Denkmal

Uissigheim: „Gustels Ruh“ steht seit 150 Jahren

Die Uissigheimer Paul Berberich und Klaus Kuß erinnern sich. Kleiner Festakt am Sonntag.

Von 
Heike Barowski
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„Gustels Ruh“: Die Bank im Wald hinter der Uissigheimer Kapelle am Stahlberg wurde 1875 von einem Mannheimer Oberingenieur gestiftet. Bis in die 1960er Jahre konnten Erholungsuchende die Aussicht auf Bronnbach genießen. © Susanne Marinelli

Uissigheim. Redet in Uissigheim jemand von „Gustels Ruh“, weiß so gut wie der ganze Ort Bescheid, welchen Platz derjenige meint: die alte Steinbank nahe der Dreifaltigkeitskapelle auf dem Stahlberg. Diese wurde 1875 errichtet und ist inzwischen also 150 Jahre alt.

Etwas mehr zur Geschichte um die Bank weiß der Uissigheimer Paul Berberich. „Gustels Ruh“ wurde in Gedenken an den mit sechs Jahren verstorbenen Sohn des Bronnbacher Bahnwärters errichtet. Die Ehefrau des Bahnwärters hatte eine Schwester. Diese arbeitete damals in Stellung bei Oberingenieur Dykerhoff in Mannheim. „Die Firma, bei der der Oberingenieur arbeitete, weiß ich leider nicht mehr“, sagt Berberich fast entschuldigend. Der Ingenieur ließ dann diese Bank errichten.

„Sie ist massiv aus rotem Sandstein und von der Form her sehr schön gearbeitet“, lobt Berberich die Handwerkskunst. Eine sehr ähnliche Bank hat der Malermeister und Restaurator in Gamburg Richtung Burg entdeckt. „Es könnte durchaus sein, dass beide Bänke vom selben Steinmetz geschaffen wurden“, so der Uissigheimer.

Noch gut daran erinnern kann er sich, dass man vor langer Zeit von „Gustels Ruh“ einen schönen Blick bis nach Bronnbach hatte. Weil die Natur dies seit etlichen Jahren nicht mehr zulasse, sei die Idee für den Bau des Turms geboren worden, erklärt der Malermeister.

Schon als Kind dort gesessen

Im Frühjahr wurde die längst überfällige Ausgleichsmaßnahme für diesen Turmbau in Angriff genommen. Es wurden Pflanzen gesetzt und ein Steinriegel aus Felsbrocken als Unterschlupf für Eidechsen gebaut. Mit dabei: Paul Berberich. Die Pause hat er natürlich auf „Gustels Ruh“ verbracht, die er zuvor mit Wasser gründlich gereinigt hat, um sie von Moos und Algen zu befreien. Für ihn ist die Bank nicht nur ein Ruhemöbel, sondern auch ein Denkmal. „Dort habe ich schon als Kind gesessen“, erzählt Berberich.

Auch Klaus Kuß kann sich noch daran erinnern, wie er auf der alten Steinbank hinter der Kapelle saß und bis nach Bronnbach gucken konnte. „Das war vor 50 Jahren noch möglich“, lacht er. Trotz aller Bemühungen, auch durch die Stadtverwaltung, sei es jedoch nicht gelungen, den Blick nach Bronnbach wieder freizumachen. Ein Blick zur Klosteranlage ist heute nur noch vom imposanten Stahlturm möglich. Und dennoch werde im Ort über die Bank viel gesprochen, weiß Kuß zu berichten. Die Sätze fangen meist so an: „Weißt du noch als wir da oben auf ‚Gustels Ruh‘ gesessen haben…“. So eine Bank mit wunderbarem Ausblick habe früher eine deutlich größere Bedeutung gehabt, meint der frühere Ortsvorsteher. Die Bürger suchten sich in der Nähe ihres Wohnorts solch eine Stelle zur Erholung. Doch mit dem Auto vor der Tür verloren solche Orte in unmittelbarerer Nähe an Bedeutung, sagt der Uissigheimer. Er selbst hat auch in jüngerer Vergangenheit gern auf der Bank gesessen, meist wenn er mit seiner Frau Theresia wandern war. Für ihn ist es wichtig, die Erinnerung an die Geschichte wach zu halten damit „Gustels Ruh“ als Kulturgut erhalten bleibt.

Musikverein und Gesangverein sorgen für Unterhaltung

Dazu leistet auch die kleine Feierstunde am Sonntag, 28.September ihren Beitrag. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums spielt um 13 Uhr der Musikverein Uissigheim und der Männergesangverein tritt auf. Der monatliche Ausschank auf dem Stahlberg findet wie üblich bereits ab 11 Uhr durch die Vereinsgemeinschaft statt.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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