Jahresabschlussveranstaltung

„Wir haben vieles gerockt“

Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann mahnt kommende magere Jahre an

Von 
Heike Barowski
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Der Eindruck täuscht, denn die leeren Stühle waren am Ende des Jahresabschlussempfangs in der Festhalle in Külsheim auch besetzt, weil einige der Gäste aufgrund von anderweitigen Verpflichtungen erst später kamen. © Heike Barowski

Külsheim. Steht der Jahresabschlussempfang in Külsheim auf der Einladung wissen alle: Es geht mit großen Schritten auf Weihnachten und den Jahreswechsel zu. Traditionell noch im alten Jahr eröffnet diese Veranstaltung den Reigen der Neujahrsempfänge in der Region, zu dem sich etliche Bürgermeister, Ehrenbürger, Kreis- und Gemeinderäte, Angehörige der Patenkompanie aus Hardheim, Vertreter von Institutionen und Organisationen und aus der Wirtschaft eingefunden hatten.

Bürgermeister Thomas Schreglmann fasste die weltpolitisch dramatische Lage zusammen und brach diese auf Deutschland und Külsheim runter. So würden die Kriege in der Ukraine und Israel den Landkreis und die Kommunen an ihre Belastungsgrenze bringen. „Bei uns in Külsheim wohnen mittlerweile fast 200 Menschen aus verschiedenen Kriegsgebieten.“

Das Loch im Bundeshaushalt werde bedeuten, dass die finanziellen Bedingungen für alle öffentlichen Haushalte schlechter werden. „Die fetten Jahre sind vorbei. Jetzt werden die mageren Jahre kommen“, sagte Schreglmann. Die Rezession in der deutschen Wirtschaft und wegbrechende Steuereinnahmen werden dafür sorgen, dass man den Gürtel enger schnallen müsse. Man müsse sich somit auf das Wesentliche konzentrieren. Dabei seien die Herausforderungen, vor denen man in Zukunft stehe, riesig.

Zuvor warf Külsheims Bürgermeister jedoch einen Blick auf das Jahr 2023, das von Investitionen in Rekordhöhe geprägt war. Als Beispiele nannte er die Fertigstellung des evangelischen Kindergartens, den 3,2 Millionen Euro teuren Anbau an den künftigen katholischen Kindergarten, diverse Straßensanierungen, die Einrichtung eines Naturkindergartens, die Fertigstellung des Feuerwehrhauses Hundheim-Steinbach, den Bau neuer Praxisräume, den Kauf zweier Feuerwehrfahrzeuge. Außerdem habe die Stadt ein 35 000 Quadratmeter großes Areal der ehemaligen Standortverwaltung erworben, auf dem in Zukunft Gewerbeansiedlungen vorgesehen sind. Zur Erfolgsgeschichte 2023 zähle auch der Bau der neuen Straßenmeisterei – eine Investition des Landkreises. „Wir haben als kleine Stadtverwaltung also wieder vieles gerockt und gestemmt“, so Schreglmann. Man leiste sich in Külsheim jedoch nur das, was man auch bezahlen könne. Die Rücklagen, die die Kommune gebildet hatte, wurden inzwischen komplett aufgebraucht, um diese Investitionen tätigen zu können.

Den Gürtel enger zu schnallen, bedeutet für Külsheim, dass neben der Generalsanierung der Stahlberghalle nur noch die Sanierung der Jahnstraße sowie der Kläranlagen in Uissigheim und Hundheim und das Anlegen der Außenanlagen der beiden neuen Kindergärten umgesetzt werden können. „Das war’s. Mehr Geld ist nicht da.“ Dennoch wolle man positiv in die Zukunft schauen, die auch von einer Kommunalwahl geprägt sein werde. Und so schob Schreglmann in seiner charmant-lustigen Art noch schnell einen „Werbeblock“ für die Mitarbeit in den Gremien ein.

Der Landtagsabgeordnete Professor Wolfgang Reinhart nutzte ebenfalls die Gelegenheit, die aktuelle Situation zu analysieren, die von einem Negativwachstum und der geringsten Akzeptanz der Demokratie geprägt ist. Trotzdem sei es immer noch ein Glück hier leben zu können, so Reinhart. Als Untermauerung führte er jüngste Erhebungen an, welche die Kaufkraft der 400 Stadt- und Landkreise aufzeigt. So liegt der Neckar-Odenwald-Kreis auf Platz 185 und der Main-Tauber-Kreis im ersten Viertel auf Platz 85. Reinhart erinnerte daran, dass der Main-Tauber-Kreis vor 40 Jahren zu den strukturschwächsten im Land zählte, mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Inzwischen habe sich das Blatt deutlich gewendet.

Herausforderung Energiewende

Als Herausforderung in Zukunft nannte er unter anderem die Energiewende. Bei 145 bereits gebauten und zehn in der Genehmigung befindlichen Windkraftanlagen sei der Landkreis Spitzenreiter in Baden-Württemberg (insgesamt 740 Anlagen). „Was das Thema Energiewende angeht, sind wir ein Vorzeigekreis. Würden alle soweit sein wie der Main-Tauber-Kreis, hätten wir manche Probleme nicht.“

Landrat Christoph Schauder, der zum ersten Mal auf dem Jahresabschlussempfang in Külsheim war, sei zwar noch nicht in Weihnachtsstimmung, wolle aber auch nicht wehmütig den Blick zurück richten. Und das, obwohl das Jahr 2023 für die kommunale Familie sehr herausfordernd war. Eines der wichtigen Themen sei auch in Külsheim die Unterbringung der geflüchteten Menschen. Da werde teilweise mit Urängsten gearbeitet. Schauder mahnte deshalb davor, sich die Meinungsbildung auf komplexe Fragen zum Thema Flüchtlinge einfach zu machen. Als positives Signal für die Zukunft wertete er den Umzug der Straßenmeisterei in das ehemalige Kasernenareal. Hier habe der Kreis 13,2 Millionen Euro investiert. Und zur Energiewende sagte der Landrat: „Uns im Main-Tauber-Kreis braucht niemand erklären, wie man die Energiewende lebt.“

Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken stellte fest, dass es den Kommunen vonseiten der Politik nicht leicht gemacht werde. Als Beispiel nannte sie die anstehende Wärmeplanung und in Zukunft fehlende Förderprogramme. „All diese Dinge stellen die Gemeinden vor große Herausforderungen. Deshalb ist es Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass die Kommunen sich weiter entfalten können und ihnen nicht noch Daumenschrauben gelegt werden.“

Der Rückblick auf das Jahr 2023 in Bildern wurde von den Musikern des Jugendorchesters der Musikschule Külsheim untermalt und bildete den Abschluss der Veranstaltung.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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