Lauda-Königshofen. An oftmals realistischen, teilweise aber auch etwas utopischen Vorschlägen und Ideen herrschte kein Mangel: Knapp 20 Einwohner hatten sich am Dienstagabend im kleinen Sitzungssaal des Rathauses in Lauda eingefunden, um sich nach einer kurzen Übersicht später an drei Tische zu verteilen. Insgesamt gut zwei Stunden arbeiteten sie intensiv in einem sogenannten Bürger-Workshop mit, in dem man vor allem der Frage nachging: Wie soll künftig der wichtige Eingangsbereich rund um die derzeit im Bau befindliche Fußgängerunterführung am Laudaer Bahnhof aussehen?
Bekanntlich nimmt momentan die Bahn viel Geld in die Hand, genauer 7,5 Millionen Euro, um die Anlage zu modernisieren, "der Beginn einer größeren Maßnahme", wie es Bürgermeister Thomas Maertens ausdrückte, der auch auf den Beitrag der Kommune verwies. Vom zweiten Workshop dieser Art erhoffe man sich vielfältige Anregungen zur Neugestaltung des Platzes zwischen dem bisherigen Empfangs- und dem ehemaligen Dienst- beziehungsweise Strabag-Gebäude sowie grundsätzliche Überlegungen zur Nutzung dieser stadtbildprägenden Häuser, welche die Architekten in ihren Planungen mit berücksichtigten.
Kurz die bereits abgeschlossenen vorbereitenden Untersuchungen zu diesem Gelände streifend, fügte Stadtbaumeister Tobias Blessing an, dass man mit der Fertigstellung der Unterführung wohl im Sommer/Herbst des nächsten Jahres rechnen könne, ein weiterer "Durchstich" auf die Ostseite des brachliegenden Bahnareals behalte man dabei im Blick. Allerdings beliefen sich die Kostenschätzungen hierzu nach heutigem Stand auf rund vier Millionen Euro. Danach wandte sich Blessing dann dem einstigen Strabag-Gebäude zu. Bei drei Etagen komme man dabei auf eine Brutto-Geschossfläche von 1800 Quadratmetern, in etwa die gleiche Größe finde man noch einmal beim Bahnhof vor, erklärte Blessing, der dafür plädierte, das gesamte Umfeld mit einzubeziehen.
"Wir streben eine Vernetzung auch mit dem gegenüberliegenden Bereich an", lautete eine zusätzliche Aussage, ehe Diplom-Ingenieur Norbert Mager vom Würzburger Planungsbüro Martin Schirmer zuerst an den Workshop vor mehr als zwei Jahren erinnerte. Die damals formulierten Ziele habe man zum Teil mit einfließen lassen. Magererläuterte danach umfassend die Vorstellungen der Deutschen Bahn. Weiter machte der Ingenieur darauf aufmerksam, dass man das Planungsgebiet vom früheren Dienstgebäude bis hin zum Supermarkt als Ganzes betrachte, was er mit verschiedenen Fotos zur Einstimmung veranschaulichte.
Die schnell gebildeten drei Arbeitsgruppen beschäftigten sich daraufhin mit jeweils verbundenem Wechsel für je knapp 15 Minuten ausgiebig mit dem Empfangs- und Strabag-Gebäude sowie dem Freiraum vor der Unterführung, wonach die auserkorenen Sprecher nacheinander die einzelnen Ergebnisse präsentierten.
Wie hierbei Stadtbaumeister Tobias Blessing zum Bahnhof festhielt, reichte die bunte Palette unter anderem von einer Art Outlet-Center über die Erlebnis-Gastronomie, einem Ausstellungs- und Aufenthaltsraum bis hin zum Fahrkartenverkauf plus Tourismus-Information, dringend gefordert vor allem eine öffentliche Toilettenanlage.
Was die Obergeschosse anbelangte, erkannte man dabei genügend Platz für den Polizeiposten (Bürgernähe) sowie für Praxen und Kanzleien; einige sahen Übernachtungsmöglichkeiten und sogar Wohnungen. Eine wichtige Rolle spielte außerdem die so titulierte "Vernetzung nach außen" - zu erreichen beispielsweise durch ein Straßencafé, eine Eisdiele oder aber einen Biergarten.
Das Kundencenter in Bamberg habe einer als Orientierungshilfe genannt, fasste danach Bürgermeister Thomas Maertens die unterschiedlichsten Eindrücke zum ehemaligen Strabag-Gebäude zusammen, wobei mehrmals der Wunsch auftauchte, die VerkehrsGesellschaft Main-Tauber aus dem i_Park Tauberfranken in dieses günstig aufzusuchende Domizil zu verlagern. Es gelte, die Kräfte zu bündeln, hieß es, während man sonst den weiten Bogen spannte von eventuellen Miet- und Eigentumswohnungen über Ärztehaus beziehungsweise Gesundheits- oder Gründerzentrum bis zur Fahrradgarage, Kultur- und Bildungseinrichtungen (Volkshochschule und Übungsraum für Bands), mündend letztlich in eine Bowlingbahn.
Als größtes Problem im Freiraum des Vorbereiches der Unterführung machten die Teilnehmer die fehlenden Parkplätze aus, weshalb man für Park & Ride auf der gegenüberliegenden Seite votierte - allerdings nur mit einer durchgehenden Anbindung. Wie die Stadtplanerin Vanessa Dörges vom Büro in Würzburg weiter ausführte, bemängelten manche die mangelhafte Pflege und die einfallslosen Blumenkübel, während sich sonst das Augenmerk über eine E-Bike-Station in erster Linie auf den Punkt "Zentrale Anlaufstelle" richtete. Hier häuften sich Begriffe wie Wegeleitsystem, Infotafel oder gar -pavillon, Schließfächer, Geld- und Fahrkartenautomat bis hin zu einer Fläche für mobile Verkaufsstände.
"Dem Bürger-Workshop gelang es, weit über den Tellerrand hinauszuschauen", befand das Stadtoberhaupt, das nach einer Verwertung der Resultate eine zusätzliche öffentliche Präsentation ankündigte. Ihm fehle allerdings die Einbeziehung der Jugend, bedauerte Maertens zu diesem künftigen "Mobilitätszentrum für das Taubertal". bix
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