Kultur

Als Journalist im Visier der Stasi

Eberhard Schellenberger liest aus seinem Buch

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© Thomas Berberich

Lauda-Königshofen. Zum „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober findet im Schleyer-Gymnasium eine besondere Lesung statt. Der Journalist Eberhard Schellenberger, langjähriger Leiter des BR-Studios Würzburg, präsentiert sein Buch „Deckname Antenne – als Journalist im Visier der Stasi“. Es dokumentiert Schellenbergers Erfahrungen und Erlebnisse als westlicher Berichterstatter in der DDR und wertet die 400-seitige Akte aus, welche die Stasi seit Anfang der 1980er Jahre über ihn angelegt hatte.

Das deutsch-deutsche Zusammenleben ist zu Schellenbergers Lebensthema geworden. Schon bei seiner ersten Einreise in die DDR 1983 heftete sich die Stasi an die Fersen des damaligen Jungjournalisten. Nach dem Mauerfall tauchten zwei Stasi-Akten über Schellenberger auf: die Akte „Journalist“ zu den privaten Reisen und die Akte „Antenne“ in Würzburgs Partnerstadt Suhl. Auf 400 Seiten fand sich neben Belanglosigkeiten auch viel Perfides. Die Stasi hörte seine Telefonate ab und dokumentierte sie wie Radiosendungen.

In seinem Buch erzählt Schellenberger dieses Kapitel deutsch-deutscher Geschichte aus seiner persönlichen Perspektive, aber stets mit dem Blick für die Menschen in der DDR und für die großen politischen Zusammenhänge. Und er erzählt so, wie er es in seinen Jahrzehnten als Radiojournalist des BR immer getan hat: präzise, in einer klaren und mitreißenden Sprache.

Seine Lesung in Lauda begleitet er mit einer Multimedia-Präsentation aus Fotografien, Akten-Ausschnitten und Audio-Material aus dem BR-Archiv. Unter den Tondokumenten ist auch die emotionalste Livereportage im langen Reporterleben von Schellenberger: Seine Schilderung in der Nacht der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 am Grenzübergang Eußenhausen-Meiningen, mit Tränen in den Augen und inmitten feiernder Menschen.

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