Blick in die Heimatgschichte

1925 erinnerte Königshofen an die Bauernkriegsschlacht

Heimattag mit historischem Festzug lockte vor 100 Jahren trotz wechselhaften Wetters viele Besucher in die Messestadt.

Von 
Matthias Ernst
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Tauberbischofsheim. Im Rahmen des Gedenkens an die letzte große Bauernkriegs-Schlacht am 2. Juni 1525 in Königshofen, also vor 500 Jahren beleuchten bereits seit Jahresbeginn mehrere Artikel den Bauernkrieg in der Region. Nicht erst heutzutage wird dem einschneidenden Ereignis in der deutschen Geschichte gedacht, auch vor 100 Jahren gab es bereits eine Erinnerungskultur. So beging beispielsweise im Jahr 1925 die damals selbständige Stadt Königshofen die 400. Wiederkehr eines dunklen Kapitels ihrer Geschichte: die fürchterliche Bauernkriegsschlacht auf dem Turmberg am 2. Juni 1525. Dieses Datum markierte für Königshofen und die gesamte Region einen Tag des Schreckens. Viele Bauernsöhne verloren ihr Leben, und die Orte der Umgebung litten noch lange unter der Vergeltung der Sieger. Einige Quellen berichten, dass nur noch 15 junge Männer in Königshofen unversehrt waren.

Unter der Leitung des Landesökonomierats und Landtagsabgeordneten Anton Sack, einem engagierten Heimatforscher und Publizisten, bereitete sich die Stadt vor 100 Jahren intensiv auf dieses bedeutende Ereignis vor. Das Gedenken wurde zu einem Jahrhundert-Fest, das von einer Festschrift und einem Heimatkalender begleitet wurde.

Der Heimattag fand am 21. Juni 1925 statt

Höhepunkt der Feierlichkeiten war der „Heimattag Königshofen“ am Sonntag, 21. Juni 1925, der die Erinnerungsfeier an die Bauernschlacht in den Mittelpunkt stellte. Organisiert von Anton Sack in Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen, Nachbargemeinden und dem Badischen Landestheater Karlsruhe, bestand die Veranstaltung aus drei zentralen Elementen: einem Historischer Festzug mit szenischen Darstellungen und kostümierter Beteiligung, die zentrale Momente des Bauernkriegs veranschaulichten, ein heimatkundlicher Festzug der das ländliche Leben, Handwerk und Brauchtum darstellte sowie einem Festakt unter freiem Himmel mit Vorträgen, Chorgesängen und einer zentralen Festrede. Zusammen erinnerten sie an die historischen Ereignisse und deren Bedeutung für die Gegenwart.

Festschrift und Heimatkalender

Bereits im Herbst 1924 hatte Anton Sack den „Fränkischen Heimatkalender 1925“ herausgegeben. Mit dem Schwerpunkt „Anno 1525 – Der große Bauernkrieg in Franken“ enthielt der 140-seitige Band zahlreiche Zeichnungen, historische Artikel sowie frei erzählte Geschichten zum Bauernkrieg. Teile dieser Zeichnungen fanden später Eingang in die begleitende Festschrift-Mappe „Königshofen an der Tauber“, die 2021 weitgehend durch den Phönix Königshofen neu aufgelegt wurde.

Ein Fest unter wechselhaftem Himmel

Der Festtag selbst wurde von unbeständigem Wetter begleitet. Nach morgendlichem Regen zeigte sich die Sonne nur sporadisch, bevor erneute Wolken aufzogen. Dies tat der Begeisterung jedoch keinen Abbruch: Königshofen war festlich geschmückt, Fahnen in Reichs- und Landesfarben wehten von Kirchturm und Festplatz. Besonders der Wartturm auf dem Turmberg, dem Schauplatz der Bauernkriegsschlacht, wurde zum Symbol des Gedenkens.

Trotz der Wetterkapriolen strömten zahlreiche Besucher in die Stadt. Bereits am Vormittag wurden die aus Karlsruhe angereisten Festgäste, darunter Mitglieder des Odenwaldvereins und Vertreter des Verkehrsvereins Karlsruhe, mit Musik empfangen. Nach einem gemeinsamen Imbiss folgte ein feierlicher musikalischer Beitrag des Laudaer Gesangvereins.

Der große Festzug

Höhepunkt des Tages war der große historische und heimatkundliche Festzug, der sich durch die Hauptstraße von Königshofen bewegte. Angeführt von einer Musikkapelle, präsentierten sich 17 Gruppen mit historischen Szenen aus der Bauernkriegszeit. Herolde zu Pferde trugen die Standarte von Königshofen, gefolgt von Darstellungen bekannter Persönlichkeiten der Bauernbewegung.

Der zweite Teil des Umzugs, der heimatkundliche Festzug, widmete sich dem ländlichen Leben und den Traditionen der Region. Besonders Aufmerksamkeit erhielten die Mädchengruppen mit Blumen und Girlanden sowie die liebevoll inszenierten Darstellungen des fränkischen Handwerks und Brauchtums. Gruppen aus Buchen stellten Odenwälder Spinnstuben und einen typischen Brautzug dar, während Teilnehmer aus Lauda eine musizierende Kapelle beisteuerten.

Eine bleibende Erinnerung

Die Resonanz auf den Heimattag war groß. Die örtlichen Zeitungen, allen voran der „Tauber- und Frankenbote“, berichteten ausführlich über das Ereignis und betonten dessen historische Bedeutung. Leider sind aus dieser Zeit nur wenige Fotografien erhalten geblieben. Das Stadtarchiv Lauda-Königshofen sucht weiterhin nach historischem Bildmaterial, um die Erinnerung an diesen großen Gedenktag zu bewahren.

Erinnerung an Bauernkrieg am 1. Juni auf dem Messeplatz

In diesem Jahr will man am 1. Juni auf dem Messeplatz in Königshofen ebenfalls an den Bauerkrieg erinnern. Neben dem Erlebnis des Bauerkriegs-Wanderwegs, der sich durch das ganze Stadtgebiet von Lauda-Königshofen zieht, steht das Theaterstück: „UFFRUR! … on the road“ – Ein Theatererlebnis, das unter die Haut geht“ des Landesmuseums Württemberg im Mittelpunkt, ergänzt durch eine Ausstellung zum Thema im Verwaltungsgebäude Königshofen der Gruppe Historisches und Kulturelles. Weitere Informationen zu diesem Ereignis sollen in Kürze verfügbar sein.

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