Land und Leute - Der Laudaer Peter Herm ist seit über 20 Jahren im Skiverband ein gefragter Experte / Über 1000 Skilehrkräfte ausgebildet und geprüft / Hohe Auszeichnung

Ein Spagat zwischen Piste und Firma

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Peter Herm aus Lauda (rechts) hat in über 20 Jahren als Landesausbilder im Deutschen Skiverband rund 1000 Skilehrkräfte aus- und fortgebildet. Er sieht für junge Leute in einer Ausbildung zur Skilehrkraft nur Vorteile, insbesondere im Zusammenarbeiten mit Menschen und in der persönlichen Weiterentwicklung. Nun wurde er für sein Wirken ausgezeichnet.

© Skiverband Schwarzwald-Nord

Lauda. Auf dem 2600 Meter hohen Jakobshorn in Davos/Schweiz fühlt sich der Laudaer Peter Herm in seinem Element. Er ist mit einer Gruppe von angehenden Skilehrkräften unterwegs, denen er sowohl in Theorie aber noch mehr in der Praxis das Rüstzeug für ihre spätere Lehrtätigkeit vermittelt. Als Ausbilder im Lehrteam des Schwarzwälder Landesverbandes innerhalb des Deutschen Skiverbandes nimmt er bereits seit über 20 Jahren auch Prüfungen ab. In Davos erhielt er nun für seine Verdienste um den alpinen Skisport die goldene Ehrennadel des Skiverbandes Schwarzwald-Nord.

Der Präsident des Landesverbandes, Ulrich Kaiser, hielt dabei die Ladatio: "Peter Herm ist stets Vorbild für unsere jungen Skilehrkräfte - in Technik und motivierendem Unterrichten" so Ulrich Kaiser in seiner Rede bei der Verleihung vor 30 Lehrgangsteilnehmern.

Über 20 Jahre im Landeslehrteam

Seit Dezember 1993 gehört Peter Herm dem Lehrteam des Landesskiverbandes an. Die Teammitglieder kümmern sich um Ausbildung, Fortbildung und Prüfung der Übungsleiter und Skilehrkräfte im Landesverband des Deutschen Skiverbandes.

Peter Herm ist ein "Kind" des Skiclubs Lauda. Bereits Ende der 80er Jahre wurde er von den damaligen Verantwortlichen gefördert und schon 1990 konnte er zusammen mit Klaus Schreiner, dessen Bruder Thomas sowie Sven Braun eine eigene DSV-Skischule gründen. Diese Skischule hat im Laufe der Jahre vielen Teilnehmern aus der Region das Skifahren näher gebracht.

Von 1993 bis 2014 bildete Peter Herm auf vielen Lehrgängen über 1000 Skilehrkräfte aus. Ob Vorbereitungslehrgänge, Prüfungslehrgänge, Fortbildungen oder Theorieeinheiten - Peter Herm zeigte sich in allen Bereichen hochaktiv.

Zur Erlangung einer Lizenz im Skilehrwesen sind umfangreiche Ausbildungen und Prüfungen notwendig. In den Theorieeinheiten finden sich Themen wie Methodik und Didaktik, Traingslehre, Bewegungslehre, Kommunikation, Sportmedizin, Erste-Hilfe-Pädagogik, Lawinenkunde, Skitechnik und Mechanik, Schneesportunterricht und Risikomanagement wieder. Die praktischen Bereiche teilen sich auf in Demonstrationskönnen verschiedener Fahrformen, Skitechnik, persönliches Fahrkönnen und der zielgruppenorientierten Methodik. So erarbeiten die Teilnehmer an einer individuellen Aufgabenstellung eine praktische Unterrichtseinheit, die dann am Hang mit der Gruppe durchgeführt werden muss. Diese Prüfungseinheit, Lehrprobe genannt, ist ein gewichtiger Teil der Methodikprüfung, zeigt sie doch die Lehrkompetenz des Skilehreranwärters.

Mit höher werdenden Lizenzstufen werden weitere Themenbereiche aufgenommen. Neben steigenden Anforderungen in den genannten Themen werden persönliches Fahrkönnen und das Demonstrationskönnen, also das exakte Aufzeigen von Bewegungen, zunehmend gewichtet. Auch im Bewegungssehen finden einige Lehreinheiten statt.

"Insbesondere der Schritt von der höchsten Skilehrerstufe in das Ausbildungswesen von Skilehrkräften hat mich fasziniert", so Peter Herm zu der Frage, warum er "nicht nur" Skilehrer blieb. Natürlich wird auf das Fahrkönnen ein großes Augenmerk gelegt, aber auch im Bewegungssehen und in der Bewegungsbeurteilung sind hohe Anforderungen im Deutschen Skiverband zu bewältigen.

Ausbildung beim Skiclub Lauda

Peter Herm begann bereits 1988 über die Ski- und Snowboardfreunde Lauda mit der Ausbildung zur Skilehrkraft. 1992 schloss Peter Herm die umfangreichen Prüfungen zum DSV-Skilehrer ab und schon ein Jahr darauf absolvierte er mit Erfolg den anspruchsvollen Prüfungslehrgang zum DSV-Landesausbilder. Auf den jährlichen Fortbildungen für die Landeslehrteams qualifizierte sich Peter Herm schließlich für das Landeslehrteam des Skiverbandes Schwarzwald Nord. Die Berufung in das Team folgte unmittelbar darauf.

Sehr aktive Jahre im Landeslehrteam folgten. Mitte der 90er Jahre stand der Schritt in das Bundeslehrteam und somit zu den allerhöchsten Weihen im Deutschen Skilehrwesen an. Trotz hervorragender Chancen verzichtete Peter Herm damals auf diesen Schritt. "Eine der Voraussetzungen sind mindestens 80 Skitage pro Winter - diese waren mit meiner unternehmerischen Karriere nicht zu vereinbaren", so Peter Herm etwas wehmütig.

Wichtige Lehrinhalte entwickelt

Regelmäßig referierte er bei Theorielehrgängen. Auch das Thema Skitechnik bildete einen Schwerpunkt im Skilehrerleben von Peter Herm. "Schon immer ist mir in der Ausbildung von Skilehrkräften wichtig, dass die Vermittlung von Freude am Kurvenfahren der Schwerpunkt bleiben muss. "Bei allen Kritiken, die eine Einzelfahrt eines Skilehrers oder Skischülers hervorrufen kann, muss die motivierende Rückmeldung im Vordergrund stehen. Eigens dafür entwickelte Peter Herm, der auch eine Ausbildung zum Kommunikationstrainer absolvierte, rhetorische Wirkungsmittel.

Seine Vorträge über motivierenden Skiunterricht und über das qualifizierte Halten einer Lehrprobe sind noch heute sehr begehrt. Seit Jahren ist der Bereich des motivierenden Skiunterrichtes Bestandteil eines Fortbildungslehrganges.

Doppelbelastung Ski und Firma

Tolle Bekanntschaften und enge Freundschaften entstanden über die Jahre hinweg durch den gemeinsamen Skisport. Zum Familienunternehmen, in dem er seit 1997 als geschäftsführender Gesellschafter tätig ist, gehören neben einem großen Mineralöl- und Energiehandel auch inzwischen 19 Tankstellen, Waschanlagen, Getränkemärkte und auch Burger King Restaurants. "Mir hat das Skilehrwesen auch in der Führung von Mitarbeitern entscheidend weitergeholfen", so Peter Herm. "Gerade die Formulierung von Aufgabenstellungen und die Überprüfung der Ausführung spiegelt sich genauso im Berufsalltag wieder".

Doch Peter Herm "arbeitete" auch aktiv als Skilehrkraft mit "Otto-Normal"-Skifahrern. "Insbesondere in meiner Münchner Studienzeit arbeitete ich intensiv in verschiedenen Bereichen als Skilehrer". So unterrichtete er bei Ausfahrten im eigenen Skiverein in Lauda, bei Skireiseveranstaltern aus München, an der Sporthochschule in München und im Club Mediterranee. Auch in der Skischule Saalbach-Hinterglemm sammelte er viele Erfahrungen.

Gefragt als landesweiter Referent

"Ich kann jungen Menschen die Ausbildungen zur Skilehrkraft nur wärmstens empfehlen. Das Sprechen vor Gruppen verbessert sich signifikant, das pädagogische Arbeiten im Skikurs steigert die Methodenkompetenz auch für den beruflichen Werdegang, die Persönlichkeit entwickelt sich weiter", so Peter Herm zu der Frage, warum man diese umfangreiche Ausbildung angehen sollte.

Seine eigene Fortbildung gehört jährlich ebenfalls zum Pflichtprogramm. So versammelt sich das gesamte Lehrteam meist im Mai auf dem Stubaier Gletscher zum mehrtägigen Lehrgang. Die arbeits- und skiintensiven Tage enden mit einer Bewertung für jeden einzelnen Ausbilder. Diese Bewertung ist die Grundlage für die Ausbilderliste des Landeslehrteams, die in Prioritäten aufgegliedert ist.

Die Skilehrerpraxis an der Front holt sich Peter Herm noch heute regelmäßig auf seinen Ski-Incentives, die er jährlich für namhafte Unternehmen wie Deutsche Bank, Roland Berger Unternehmensberatung, Bausparkassen, Volksbanken, Brauereien, etc. durchführt und auch immer noch organisiert.

Das Skilehrwesen im Skiverband

  • Im Skiverband Schwarzwald-Nord werden jährlich mehr als 300 Lehrkräfte aus- und weitergebildet. Hierfür steht ein Lehrteam von mehr als zwei Dutzend Ausbildern, einer davon ist Peter Herm aus Lauda, zur Verfügung, die ihrerseits jährlich nach dem neuesten Stand von Bundesausbildern des DSV geschult werden. Neben dem Bereich alpin gibt es unter dem Dach des Deutschen Skiverbandes ähnliche Ausbildungsstrukturen in den Sportarten Snowboard, Nordic und Touren.
  • Die Ausbildung ist nach den neuesten Richtlinien und Strukturen des Dachverbandes DSV sowie dem DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) ausgerichtet. Fortbildungen im Skiverband Schwarzwald Nord werden nicht nur zentral organisiert und durchgeführt, auch Vereinseinweisungen werden unter technischer Leitung von Lehrteamsmitgliedern unterstützt und führen zu einer Lizenzverlängerung.
  • Weiterbildungen mit Spezialthemen wie etwa Park & Pipe, Freeride, Rennlauf ermöglichen den Übungsleitern, ihr Spezialkönnen und Spezialwissen zu trainieren und zu vertiefen.
  • Um die Qualität der Ausbildung seiner Lehrkräfte zu gewährleisten und damit auch weiterhin für anerkannte Güte des Unterrichtsangebots zu sorgen, hat der Deutsche Skiverband 1980 die Organisation DSV-Skischule ins Leben gerufen. So sind über die Landesskiverbände im Deutschen Skiverband über 600 DSV-Skischulen eingetragen. Im Skiverband Schwarzwald Nord sind es 33 DSV-Skischulen, darunter in Mosbach und in Lauda.

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