Kloster Gerlachsheim - Bürgermeister Maertens und einige Stadträte fordern Landrat Frank zum nochmaligen Überdenken der momentanen Planung auf

Forderung nach Konzept für Nachnutzung

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Peter D. Wagner
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Eine Nutzung, die der hohen Bedeutung des Klosters sowohl für Gerlachsheim als auch der Stadt Lauda-Königshofen und dem mittleren Taubertal Rechnung trägt, fordern Bürgermeister Maertens und Teile der Fraktionen im Gemeinderat.

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Lauda-Königshofen. Ende März hatte Landrat Reinhard Frank gemeinsam mit der Sozialdezernentin des Main-Tauber-Kreises, Elisabeth Krug, vor Bürgern das Planungskonzept für das Kloster Gerlachsheim als neue Flüchtlingsunterkunft des Main-Tauber-Kreises vorgestellt (die FN berichteten ausführlich). In einem Pressegespräch bezogen jetzt Bürgermeister Thomas Maertens und weitere Vertreter der Stadt Lauda-Königsheim sowie die Gemeinderatsmitglieder Jutta Steinmetz-Thees, Siegfried Neumann (beide SPD) und Andreas Schäffner (FBL) dazu Stellung. Vertreter der CDU-Gemeinderatsfraktion nahmen, auch wenn ebenfalls dazu eingeladen, an dem Konferenzgespräch nicht teil.

"Wir sind um die Zukunft des Klosters in Gerlachsheim sehr in Sorge, so dass wir vor wenigen Tagen ein gemeinsames Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden geführt haben", berichtete Maertens. Das Vorhaben des Landrates und des Kreises, wie bei der Veranstaltung am 23. März ebenso der Öffentlichkeit bekanntgegeben wurde, nach Schließung des Klosters als Seniorenpflegezentrum zum Sommer anschließend bis Herbst dort zwischen rund 90 und bis zu 140 Flüchtlinge unterzubringen sowie etwa 20 bis 30 Flüchtlinge im Schwesternwohnheim, habe er an diesem Abend zunächst ausschließlich zur Kenntnis genommen und sich auf die Rolle als Moderator beschränkt, meinte der Bürgermeister.

Gleichwohl habe er anschließend unter anderem mit Gerlachsheimer Flüchtlingshelfern, Pfarrern, weiteren Akteuren sowie maßgeblichen städtischen Verwaltungsmitarbeitern über diese Pläne und Thematiken gesprochen. "Bis zu insgesamt in Gerlachsheim dann möglicherweise etwa 220 Flüchtlinge, was einem Bevölkerungsanteil von annähernd 13 Prozent entsprechen würde, übersteigt die Leistungsfähigkeit in dem rund 1700 Einwohner zählenden Stadtteil", sei laut Maertens ein weitgehend übereinstimmender Tenor gewesen. Dies betreffe zum Beispiel auch die Kapazität des Helferkreises, der sich nach prognostizierter Meinung von Akteuren nicht entsprechend durch ausreichend weitere Helfer anpassen ließe. "Ich bin überzeugt, dass dies in der Bevölkerung ebenso gesehen wird", hob Maertens hervor.

Kreis unterschätze Bedeutung

Zudem werde auf Kreisebene möglicherweise die sehr hohe emotionale Verbundenheit sehr vieler Bürger mit dem Kloster und dessen fast 300-jähriger Historie ebenso unterschätzt wie die gleichsam sehr große Bedeutung der langen Weinbauortgeschichte Gerlachsheims für die lokalen Einwohner. "Die Bürgerschaft ist sehr stolz auf dieses historische bauliche Erbe des Klosters in einer Einheit mitsamt der imposanten Barockkirche", konstatierten die Gesprächsteilnehmer.

Ein spezielles Ziel der Gespräche mit vielen Akteuren sei außerdem gewesen, aus den vorgebrachten Argumenten auch herauszuhören, wo ein noch annehmbares Maß für die mögliche Aufnahme von Flüchtlingen in Gerlachsheim liegen könnte. "Nach den Debatten in den vergangenen Wochen gehen wir davon aus, dass eine obere Grenze des Flüchtlingsanteils bei etwa fünf Prozent der gesamten Bevölkerung als rechtes und tolerierbares Maß erreicht sein würde, was insgesamt etwa 85 Personen entspreche", berichtete Maertens. Derzeit umfasse der Helferkreis für aktuell 52 Flüchtlinge etwa 15 Aktive. "Die Helfer haben unmissverständlich mitgeteilt, dass ihre Leistungskraft am Limit sei, um diese momentan ruhige und ausgeglichene Situation in Gerlachsheim zu haben.

Bei einem womöglich dermaßen drastischem Anstieg der Anzahl in Gerlachsheim untergebrachter Flüchtlinge wie er aus dem Planungskonzeptes des Kreises resultieren würde, wäre keinesfalls eine adäquat erforderliche bis zu vierfachen Menge an Helfern zu finden, unterstrichen unisono Maertens und die drei anwesenden Ratsmitglieder.

"Die allermeisten Gerlachsheimer Bürger sind grundsätzlich den Flüchtlingen gegenüber sehr aufgeschlossen, jedoch würde eine dermaßen hohe Steigerung der vor Ort untergebrachten Asylsuchenden wohl ebenso kaum hingenommen werden wie eine zukünftige Nutzung des Klosters als Flüchtlingsunterkunft", betonten ebenso Steinmetz-Thees als auch Neumann und Schäffner.

Anliegen der Gesamtstadt

Dass sowohl die Gerlachsheimer Flüchtlingsthematik als auch die hohe Bedeutung nicht alleine auf den Ort beschränkt, sondern ein Anliegen der gesamten Stadt Lauda-Königshofen sei, wurde ebenfalls von allen anwesenden Ratsmitgliedern hervorgehoben. "Eine Nutzung, die der hohen Bedeutung des Klosters sowohl für Gerlachsheim als auch der Stadt Lauda-Königshofen und dem gesamten Mittleren Taubertal Rechnung trägt", machte beispielsweise Neumann deutlich.

"Wir wollen auch in Zukunft den Landkreis und das Land bei der Unterbringung von Flüchtlingen sowie bei der Suche nach geeigneten Unterkünften aktiv unterstützen, fordern den Landrat, Kreis und Kreistag jedoch dazu auf, in gemeinsamen Gesprächen ein Konzept für die zukünftige Nutzung zu entwickeln, das auch von den Bürgern akzeptiert und mitgetragen werde. Dies gelte ebenso für eine mögliche Anzahl von Flüchtlingen in Gerlachsheim", waren sich alle Anwesenden einig.

"Wir haben Eckpunkte erarbeitet und erwarten, dass diese berücksichtigt werden", betonte Maertens stellvertretend. Deshalb habe er in einem Schreiben Landrat Frank um einen Gesprächstermin gebeten, bei dem auch die Fraktionsvorsitzenden des Kreistages und des Gemeinderates teilnehmen sollten, um die Situation und ein mögliches weiteres Vorgehen zu erläutern.

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