Kooperation

Coaches fördern Respekt und Toleranz

DRK-Kreisverband Tauberbischofsheim arbeitet mit zwei Bildungseinrichtungen zusammenik

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Respekt Coach Theresa Reichenberger vor dem Martin-Schleyer-Gymnasium. Der Hoodie hat das Motto des Programms „Lass uns reden – Reden bringt Respekt“ aufgedruckt. © MSG

Seit vier Jahren arbeiten Respekt-Coaches an Schulen. Das ursprünglich gegen islamistischen Extremismus gerichtete Programm deckt weit mehr Themenfelder ab und übernimmt wichtige Aufgaben im Bereich der politischen Bildung.

Lauda-Königshofen. Unter dem Motto „Lass uns reden – Reden bringt Respekt“ arbeiten die Pädagogen an Schulen präventiv daran, junge Menschen für Extremismus und Radikalisierung zu sensibilisieren, Vorurteile abzubauen sowie Respekt und Toleranz zu fördern. Im Main-Tauber-Kreis wird das Programm vom Jugendmigrationsdienst (JMD) des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim getragen.

400 Respekt-Coaches

An dem 2018 eingeführten Programm können Schüler allgemeinbildender und beruflicher Schulen teilnehmen. 400 Respekt-Coaches sind an bundesweit über 275 Standorten tätig. Die Jugendmigrationsdienste setzen das Programm im Auftrag des Bundesfamilienministeriums um. Eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem jeweiligen JMD und der Schule bildet die Grundlage der Zusammenarbeit.

Der JMD im Main-Tauber-Kreis ist beim DRK Kreisverband Tauberbischofsheim angesiedelt. Im Dezember 2021 hat der Kreisverband die Trägerschaft für das Bundesprogramm übernommen und dieses im März erfolgreich an der Gemeinschaftsschule Lauda-Königshofen sowie am Martin-Schleyer-Gymnasium Lauda-Königshofen eingeführt.

Als Respekt-Coach für den Main-Tauber-Kreis ist Theresa Reichenberger zuständig. „Wir erreichten bisher an beiden Kooperationsschulen mit dem Programm rund 160 Schüler verschiedenster Klassenstufen“, berichtet sie. Reichenberger plant und finanziert Gruppenangebote und Projekttage in Absprache mit den Kooperationsschulen und in enger Abstimmung mit der Schulsozialarbeit, pädagogischen Fachkräften und der Schulleitung.

Das Programm richtet sich gegen jede Form von Extremismus, Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Schüler sollen den Wert einer vielfältigen Gesellschaft erfahren und die Themen Demokratie, Respekt und Toleranz aktiv behandeln. Sie setzen sich in Gruppenangeboten mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebensweisen auseinander und erlernen interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen.

Das Programm fördert darüber hinaus die Zusammenarbeit und Vernetzung der Jugendmigrationsdienste, der Träger der politischen Bildung und der Träger der Radikalisierungsprävention. Ziel ist zudem der Austausch von guter Praxis und Wissenstransfer im Bereich Prävention.

In den Gruppenangeboten wird den Schülern ermöglicht, Angebote selbst zu entwickeln und Themen aufzugreifen, die ihnen wichtig sind. Dabei lernen sie, sich selbst im Diskurs mit anderen zu positionieren, unterschiedliche Meinungen auszuhalten und radikale Erklärungsmuster zu erkennen. Die Gruppenangebote sind freiwillig, zeitlich begrenzt und richten sich in der Regel an den Klassenverband.

Wöchentliche Angebote

An der Gemeinschaftsschule Lauda-Königshofen setzt Theresa Reichenberger wöchentliche Angebote für zwei achte Klassen um, die sie selbst gestaltet oder zu denen sie sich externe Kooperationspartner holt. Für Tanja Rößler, Schulsozialarbeiterin an der Gemeinschaftsschule, bedeutet dies eine große Bereicherung des Schulalltags: „Das kommt super an. Die Kinder nehmen viel mit.“

Die Schauspieler Alena Esra Wiedem und Oliver Wiedem leiteten im April und im Mai einen Theaterworkshop mit den beiden sechsten Klassen. Ziel dieser Tagesseminare war es, den Klassenzusammenhalt zu verbessern und die Wichtigkeit von Freundschaft herauszuarbeiten. Oliver Wiedem: „Wir zeigen auf, dass es oft hilfreicher und schöner für alle Beteiligten ist, wenn man freundschaftlich und kooperativ miteinander umgeht. Wir behandeln aber auch Themen wie Rassismus-Prävention, Diskriminierungs-Prävention und generell die Wahrnehmung anderer Menschen, um auch Empathie zu fördern“.

„Wir geben keinen Unterricht im eigentlichen Sinn“, ergänzt Alena Esra Wiedem. Weil die Themen spielerisch angegangen werden, könnten die Teilnehmer daraus mehr schöpfen als aus Frontalunterricht. „Die Kinder und Jugendlichen sollen mit einem guten Gefühl hinein und mit einem noch besseren Gefühl ‘rausgehen und sagen ,Wir haben heute total viel gelernt’. Das Gefühl, mitarbeiten zu können und selbst etwas für die Gemeinschaft zu tun, ist einfach viel nachhaltiger.“

Schulsozialarbeiterin Tanja Rößler bestätigt, dass diese Workshops von den Kindern positiv angenommen wurden. „Zum einen, weil einfach auch mal andere Personen vor Ort sind als die Lehrer oder Schulsozialarbeiter. Und weil die Klasse auch mal gemeinsame Spiele macht. Sehr gut fand ich die Wahrnehmungsübungen. Dabei lernen die Kinder, sich selbst Grenzen zu setzen oder zu merken, wenn ihnen andere Kinder Grenzen setzen.“

Das Martin-Schleyer-Gymnasium gehört dem Netzwerk „Schule gegen Rassismus Schule mit Courage“ an und hat sich damit verpflichtet, aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen. Das respektvolle Miteinander ist im Leitbild der Schule verankert. Der Respekt Coach soll dabei unterstützen, Respekt und Toleranz im alltäglichen Miteinander zu fördern und damit Vorurteilen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vorzubeugen.

Die Zusammenarbeit mit Theresa Reichenberger wird von den Lehrkräften als unkompliziert bezeichnet: „Wir können unsere Wünsche äußern und sie konnte uns bisher immer ein äußerst attraktives Angebot unterbreiten, das bei allen Beteiligten auf positive Resonanz stieß. Dabei werden Organisation und Kosten übernommen, was uns sehr entlastet“. Vieles sei ohne den Respekt Coach gar nicht möglich. So konnten die siebten Klassen im Rahmen eines erlebnispädagogischen Vormittags mit externen Trainern auf spielerische Weise respektvollen Umgang, gegenseitige Achtsamkeit und Fairplay einüben. „Unsere Klassengemeinschaft ist besser geworden“, meinte eine Schülerin nach diesem Vormittag.

Ziel ist es nun, das Programm JMD Respekt-Coaches langfristig an den Schulen zu etablieren, Abläufe und Zusammenarbeit zu optimieren. An beiden Schulen laufen die Planungen für das kommende Schuljahr bereits auf Hochtouren. So ist etwa am Martin-Schleyer-Gymnasium gerade eine Projektwoche mit den sechsten Klassen zum Thema „Respekt“ in Vorbereitung.

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