Ausstellung „Non sum“

Kiwan Choi stellt ab 4. Dezember in der FabrikGalerie Lauda aus

Farbintensive Gemälde bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.

Lesedauer: 
Unter dem Titel „Non sum“ sind ab 4. Dezember Gemälde des koranischen Künstlers Kiwan Choi in der FabrikGalerie Lauda zu sehen. © Kwan

Lauda. Die FabrikGalerie der Lauda Dr. R. Wobser beschließt mit der Ausstellung „Non sum“‚ am Donnerstag, 4. Dezember, um 19 Uhr traditionell ihr Ausstellungsjahr und feiert mit diesem Höhepunkt den Abschluss ihres 30. Geburstags. Gezeigt werden farbintensive Gemälde des in Berlin lebenden koreanischen Künstlers Kiwan Choi, die sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion bewegen. Die Musikerin Hyunjeong Park begleitet die Vernissage mit dem Gayageum, einem traditionellen koreanischen Saiteninstrument. Im Rahmen der Veranstaltung wird auch der neue Kunstkalender 2026 präsentiert, der die Motive des vergangenen Kunstjahres zeigt. Der Kalender kann ab dem Abend erworben werden, der Erlös kommt wie immer einem gemeinnützigen Projekt zugute.

Blick auf die Vita von Kiwan Choi

Kiwan Choi, 1985 in Seoul geboren, studierte zunächst an der renommierten Hongik-Universität in Seoul und setzte sein Studium anschließend an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee fort. 2021 schloss er dort als Meis-terschüler von Prof. Pia Linz sein Studium ab. Im Jahr 2022 wurde er mit dem zweiten Platz des Förderpreises Junge Kunst ausgezeichnet. Seine Werke sind in öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter im Kistefos Mu-seum in Norwegen. Choi hat seine Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und international präsentiert, unter anderem im Koreanischen Kulturzentrum Berlin, in der Galerie Centre Baga-telle und im Künstlerhaus Cuxhaven.

Der lateinische Ausstellungstitel „Non sum“ – wörtlich „Ich bin nicht“ – birgt ein zentrales Paradoxon: Er kann sowohl als Negation als auch als positive Aussage „Ich bin etwas“ verstanden werden. Diese Doppeldeutigkeit spiegelt Chois künstlerische Methode wider. In seinem malerischen Prozess sind Löschen und Zeichnen keine getrennten Akte, sondern sie kollidieren und koexistieren in einem einzigen Moment. Das Auslöschen wird zum Erschaffen, das Zeichnen zum Verschwinden des Vorherigen.

Spielplatz als Metapher für gesellschaftliche Räume

In Chois Werk fungiert der Spielplatz als zentrale Metapher für gesellschaftliche Räume. Dieser auf den ersten Blick offene und einladende öffentliche Ort offenbart bei genauerer Betrachtung subtile, oft unüberwindbare Grenzen. Als Künstler, der Südkorea in seinen Zwanzigern verließ, um nach Berlin zu kommen, erlebte Choi diese Dualität von Inklusion und Exklusion am eigenen Leib. In seiner Selbstreflexion benennt er die Kategorien, durch die er Ausgrenzung erfuhr: Als, wie er es beschreibt, „Ausländer, Asiate und kinderloser Mann“ wurden ihm die unsichtbaren Mauern innerhalb scheinbar offener Gemeinschaften bewusst. Diese Erfahrung kreuzte sich mit der emotionalen Prägung durch seinen Großvater, einem Flüchtling des Korea-Kriegs, dessen Sehnsucht nach seiner verlorenen Heimat den Künstler tief geprägt hat.

Ausgehend von eigenen Fotografien von Spielplätzen und verlassenen Orten löst Choi die Grenzen zwischen Vordergrund und Hintergrund bewusst auf. Er lässt Konturen verschwimmen und rekonfiguriert Farben sowie Bildelemente in einem kontinuierlichen Transformationsprozess. In seinen Gemälden kollidieren raue und weiche Texturen, dicke und dünne Farbaufträge sowie klare und verschwommene Spuren. Diese gegensätzlichen Elemente harmonieren in einer dynamischen Bildsprache, die von überbordender Fülle und ständiger Bewe-gung geprägt ist. Jedes seiner Werke wirkt wie ein Filmstill, eine Momentaufnahme inmitten eines stetigen Flus-ses der Veränderung. Zurück bleiben Spuren und Bewegungen auf der Leinwand – ein “Zustand der Möglich-keit„ jenseits fester Kategorien.

Chois Malerei greift auf, was viele in der globalisierten Welt erleben: dass der Mensch nicht nur eine feste Identität hat, sondern viele verschiedene Facetten in sich trägt. Im Gegensatz zur traditionellen Betonung eines einzigen, festen Subjekts begreift er die moderne Identität als eine, die sich ständig teilt, erweitert und in einem Zustand des Austauschs befindet. Seine Kunstwerke sind eine visuelle Manifestation dieser unendlichen Möglichkeiten. Sie brechen mit statischen Kategorien und verschmelzen verschiedene Elemente zu einer dynami-schen Bildsprache. Durch diese Auseinandersetzung schafft er einen Raum für neue Formen des Seins, jenseits fester Grenzen und Kategorien.

Die Ausstellung ist ab dem 5. Dezember auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie ist bis 30. Januar 2026 zu sehen. Öffnungszeiten nach Voranmeldung: Montag bis Donnerstag 9 bis 16Uhr, Freitag 9 bis 14 Uhr.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten