Messelhausen/Main-Tauber-Kreis. Mit einem Klappspaten und festen Arbeitshandschuhen ist Helmut Versbach in den Fluren von Messelhausen unterwegs. Armin Härtig begleitet den 80-Jährigen. Ziel ist ein Randstreifen an einem Acker, der in strahlendem Gelb erblüht. Für die beiden Naturschützer allerdings kein schöner Anblick: Die Orientalische Zackenschote hat sich zwischen dem hohen Gras ihren Weg gebahnt.
Für viele mag die Pflanze eher unscheinbar sein. Für die beiden Naturschützer ist sie das nicht. Die Zackenschote ist ein Neophyt, also eine Pflanze, die ihren Ursprung vor allem in Ost- und Südosteuropa hat und im Taubertal mit keinen natürlichen Feinden rechnen muss. Problematisch ist die starke Ausbreitung, mit der sie heimischen Pflanzen verdrängt. Dem haben Härtig und Versbach den Kampf angesagt.
Mit Ausdauer viel erreicht
Seit rund 15 Jahren versucht Helmut Versbach, die Orientalische Zackenschote auf Gemarkung Messelhausen mit Hof Marstadt und Hofstetten einzudämmen. Härtig sieht Versbach dabei „als lebenden Beweis, dass durch Ausdauer viel erreicht werden kann und Resignation die falsche Einstellung ist“. Es gebe mittlerweile große Bereiche, in denen kaum noch Exemplare dieser invasiven Neophytenart auftauchen. Sei sie dennoch anzutreffen, seien dies Stellen, an denen Erde mit Samen der Zackenschote aufgetragen wurde. „Die Zackenschote hat eine enorme Ausbreitungs- und Verdrängungskraft, aber selbst keinen Wert im Naturhaushalt.“ Weil sie ähnlich wie Raps aussieht, wird sie von vielen damit verwechselt. Aber Härtig stellt klar: „Der Raps ist jetzt Ende Mai bereits abgeblüht, die Zackenschote noch nicht.“
Mit dem Klappspaten werden die Pflanzen von Versbach einige Zentimeter unter der Bodenoberfläche abgehackt. „So werden sie deutlich geschwächt, der Neuaustrieb tut sich vor allem in einem dichten Grasbestand schwer“, erklärt Härtig das Vorgehen. Seit einigen Jahren unterstützt Armin Härtig den mittlerweile 80 Jahre alten und sehr fitten Helmut Versbach. Insbesondere dort, wo steile Böschungen sind, sei es sicherer, wenn zwei Personen zu Gange sind. Einen Dominanzbestand an Hangwiesen wollen die beiden unbedingt vermeiden.
Von Insekten gemieden
Die Pflanzen sind leicht zu erkennen. „Sie stehen aktuell in voller Blüte“, sagt Härtig, der sich seit mehr als 20 Jahren mit diesen „Einwanderern“ befasst. Lässt man sie weiter gedeihen, entwickeln sich Samen, die sich sehr großzügig ausbreiten. Bienen finden übrigens keinen Gefallen an den Pflanzen. „Bunias orientalis“, wie sie mit botanischem Namen heißt, wird bisher von allen Insekten gemieden.
Vor allem im Taubertal und in den Seitentälern wie Grünbach oder Welzbach hat sich der Kreuzblütler extrem ausgebreitet. „An den Straßenböschungen haben wir verloren“, macht Härtig leicht resigniert deutlich. Hier könne nur das rechtzeitige Abmähen ein Fortschreiten der Invasion eindämmen, hofft der Naturschützer auf die Mithilfe der Kommunen.
Erschreckt hat Armin Härtig noch etwas ganz anderes. Auf einer Fläche bei Zimmern, die vermutlich einige Jahre stillgelegt und anschließend mit einer Brachebegrünungs-Mischung eingesät worden war, hat sich die Orientalische Zackenschote rigoros durchgesetzt.
Diese Beobachtung hat Härtig auch an das Landwirtschaftsamt weitergegeben mit der Bitte, „schnell darauf hinzuwirken, dass diese Flurstücke, die weitab von den Hauptverbreitungslinien liegen, nicht zu Vermehrungsflächen dieser Neophytenart werden“. Sein Rat: Zeitnah mulchen. Damit werde der Pflanze zwar nicht der Garaus gemacht, aber immerhin die Samenbildung gestoppt.
Helmut Versbach und Armin Härtig wissen, dass sie quasi gegen „Windmühlen kämpfen“. Aufgeben wollen sie aber nicht. Sie hoffen, dass sich in möglichst vielen Orten Mitstreiter finden, die ähnlich motiviert vorgehen.
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