Külsheim. Sie war da, erzählte und faszinierte alle: Eva Hosemann ist seit vielen Jahren eine prägende Kraft in der deutschen Theaterlandschaft. Mit ihrem unermüdlichen Engagement, mit innovativen Inszenierungen und mit einem Gespür für Kultur schafft sie es, Tradition und Moderne auf einzigartige Weise zu verbinden. Unter ihrer Leitung begeistern die Burgfestspiele in Jagsthausen jedes Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland. Mit humorvollen Anekdoten, eigenen Lebenserfahrungen und reichlich Hintergrund-Informationen weckte sie am Freitagabend bei ihren Zuhörerinnen und Zuhörern im Külsheimer Schloss vielseitiges Interesse und gespannte Vorfreude auf die im März startenden Veranstaltungen des Spielplans 2025. Gleichzeitig bewies die sympathische Intendantin bei diesem Kamingespräch der Wirtschaftsjunioren Main-Tauber Fachwissen, Kompetenz und Herzblut zugleich für „die Bretter, die Welt bedeuten“.
„Was reizt Sie an ihrem Engagement in Jagsthausen besonders?“, wurde Eva Hosemann gefragt. Für sie sei Freiluft eine völlig neue Erfahrung gewesen, erzählte sie: „Ich habe in Stuttgart eher eine experimentelle Autoren-Theaterbühne geleitet. Das war ganz etwas anderes. Ein anderes Medium, ein anderes Genre. Und das in Jagsthausen hat mich total gereizt. Es macht mir nach wie vor ungeheuren Spaß, mit diesem Originalschauplatz umzugehen, mit der Geschichte, und was ganz toll ist, wie dieser Ort mitzieht, wie die Menschen, die hier leben, von den Festspielen durchdrungen sind. Das ist was ganz Besonderes.“
Das freute auch Wirtschaftsjunior Jonas Marker, der anschließend kurzweilig den zweistündigen Abend moderierte und die meisten Fragen an den Gast aus Jagsthausen stellte. Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann ging zuvor auf die Geschichte der Brunnenstadt ein. Götz von Berlichingen, der alljährliche Held der Burgfestspiele, habe nicht nur in Jagsthausen und in der Umgebung vor einem halben Jahrtausend agiert, sondern auch in der Brunnenstadt in seinem Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit eine besondere Rolle gespielt. 1525 weilte der berühmte deutsche Ritter „mit der eisernen Hand“ mit seinem Protest-Heer des Neckartal-Odenwälder Haufens auch in der Stadt Külsheim. Vor allem in seiner Funktion als Anführer galt er später als Vorbild der gleichnamigen Hauptfigur in Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel „Götz von Berlichingen“.
Ulrich Boelke vom Freundeskreis der Burgfestspiele Jagsthausen betonte, dass Geschichte durch kulturelle Veranstaltungen wieder lebendig werden könne, nachhaltig in Erinnerung bleibe und so gewinnbringende Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden können. Das Theater sei viel mehr als nur eine Versammlungsstätte, sondern auch ein Ort für Emotionen, eine Stätte, wo Sprache, Musik, Inszenierung, Rollenspiel und der Umgang mit Unerwartetem verknüpft werden. Vor allem die Burgfestspiele sorgten auf hohem Niveau für spannende und unterhaltsame Highlights im Alltag und seien wichtige Farbtupfer in Leben.
Seit 75 Jahren seien die Freilichtspiele in Jagsthausen ein herausragendes kulturelles Ereignis in der Region Heilbronn-Franken und zugleich eine der traditionsreichsten Freilichtbühnen in Deutschland. Das Engagement der Akteure lohne sich auch für die Menschen in der Region. Seit 1987 würden mehr als 450 Privatpersonen und Unternehmen im Verein der Festspielfreunde eine finanzielle Unterstützung leisten.Gemeinsam konnte der Freundeskreis rund 3,6 Millionen Euro den dortigen Burgfestspielen zukommen lassen: für Bühnenbild, Technikausstattung, Schauspieler sowie Laien und immer wieder mal, um etwas Besonderes zu wagen und zu fördern.
Reichhaltig ist der künftige Spielplan. Für Jung und Alt sei zwischen dem 1. März und dem 24. August sicherlich etwas bei, berichtete Susanne Heck, Geschäftsführerin der Freunde der Burgfestspiele Jagsthausen. Auf dem Programm stehen traditionell das Schauspiel „Götz von Berlichingen“, dann „Dancing Queen“- Konzertabende mit den Hits von ABBA, „Jesus Christ Superstar“ (Tim Rice/Andrew Lloyd Webber/Timothy Roller), das Dreikonstellations-Bühnenstück, „Kunst“ im Burggraben sowie insbesondere für Kinder verschiedenen Live-Programm-Aufführungen („Der Sonnenkönig“, Reineke Fuchs“, „Die drei???“ und die bisher sehr erfolgreichen Schultheatertage.
Spannende Inszenierungen sind also seit Herbst in Vorbereitung. Ab dem 1. März wird Jagsthausen für fünf Monate wieder zum „Mekka“ für Kultur- und Konzertfans. Das Doppeljubiläum lädt dazu mit vielseitigen Veranstaltungen und Gesprächen zwischen Bühne und Burggraben ein.
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