Jahresabschlussempfang

„Wir müssen den Gürtel enger schnallen“

Külsheims Bürgermeister sieht dennoch zuversichtlich in die Zukunft. MdL Wolfgang Reinhart versprach Aufstockung der Förderprogramme

Von 
Heike Barowski
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Zum Jahresabschlussempfang in der Festhalle in Külsheim warf Bürgermeister Thomas Schreglmann nicht nur einen Blick auf die Vergangenheit, sondern skizzierte auch die Zukunft, in der die Kommune aufgrund geringerer Einnahmen vor einigen Herausforderungen stehe. © Heike Barowski

Külsheim. Dicke Schneeflocken und etwas Eisregen konnten knapp 300 Gäste am Donnerstagabend nicht abhalten, in die Külsheimer Festhalle zu kommen. Bürgermeister Thomas Schreglmann hatte zum offiziellen Jahresabschlussempfang geladen. Er eröffnete damit den Reigen der zum Jahreswechsel zahlreich anstehenden Empfänge. Die hohe Anzahl der Gäste – Schreglmann sprach von Rekordbeteiligung – wertete er als sichtbares Zeichen der Wertschätzung. Unter den Anwesenden waren unter anderem der Erste Landesbeamte Florian Busch, Bürgermeisterkollegen und ihre Stellvertreter, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Kurt Segner, Vertreter der Patenkompanie aus Hardheim, Kreis- und Gemeinderäte, Vertreter diverser Institutionen, der Kirchen und Unternehmen sowie der neue Rektor der Pater-Alois-Grimm-Schule, Michael Regner. Er hatte für den musikalischen Rahmen die ehemalige Schülerband „Eternal Teenage“ der PAGS mitgebracht, die mit Hits wie „Other Side“ von den Red Hot Chili Peppers unterhielten.

Wie zu jedem Jahresabschlussempfang üblich, ordnete Schreglmann die weltpolitische Lage ein, die er aufgrund der Kriege und Flüchtlingsbewegungen als „aus den Fugen geraten“ bezeichnete. Er erinnerte an die Hochwasserkatastrophen, den Beitritt Schwedens zur Nato, das 75-jährige Bestehen der Bundesrepublik, den Tod von Franz Beckenbauer und Andi Brehme sowie die EU- und Kommunalwahlen. In Külsheim wurden sechs Frauen in den Gemeinderat gewählt. „Auch das ist Külsheimer Rekord.“Dafür gab es einen Sonderapplaus des Publikums.

„Dieses Jahr ist einigermaßen gut verlaufen“, so Schreglmann. Auch wenn die Kommune inzwischen ihre Rücklagen komplett aufgebraucht und neue Schulden im vertretbaren Maß aufgenommen habe, „weil auch bei uns das Steueraufkommen zu bröckeln beginnt“. Man habe dennoch mehrere große Projekte abschließen können. Als Beispiel führte er unter anderem den Neubau des Feuerwehrhauses in Hundheim-Steinbach an, den neuen Kindergarten in Külsheim, das erste Feuerwehrauto für Eiersheim, die Gestaltung des Dorfplatzes in Hundheim und diverse Straßensanierungen. Schreglmann erinnerte auch an die Investition des Landkreises in die neue Straßenmeisterei, den PV-Park und vieles mehr. Noch länger war die Liste der zahlreichen Feste und Feiern, die er aufzählte – darunter der Brückenschoppen, der Oldtimertreff, der Große Markt und die „Burgkurzweyl“ im Mai. Auch zu „Cullesheym“ seien Rekordbesucherzahlen erreicht worden.

Für die kommenden Jahre sei man aufgrund der getätigten Investitionen gut gerüstet, stehe allerdings vor großen Herausforderungen. „Wir müssen den Gürtel deutlich enger schnallen“, sagte Schreglmann. Als Ursache führte er die sinkende Einkommenssteuer und den zurückgehenden Finanzausgleich an. „Die vor uns liegenden Jahre werden richtig spannend, weil der Staat durch das Wegbrechen von Steuern definitiv nicht mehr alles leisten kann, an das man sich die letzten Jahre gewöhnt hat.“ Man könne eben nur das Geld ausgeben, welches man einnehme. „Von daher braucht es mehr Fokussierung auf das Wesentliche und mehr Verantwortung des einzelnen Bürgers.“ Schreglmann sprach von einem möglichen Scheidepunkt, ähnlich jenem in den 1980-er Jahren. Als Beispiel führte er die Kurzarbeit auch in Külsheimer Unternehmen an.

Kommune kann sich keinen Luxus mehr leisten

Für den Bürgermeister ist klar, dass sich die Kommune in den kommenden Jahren „keinen Luxus leisten kann“. Dennoch stehen auf der Agenda ein paar große Projekte, wie die Generalsanierung der Stahlberghalle in Uissigheim, die Sanierung der Jahn-Straße oder die Anschaffung von digitalen Meldeempfängern. Als größte Herausforderung sehe er jedoch für die kommenden zwei Jahre die Sanierung der Kläranlagen in Uissigheim und Hundheim. „Dafür bekommen wir leider keinen einzigen Euro an Zuschuss“, so Schreglmann. Weil man in Külsheim von einer Zentralisierung dieser Anlagen absehe, muss die Kommune die etwa drei Millionen Euro für die Sanierung allein aufbringen. „Das tut schon weh.“

Doch trotz weniger Geld im Stadtsäckel schaut er positiv nach vorn. „Bei nüchterner Betrachtung muss man doch sagen, es geht uns allen gut.“ Er selbst habe sich deshalb für 2025 vorgenommen, „dankbarer zu sein, für das, was wir haben.“

Aufmerksam zugehört hatte der Landtagsabgeordnete, Prof. Wolfgang Reinhart: „Ich habe festgestellt, hier in Külsheim herrscht ein guter Geist“, resümierte er. Der Abgeordnete erinnerte an das seit 70 Jahren bestehende Grundgesetz, „weil die Demokratie in der Betrachtung und Wertschätzung unter Druck steht wie nie zuvor.“ Er sprach von Zeiten des raschen Wandels, von Umbrüchen und Unsicherheiten. So betrage die Wirtschaftsleistung immer noch neun Prozent weniger als in der Vor-Coronazeit. Als große Herausforderungen sehe er neben dem demografischen Wandel die Digitalisierung und Dekarbonisierung an.

Der Abgeordnete wies auf die in wenigen Tagen anstehende Abstimmung über den Landeshaushalt hin. Mit einem Etat von 136 Milliarden Euro stehen die Themen „Bildung“ und „innere Sicherheit“ im Mittelpunkt. Auch Reinhart forderte positives Denken ein. „Wir werden den Ausgleichsstock für die Kommen im Land von 140 Millionen Euro auf 190 Millionen Euro erhöhen, damit alle Förderprogramme unterstützt werden.“ So sollen unter anderem auch die möglichen Zuwendungen im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) von 90 auf 110 Million Euro erhöht werden. 450 Millionen Euro sollen in den Schulbau, inklusive Sanierung, fließen.

„Insgesamt können wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken.“ Zur Untermauerung führte Wolfgang Reinhart neueste Erhebungen an, die gezeigt hätten, dass Bayern und Baden-Württemberg die beste Lebensqualität in Deutschland aufweisen. „Was noch dazu kommt: Am längsten leben die Baden-Württemberger.“

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