeugt. „Es berührt mich sehr, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Ausbildung bedeutet hier nicht nur berufliche Zukunft, sondern echte Teilhabe und ein Ankommen in unserer Gesellschaft.“ Ihre Aufgabe bei FABI sei zwar oft herausfordernd, aber: „Sie erfüllt mich sehr, weil ich sehe, wie viel sich durch Unterstützung, Vertrauen und Menschlichkeit bewegen lässt.“
„Mit Hilfe von Frau Striffler habe ich eine Ausbildung gefunden, dafür bin ich sehr dankbar“, betont Yevhenii Kovnir. In einer Rezension lobt er Fabi: „Die Mitarbeiter sind immer freundlich und hilfsbereit. Das Kümmerer-Programm ist sehr nützlich für mich. Frau Striffler half mir beim Schreiben von Bewerbungen und unterstützte mich bei der Kommunikation mit Arbeitgebern. Ich fühle mich hier immer gut beraten und willkommen. Ich kann Fabi nur weiterempfehlen.“
Fabi ist Ansprechpartnerin für das Kümmerer-Programm
Unternehmen und Zugewanderte, die Unterstützung suchen, können sich an Miriam Striffler beim Firmenausbildungsverbund e.V. Main-Tauber wenden (Telefon 09343/5049845, E-Mail: striffler@fabi-ev.de). Fabi setzt sich als gemeinnütziger Verein seit über 40 Jahren für die Stärkung der dualen Ausbildung und die Fachkräftesicherung in der Region ein. Mit aktuell 119 Mitgliedern – darunter Unternehmen, Kommunen, Berufsschulen und Kammern – zählt Fabi zu den ältesten und etabliertesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-kuemmerer-programm-im-main-tauber-kreis-sehr-gut-angelaufen-_arid,2323203.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html