Sachsenflur. Trotz viel Hanteltraining, Gewichte-Stemmen: Ein Muskelprotz ist der junge Sachsenflurer dennoch nicht. Will er auch gar nicht sein. Bender arbeitet sich lieber auf natürliche Art und dafür langsam an den Körper heran, den er gern haben möchte.
Die meisten jungen Männer in seinem Alter spielen Fußball oder Handball. Was hat den Schüler der Techniker-Schule, Fachrichtung Maschinenbau, dazu bewogen, sich mit Krafttraining und somit Muskelaufbau zu beschäftigen? „Als Teenager war ich unzufrieden mit meinem Körper“, erinnert sich Bender. Deshalb hatte er vor fünf Jahren mit den Besuchen im Fitness-Studio begonnen. Schnell habe er dafür eine Leidenschaft entwickelt, berichtet er mit einem Lächeln. „Weil von anderen der Zuspruch kam, habe ich weitergemacht.“
Nie vom Titel geträumt
„Klar kenne ich Arnold Schwarzenegger“, sagt Bender, der sich mit seinem Sieg einen Namen in der Szene gemacht hat. Auf die Bühne wie „Arnie“ zu gehen, sei dabei nie sein Plan gewesen. Als er 2018 von Natural Bodybuilding erfuhr, weckte das seinen Ehrgeiz. Bei den Meisterschaften war er 2019 als Zuschauer dabei – und total begeistert. Dann kam Corona. „Vor einem Jahr habe ich mich entschlossen, an der Meisterschaft teilzunehmen.“ Denn das war die letzte Chance, als Junior auf die Bühne zu gehen. Dass er dabei gleich mit dem Titel nach Hause gehen würde, hätte sich der 22-Jährige nicht träumen lassen.
Keine Nervosität
Neben dem Junioren-Gesamtsieg hatte das Abschneiden bei den Herren, in deren Kategorie er ebenfalls angetreten ist, einen hohen Stellenwert. „Das sind erfahrene Athleten, die schon länger den Sport betreiben“, macht er deutlich. Auf Anhieb in einem starken Teilnehmerfeld den dritten Platz zu erreichen, ist für ihn daher ein hoch zu bewertender Erfolg.
War er nervös? „Nein“, sagt der Sportler. „Ich habe mich darauf gefreut, mich zu präsentieren. Es ist pure Freude und Genuss, die monatelange Arbeit der Wettkampfdiät auf der Bühne zu zeigen.“ Dass seine Familie, allen voran sein Vater, der am Wettkampftag einen runden Geburtstag feierte, und seine Freunde sowie seine Freundin mit im Publikum saßen, habe den Tag für ihn perfekt gemacht. „Durch die lautstarke Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde war ohnehin nicht an Lampenfieber zu denken.“
Sechs Trainingstage
Dafür hat er sechsmal pro Woche im Fitness-Studio in Bad Mergentheim trainiert. „Ein intensiver Muskelkater bleibt aber nicht aus“, lacht er. Brust und Rücken, Beine sowie Schultern und Arme erhalten jeweils zwei Einheiten mit mindestens zwei Stunden täglich. Dazu kommt Cardio-Training auf dem Laufband und dem Rad. Gas geben im Training, war insbesondere in den letzten Wochen vor dem Wettkampf angesagt – und das neben den Aufgaben seiner schulischen Ausbildung zum Techniker. „Der Tag ist komplett strukturiert, sonst geht das nicht“, erzählt Bender. Gleichzeitig müsse man seinem Körper auch die nötige Regeneration zukommen lassen.
Ohne eine spezielle Diät kam der Sportler allerdings nicht aus. Eine besondere Ernährung und Kalorienzählen waren angesagt. Sonntags wurde das Essen entsprechend der benötigten Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette vorgekocht, damit unter der Woche Zeit fürs Training blieb. „In der Wettkampfvorbereitung war ich dabei sehr strikt.“ Jetzt in der Weihnachtszeit gönne er sich auch mal ein paar Plätzchen, fügt Bender an.
Was ihn motiviert? „Zum einen ist es der Gedanke, die bestmögliche Version meiner selbst zu erschaffen.“ Zum anderen fasziniere ihn am Bodybuilding die Tatsache, dass dieser Sport gelebt werden muss. „Bodybuilding ist ein Lifestyle. Es braucht viele Jahre, um seinen Körper zu perfektionieren.“
Kleine Schritte zur Perfektion
Diese Perfektion gibt es für Tim Bender nur in mühevollen, kleinen Schritten. „Sport hat für mich als Ziel, leistungsfähig und fit zu sein und zu bleiben.“ Doping oder die Einnahme von anabolen Steroiden komme für ihn nicht in Frage. Nicht nur nach dem Wettkampf stand eine Doping-Probe an, sondern auch mit unangekündigten Kontrollen müsse man rechnen.
Und er kann sich Zeit lassen. „Eine Aufbauphase von zwei bis drei Jahren zwischen den Wettkämpfen ist im Natural Bodybuilding üblich, um signifikant an Muskelmasse zuzulegen.“ In dieser Phase will er sich auf die Technikerschule und seine berufliche Zukunft konzentrieren. Sein Debüt als Profi bei internationalen Wettkämpfen werde er erst danach geben, ist sich Tim Bender sicher.
Sportlich war der 22-Jährige schon immer. Diese Leidenschaft teile er mit seiner Freundin. Als Kind war er Turner, später Fußballer. Heute fährt er leidenschaftlich gerne Motorrad und Mountainbike. Ein bestimmtes Vorbild, etwa Arnold Schwarzenegger, hat Tim Bender nicht.
„Mich inspirieren viele Menschen und Athleten“, gibt er zu – auch „Arni“. Doch nicht dessen Körper ist es, der den Sachsenflurer motiviert, sondern die Art des Schauspielers, Dinge anzugehen: „Alles auf eine Karte zu setzten und fest an seine Vision zu glauben“. Ihm selbst hätten der Sport und der Erfolg mehr Selbstbewusstsein verliehen. „Es ist eine tolle Bestätigung.“
Ist er jetzt zufrieden mit seinem Körper? Tim Bender überlegt. „Natürlich fühle ich mich nicht unwohl in meiner Haut. Aus sportlicher Sicht bin ich jedoch noch lange nicht zufrieden und das liegt in der Natur eines jeden Leistungssportlers. Man will schließlich immer besser werden. Ansonsten gäbe es für mich keinen Grund mehr, weiter zu trainieren.“ Damit verabschiedet er sich in die nächste Trainingseinheit im Fitness-Studio.
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