FN-Interview

Dachkraftwerke für Betriebe sinnvoll

Jürgen Scheurer vom Solar Cluster Baden-Württemberg der Region Heilbronn-Franken äußert sich zum Ausbau des Solarstroms

Von 
Linda Hener
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Jürgen Scheurer vom Solar Cluster Baden-Württemberg der Region Heilbronn-Franken sagt im FN-Interview, dass er den Ausbau der Solarstromnutzung vorantreiben will. © moedesign /Moritz Schuhmacher

Lauda-Königshofen. Energiegewinnung und -kosten sind die Leitthemen des Wirtschaftsforums Lauda-Königshofen am 11. Mai. Jürgen Scheurer ist Projektleiter beim Solar Cluster Baden-Württemberg und Referent beim Wirtschaftsforum.

Jürgen Scheurer, während Ihres Vortrags beim Wirtschaftsforum erklären Sie, dass Unternehmen wesentlichen Anteil am Gelingen der Energiewende haben: Wie sieht dieser konkret aus?

Jürgen Scheurer: Um die gesteckten Klimaziele zu erreichen, ist ein rascher und massiver Ausbau von Erzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien notwendig. Mit Photovoltaikanlagen auf großen Industrie- und Gewerbedächern kommt man den Ausbauzielen schnell näher. In Baden-Württemberg gibt es knapp 500 000 Unternehmen. Die Dächer auf deren Büro- und Gewerbeimmobilien bieten eine enorme Fläche, um dort Solarstrom zu erzeugen. Ich möchte keine einzelnen Unternehmen hervorheben, aber es gibt hier in der Region bekannte Unternehmen, die ihre Produktionshallen bereits mit Photovoltaikleistung im Megawattbereich belegt haben. Landesweit werden inzwischen Dachkraftwerke zwischen fünf und zehn Megawatt, beispielsweise auf Logistikzentren, gebaut.

Sie sagen, dass es den Unternehmen um die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie gehen muss – wie kann das gelingen?

Scheurer: Viele Unternehmen wurden von den gestiegenen Energiekosten sehr massiv getroffen. Ihre Kosten sind explodiert, so dass die Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr geriet. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Firmengebäudes oder einer Gewerbehalle gelingt es in den allermeisten Fällen, sich unabhängiger von steigenden Energiepreisen zu machen. Eine Photovoltaikanlage senkt die Stromkosten durch den Verbrauch des eigenen Ökostroms mit geringen Gestehungskosten und dem vermiedenen Bezug von teurem Strom aus dem Netz.

Durch eine Überschusseinspeisung oder eine zweite Dachanlage zur Volleinspeisung können zusätzliche Einnahmen für das Unternehmen über die Einspeisevergütung oder die Direktvermarktung erzielt werden. So leisten Unternehmen zusätzlich zur Verbesserung der eigenen Wirtschaftlichkeit ein Beitrag zum Gemeinwohl, indem sie Strom aus ihrer PV-Anlage ins Netz einspeisen und damit anderen Stromkunden zur Verfügung stellen.

Seit einem halben Jahr sind Sie Projektleiter des Photovoltaik-Netzwerks Baden-Württemberg in der Region Heilbronn-Franken beim Solar Cluster Baden-Württemberg – was sind Ihre Aufgaben und mittelfristigen Ziele?

Scheurer: Das Photovoltaik-Netzwerk Heilbronn-Franken hat das Ziel, den Ausbau der Solarstromnutzung weiter voranzutreiben und unterstützt die Vorreiter-Region in Baden-Württemberg mit neuen Impulsen. Meine Aufgabe für Solar Cluster Baden-Württemberg liegt in der Koordination der Aktivitäten unserer Projektpartner und deren Umsetzung von Aktivitäten in der Region, um den Photovoltaikausbau voranzubringen. Darüber hinaus stellen wir den regionalen Partnern zentrale Leistungen für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung, unterstützen bei öffentlichen Veranstaltungen und halten Vorträge zu verschiedenen Fachthemen. Unser Ziel ist es, dass die Region Heilbronn-Franken Spitzenreiter beim Photovoltaikzubau bleibt. Möglichst viele Betriebe sollten ihre „Dächer vollmachen“. Ergänzend dazu wollen wir dazu animieren, das Förderprogramm für Parkplatz-PV zu nutzen, in Solarparks und Speicher zu investieren sowie Vorzeigeanlagen mit Agri-PV oder Floating-PV zu bauen.

Welche Entwicklungen beobachten Sie im Bereich PV in der Region Heilbronn-Franken?

Scheurer: Beim Zubau von Photovoltaikanlagen nimmt die Region Heilbronn in Baden-Württemberg eine Spitzenstellung ein. Potenzial gibt es dennoch in allen Bereichen. Aktuell steigt erfreulicherweise das Interesse von Kommunen an der Belegung öffentlicher Dächer mit PV und der Beteiligung von Bürgern über Bürgerenergiegenossenschaften deutlich an. Im Privatbereich ist ein großes Interesse an den Balkonkraftwerken und an Mieterstrom festzustellen. Mit den Balkonanlagen kann jeder bei der Umsetzung der Energiewende mitmachen und seine Stromkosten senken, um die Haushaltskasse zu schonen.

Gleichzeitig sind Sie seit rund zehn Jahren Geschäftsführender Gesellschafter der Diskurs Communication GmbH, einer Kommunikations- und Beratungsagentur in der Schnittstelle zur Politik. Wie sehen Sie hier Ihre Rolle?

Scheurer: Mein Beratungsunternehmen ist seit Jahren vorwiegend im Bereich der klassischen Unternehmenskommunikation für Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig. Für das PV-Netzwerk Heilbronn-Franken kann ich mein langjähriges Know-how und mein großes Netzwerk im Energiebereich einbringen. Meine Rolle ist, gemeinsam mit den regionalen Partnern, die Vernetzung aller Akteure zum weiteren Ausbau verschiedener Arten der PV-Nutzung. Dazu gehören Unternehmen, Kommunen, verschiedenste gesellschaftliche Gruppen und Organisationen bis hin zu Privathaushalten. Das PV-Netzwerk dabei gibt lediglich inhaltliche Hilfen und Ratschläge, aber keine Empfehlungen für einzelne PV-Unternehmen ab. Die Akteure und uns im PV-Netzwerk eint das Interesse am Ausbau der Photovoltaik.

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