Bio-Musterregion - 250 Winzer aus der gesamten Region informieren sich in Beckstein

Beckstein: Neue Wege zur Beikräuter-Regulierung

Die Bio-Musterregion Main-Tauber und das Landwirtschaftsamt haben eine Maschinenvorführung organisiert.

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lra
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Das Gerät Zasso XPS Elektroherb bekämpft Beikräuter mittels Hochspannung: Es gehörte zu den 17 verschiedenen Maschinen, die sich rund 250 Winzer in Beckstein vorführen ließen. © Landratsamt Main-Tauber-Kreis

Beckstein. In Beckstein wurden 17 verschiedene Geräte unterschiedlicher Hersteller präsentiert, mit denen im Weinbau die Beikräuter – landläufig das „Unkraut“ – reguliert werden können. Die Veranstaltung stieß auf überragendes Interesse. Mehr als 250 Winzer nahmen daran teil.

Aus vielen Gründen aktuell

Die mechanische Regulierung von Beikraut im Unterstockbereich von Rebanlagen ist aus vielerlei Gründen hochaktuell. Bio-Weinbaubetriebe befassen sich schon seit Jahren mit diesem Thema, da sie nicht auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückgreifen können. Der überwiegende Anteil an Weinbergen wird derzeit jedoch konventionell bewirtschaftet. Allerdings werden bisherige Methoden in naher Zukunft nicht mehr in gewohnter Weise zur Verfügung stehen. In Wasserschutzgebieten haben sich schon im vergangenen Jahr rechtliche Änderungen ergeben, weil die Anwendung glyphosathaltiger Mittel verboten wurde. Verschiedene politische Ebenen, zum Beispiel die EU, fordern eine Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent. Vor diesem Hintergrund stieß die Präsentation neuer Lösungswege bei der Regulierung von Beikräutern bei den Winzern auf solch großes Interesse.

„Hier können biologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe voneinander lernen und von neuer, weiterentwickelter Technik profitieren. Sie sehen die Geräte im direkten Praxisvergleich“, betonte der Regionalmanager der Bio-Musterregion, Stefan Fiedler.

„Die Anschaffung dieser Techniken ist sehr teuer und jede Maschine funktioniert auf eine andere Weise. Deshalb zeigen wir die Geräte im direkten Vergleich“, fügte Weinbauberater Roland Zipf vom Landwirtschaftsamt hinzu.

„Machen Sie sich selbst ein Bild“, forderte der Leiter des Landwirtschaftsamts, Meinhard Stärkel, die Teilnehmer auf. „Die Kosten der Technik sind hoch, sie müssen vom Markt aufgefangen werden. Nur dann ist der Weinbau auch künftig gesichert“, betonte er.

Burkard Graber von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim moderierte die Vorführung. „Die Winzer können nicht zuschauen, bis die Beikräuter in die Traubenzone gewachsen sind, denn dann leidet schnell die Traubengesundheit. Künftig bleibt in vielen Fällen nur die mechanische Regulierung als Lösung“, machte er deutlich.

Insgesamt wurde klar, dass Bodenbearbeitungsverfahren mitunter zu einer Rinnenbildung führen und damit in Hang- und Steillagen die Erosionsgefahr deutlich erhöht wird. Dies ist laut Bio-Musterregion und Landwirtschaftsamt kritisch zu sehen, vor allem, wenn durch den Klimawandel Starkregenereignisse häufiger werden. Auch bei Seitenhanglangen ist der Einsatz der mechanischen Verfahren demnach problematisch.

Stickstoff wird freigesetzt

Außerdem führt die Bodenbearbeitung dazu, dass Stickstoff freigesetzt und dadurch die organische Substanz im Boden stärker mineralisiert wird. Diese zusätzliche Stickstoffversorgung ist nicht in jedem Vegetationsstadium erwünscht. Daher kann sich eine andauernde Bearbeitung sogar negativ auf die Traubenqualität auswirken. Bio-Musterregion und Landwirtschaftsamt weisen darauf hin, dass die Arbeit im Weinbau mit hohem Sachverstand erfolgen muss. Wenn mechanische Verfahren übermäßig eingesetzt würden, folge daraus, dass Humus abgebaut wird, Kohlendioxid und Stickstoff freigesetzt werden, feinste Bodenteilchen sich in tiefere Schichten verlagern, Wasser schlechter in den Boden aufgenommen wird, der Gasaustausch sich reduziert und der Boden erodiert.

„Alle bei der Maschinenvorführung gezeigten Verfahren haben Vor- und Nachteile, doch eine gewisse Beikraut-Toleranz im Unterstockbereich ist sicherlich erforderlich, um die negativen Auswirkungen zu minimieren“, fasste Amtsleiter Stärkel zusammen.

Am Rande der Veranstaltung zeigten Vertreter der Maschinenringe Hohenlohe und Tauberfranken Geräte, die bereits gemeinschaftlich genutzt werden.

Sie stellten in Aussicht, dass Maschinen mit der in den Vorführungen gezeigten Technik angeschafft werden, wenn es eine entsprechende Nachfrage gibt. Auf diese Weise könne die Technik auch von denjenigen Winzern genutzt werden, die nicht selbst investieren können oder wollen.

Bei der Vorführung der verschiedenen Maschinen zeigte sich auch, dass besonders viele Nebenerwerbswinzer nicht die Fahrzeuge mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung haben, um die Geräte daran anschließen zu können. Hieraus ergibt sich weiterer Anpassungsbedarf.

Bessere Auszahlungspreise?

Offen ist aus Sicht von Bio-Musterregion und Landwirtschaftsamt auch, ob die Winzer ihren höheren Aufwand künftig durch bessere Auszahlungspreise honoriert bekommen. Hier seien Weinliebhaber und -trinker gefragt, sich zu den heimischen Produkten zu bekennen. Nur dann werde der Weinbau die einzigartige Kulturlandschaft des Taubertals auch in Zukunft prägen. lra

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