Delegiertenversammlung in Dittigheim

IG Metall will Mitgliedergewinnung intensivieren

Vertreter für Gewerkschaftstag gewählt. Unmut über die geplante Vergütung von freigestellten Betriebsräten geäußert

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Odenwald-Tauber. Zur ersten Delegiertenversammlung im Jahr 2023 fanden sich 58 wahlberechtigte Delegierte der IG Metall in der Halle in Dittigheim ein. Die Delegierten kommen aus den Betrieben aus dem Altkreis Buchen und dem Main-Tauber-Kreis. Sie sind das höchste Organ der örtlichen Geschäftsstelle der IG Metall in Tauberbischofsheim und entscheiden und wachen über die Arbeit vor Ort.

Rainer Seifert, der zweite Bevollmächtige der IG Metall Geschäftsstelle Tauberbischofsheim führte durch die Versammlung.

Harald Gans, erster Bevollmächtigter stellte die Arbeit der Geschäftsstelle inclusive dem Finanzbericht und der Mitgliederentwicklung vor. Obwohl die IG Metall in den letzten zwei Jahren mit dem Erhalt der Mitgliederzahl zu kämpfen hatte, ist die Finanzsituation der Geschäftsstelle gut. „Die Ortskasse ist gut gefüllt, so dass die IG Metall vor Ort handlungsfähig ist. Auch einen größeren Konflikt mit Streik und Unterstützung für die Mitglieder könnte die IG Metall - Geschäftsstelle gut bewältigen“, so Harald Gans.

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Bei den Mitgliederzahlen wurde der Plan 2022 zum Ende des Vorjahres nicht erreicht. Dieses hatte aus Sicht des ersten Bevollmächtigten mehrere Gründe: Corona hatte die Kommunikation im Betrieb erschwert. Mitglieder fühlten sich nicht mehrwertschätzend betreut, weil die persönliche Ansprache im Betrieb fehlte.

Aber auch der Zuwachs von neuen Mitgliedern ging zurück, weil auch hierzu die persönlichen Gespräche häufig ausblieben.

Außerdem führte der ein oder andere Personalabbau im letzten Jahr dazu, dass Beschäftigte aufgrund des Arbeitsplatzverlustes auch die Mitgliedschaft kündigten. Immer häufiger wurde als Grund „finanzielle Situation“ genannt, was darauf hindeutet,dass mit den gestiegenen Preisen und dem schmaleren Geldbeutel einige Menschen versuchen mit allen Mitteln zu sparen. Besonders bei Rentnern, Arbeitslosen und sonstigen nicht betriebsangehörigen Mitgliedern war das festzustellen. Für diese Gruppe wirken sich die gestiegenen Preise besonders drastisch aus.

Mit Blick auf das begonnene Jahr 2023 stellte der IG Metall–Verantwortliche fest, dass wieder deutlich mehr Beschäftigte in die IG Metall eingetreten und deutlich weniger Beschäftigte ausgetreten seien. „Wir merken, dass die Gespräche in den Betrieben wieder Fahrt aufnehmen und das ist gut so“, freut sich Harald Gans.

„Die IG Metall Tauberbischofsheim wird ihre Arbeit zur Mitgliedergewinnung intensivieren und über ein stärkeres Haltemanagement das Ziel verfolgen, die Austritte zu minimieren“, erklärte Gans das weitere Vorgehen.

Sabine Maurer, Betriebsratsvorsitzende Magna Spiegel in Assamstadt und gleichzeitig ehrenamtliche Revisorin der IG Metall Tauberbischofsheim bescheinigte eine ordnungsgemäße und fehlerfreie Führung der Kasse.

Die Geschäftsführer und der Ortsvorstand wurden anschließend von der Delegiertenversammlung einstimmig entlastet.

In einer anschließenden Wahl wurden die Delegierten der IG Metall Tauberbischofsheim für den Gewerkschaftstag 2023 gewählt. Die Wahlkommission bestehend aus Thomas Brocher (Weinig), Jochen Schlötterlein (Bartec) und Peter Münig (Rauch)sorgten dabei für die ordnungsgemäße Durchführung.

Die Teilnehmer wählten Ralf Latterner, Betriebsratsvorsitzenden von Grammer in Hardheim als ordentlichen Delegierten und Bodo Kaufmann, Betriebsratsvorsitzenden von Procter & Gamble in Walldürn als Ersatzdelegierten.

Birgit Adam, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Tauberbischofsheim, berichtete über das jüngste Urteil des BGH zur Vergütung von freigestellten Betriebsräten. Dieses Urteil lege strenge Maßstäbe an das Ehrenamt, das in seiner Logik eine Entgeltentwicklung freigestellter Betriebsräte geradezu verhindere. „Bei den heutigen Anforderungen an die Arbeit von Betriebsräten in einer komplexer gewordenen Arbeitswelt bedarf es kluger Köpfe und Betriebsräte mit Fähigkeiten, diese Komplexität inhaltlich zu bewältigen und heterogene Gremien zu führen. Das sind hohe Anforderungen

. Welche klugen Köpfe soll man zukünftig eigentlich für diese Arbeit noch finden, wenn es gleichzeitig bedeutet, dass diese Kolleginnen und Kollegen damit für die Zukunft auf eine innerbetriebliche Entgeltentwicklung verzichten?“, fragte Adam und eröffnet damit die Diskussion der Delegierten.

Viele der Delegierte empörten sich über dieses Urteil. Ralf Latterner, Betriebsratsvorsitzender von Grammer in Hardheim stellte fest: „Betriebsräte dürfen nach dem Betriebsratsverfassungsgesetz nicht bevorteilt werden, aber sie dürfen auch nicht benachteiligt werden. Dieses Urteil ist eine Benachteiligung der Kolleginnen und Kollegen, die bereit sind, das Amt eines Betriebsrates zu übernehmen. Da braucht es eine andere Lösung.“

Das ist auch die Sicht der DGB-Gewerkschaften berichtet Birgit Adam und präsentiert eine Gesetzesergänzung als Antrag an den Gesetzgeber, der feststellt, dass die erlangten Qualifikationen und das Können von Betriebsräten in der Entgeltfindung berücksichtigt werden müssen. „Ein solcher Antrag wurde bereits 2014 von der IG Metall eingebracht und scheiterte seinerzeit am Arbeitgeberlager. Wir werden alle Anstrengungen bemühen, dieses Mal den Antrag vom DGB durchzusetzen. Das ist wichtig für die Zukunftguter Betriebsratsgremien“, schließt Birgit Adam ab.

Ivan Curkovic berichtet über die Tarifpolitik des Bezirks Baden-Württemberg und stellt das Tarifjahr 2023 vor. Für folgende Branchen der IG Metall Baden-Württemberg haben Tarifverhandlungen stattgefunden oder stehen in diesem Jahr noch an: Edelmetallindustrie, Kfz Handwerk, Holz und Kunststoffverarbeitende Industrie, Textil- und Bekleidungsindustrie, Textile Dienste, Glaserhandwerk, Metallbau und Feinwerkstechnik, Elektrohandwerk, technische Gebäudeausrüstung und Leiharbeit.

In der Leiharbeit seien Ende letzten Jahres höhere Entgelte verhandelt worden. Außerdem gäbe es in den Tarifverträgen der Leiharbeit eine Besonderheit. Dort sei vereinbart, dass Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer, die eine IG Metall – Mitgliedschaft nachweisen würden, zweimal im Jahr eine extra Prämie in Höhe von bis zu 600 Euro erhalten würden. Dieses gelte es den Beschäftigten in der Leiharbeit zu vermitteln. In der Branche Metallbau/Feinwerktechnik gäbe es im Betreuungsbereich der IG Metall Tauberbischofsheim zwei Betriebe: Wilhelm König Maschinenbau und Zippe Industrieanlagen in Wertheim. Für diese Branche sei eine Entgeltsteigerung in Höhe von 5,2 ab 1. Mai 2023 vereinbart worden, sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von zwei Mal 600 Euro.

Manzi stellte sich vor

Im Anschluss an die Berichte zur Tarifpolitik stellte sich der neue Gewerkschaftssekretär der IG Metall Tauberbischofsheim vor. Gianluca Manzi ist 26 Jahre alt, war Vertrauensmann und Betriebsratsmitglied bei Valeo in Bissingen und istseit 1. Februar bei der IG Metall Tauberbischofsheim für den Schwerpunkt Jugend beschäftigt. Seine Schwerpunkte der diesjährigen Arbeit sollen sein: eine Wiederbelebung des Ortsjugendausschusses, die Begrüßung der neuen Azubis im Sommer, die Durchführung eines Azubi-Cups, die Aktivierung Junger Metallerinnen und Metaller auch z. B. zur Teilnahme am IG Metall Festival.

„Mit dieser personellen Veränderung ist das Team der IG Metall Tauberbischofsheim wieder komplett und wir schauen zuversichtlich in die Zukunft“, meinte Harald Gans.