Mittendrin

Gerlachsheim: Warum die Zeitung für Irma Exner so wichtig ist

Kriege, Katastrophen und Nachrichten, die erschüttern, gibt es täglich zuhauf. Doch es gibt auch viele kleine Dinge, die Freude bereiten und auf die man nicht so oft schaut. Deshalb hat der Brief der 94-jährigen Irma Exner die FN-Redaktion so begeistert. Bei ihr darf am Frühstückstich die Zeitung nicht fehlen.

Von 
Diana Seufert
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Irma Exner ist seit Jahrzehnten eine begeisterte Zeitungsleserin. Sie freut sich jeden Morgen auf die Nachrichten und damit gute Unterhaltung. © Diana Seufert

Gerlachsheim. Als die Fränkischen Nachrichten vor einigen Wochen ein ganz besonderer Brief erreichte, zauberte er vielen ein Lächeln ins Gesicht. „Ich als Uroma möchte mich mal zu Wort melden“, schrieb die 94-jährige Irma Exner. Und weiter: Zusammen mit ihrem Mann hat sie bis zu dessen Tod gemeinsam die Zeitung gelesen. Seitdem sitzt sie allein am Frühstückstisch – mit ihren Fränkischen Nachrichten. „Noch heute würde mir etwas fehlen, wenn es nicht mehr so wäre.“

Zeilen, die in Zeiten der Digitalisierung und des Wandels allen FN-Mitarbeitenden, aber vor allem den Redakteurinnen und Redakteuren mit Chefredakteur Fabian Greulich guttun. Denn Rückmeldungen erfolgen meist dann, wenn etwas schiefgelaufen ist, wenn Texte nicht erschienen sind oder sich Schreibfehler eingeschlichen haben. Positives Feedback oder auch mal ein Lob für gut recherchierte Geschichten sind eher die Seltenheit.

Rüstige Dame mit vielen Anekdoten

„Ned geschimpft ist gelobt genug“, wie die schwäbische Weisheit sagt, ist aber die Sache von Irma Exner nicht. Deshalb haben wir uns über den Brief sehr gefreut. Also wollten wir wissen, von wem diese netten Sätze stammen und haben uns mit der Verfasserin in ihrem schmucken Reihenhaus in Gerlachsheim mit Blick auf den hübsch angelegten Garten getroffen. „Meine Mutter ist im Kopf noch ziemlich fit. Sie hat mich gerade bei zwei Runden Rummy abgezockt“, lacht ihre Tochter beim FN-Besuch.

Die rüstige alte Dame wird in wenigen Wochen 95 Jahre alt. Sie hat schon viel erlebt in ihrem langen Leben. So manche Anekdote hat sie parat, etwa als sie als junge Frau mal auf dem Fußballplatz ins Tor gerannt ist und den Ball weggekickt hat. „Da wurde ich des Platzes verwiesen“, lacht sie. Und sie erzählt von den vielen Linzer-Torten, die sie bis letztes Jahr noch wöchentlich gebacken hat. „Das geht jetzt nicht mehr.“

Auf eines, das sagt sie mehrfach, will sie nicht verzichten: auf die Tageszeitung. Die liegt jeden Morgen ab 6 Uhr auf dem Küchentisch der Frühaufsteherin und wird ausführlich studiert. „Ich habe mich in die Zeitung verliebt, sonst hätte ich sie nicht so lange gelesen.“ Die Neuigkeiten berichtet sie dann am Telefon ihrer Tochter, erzählt von den Gegebenheiten im Ort oder von traurigen Ereignissen, wenn ein Bekannter gestorben ist. Und auch bei den montäglichen Runden mit ihren Freundinnen, die zum Kartenspielen kommen, werden die Nachrichten aus Gerlachsheim und der Region besprochen.

Von Lokalteil, Todesanzeigen und Sportberichten

Weil die Beine nicht mehr so mitmachen, ist es für Irma Exner nicht ganz so einfach, das Haus zu verlassen. Deshalb ist die Tageszeitung eine wichtige Informationsquelle, die sie nicht missen will. Das war schon immer so, berichtet sie. „Mein Mann hat den Sport- und Politikteil gelesen, ich den Lokalteil und die Familienthemen. Danach haben wir uns immer ausgetauscht.“

Ihr verstorbener Ehemann Arnold Exner war nicht nur begeisterter Fußballtrainer, sondern auch engagierter Gewerkschaftsfunktionär und SPD-Mitglied, sie war bei den Turnfrauen und in der Fasnacht als Büttenrednerin aktiv: Das hat geprägt. Noch heute geht ihr Blick zunächst auf den Lokalteil von Lauda-Königshofen, die Todesanzeigen und die Sportberichterstattung. Aber auch andere Themen interessieren die Seniorin, die ziemlich energisch werden kann, wenn man ihr zu viele Vorschriften macht. „Nur die Politik mag ich nicht so arg, das war die Sache meines Mannes“, sagt sie.

„Ihre Zeitung ist für jedes Alter interessant und informativ und hält mich auf dem Laufenden.“ Irma Exner hat ein klares Schema: Erst wird die Überschrift gelesen. Die muss ihr gefallen. Dann liest sie den ganzen Artikel. „Ich will ja wissen, wie es mit den Vereinen weitergeht und was in der Region passiert.“ Gerne pickt sie sich die Leserbriefe heraus. Aber nur Meckern und Schimpfen geht bei ihr nicht. „Das kann ich nicht leiden“, sagt sie ziemlich resolut. Manche sollten vorher überlegen, was sie schreiben, weil sie andere verletzen könnten.

Lesen war schon früher ihre Leidenschaft, wie sie gesteht. Lange Jahre war sie Mitglied im Bertelsmann Buchclub, heute stöbert sie auch gerne in Zeitschriften. Aber es muss immer ein gedrucktes Exemplar sein. „Digital – das ist nichts mehr für mich“, meint sie. Das sei eher was für ihre Kinder, vier Enkel und drei Urenkel. Dann zieht sich ein breites Lächeln übers Gesicht. „Wissen Sie, mein Urenkel arbeitet auch bei den FN“, verrät sie stolz.

Zeitung-Lesen hält Geist wach und ist informativ

Warum sie sich so vehement fürs Zeitung-Lesen einsetzt? „Alle sollten Zeitung lesen“, sagt sie mit Nachdruck. „Das hält den Geist wach.“ Und man habe auch eine andere Wahrnehmung auf vieles. Was der rüstigen Rentnerin auch wichtig ist: „Da gibt es nicht so viel Werbung wie im Fernsehen.“

Die Zeitung ist für Irma Exner stets ein Quell der Inspiration. Denn die Kreativität, die sich in zahlreichen Büttenreden und Gedichten Bahn brach, sprudelt noch immer aus ihr heraus. „Ich möchte so gern ein Teenager sein“, zitiert sie einen ihrer närrischen Beiträge. Für das Sommerfest der Tagespflege, die sie mit großer Begeisterung besucht, hatte sie erst kürzlich ein Gedicht in Reimform verfasst. Auch da fließt mal was ein, was sie in der Zeitung gelesen hat.

Und was können wir in Verlag und Redaktion besser machen? Irma Exner überlegt kurz und fügt dann an: „Es passt alles.“ Die Themen seien ausgewogen und für jeden sei was dabei. Nur dass die Zeitung teuer ist, stört sie ein bisschen. „Die kostet viel Geld, aber ich brauche meine Zeitung beim Kaffeetrinken am Morgen auf dem Tisch“, sagt sie und hofft, dass viele ihrem Beispiel folgen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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