Uissigheim. Heftig rüttelte der Wind an Folien und Haaren. Das Zelt, dass bis zum Abend zuvor noch stand, hatte er in Teile zerlegt. Doch das brachte der Stimmung bei den zahlreichen Gästen keinen Abbruch. Sie hatten es sich neben einer der beiden großen Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Windschatten von ein paar Containern gemütlich gemacht.
Man sei froh, endlich den Baustart mit dem offiziellen Spatenstich verkünden zu können, sagte Frank Arnold. Der Tauberbischofsheimer Landwirt hat gemeinsam mit seinem Sohn Jonas und den Uisigheimern Simon und Rainer Stemmler dieses Projekt initiiert, entwickelt und darin investiert. „Wir wollen Photovoltaik-Strom dort produzieren, wo sich Landwirtschaft nicht rentiert, also auf den schlechtesten Äckern. Und - wir kennen uns hier aus“, sagte Arnold über die Beweggründe, das Projekt selbst in die Hand zu nehmen. Denn in der Vergangenheit habe man negative Erfahrungen mit Verpächtern und Scouts gemacht, die gute Böden für solche Anlagen nutzen wollten. Der Landwirt sieht in der Errichtung einer PV-Anlage deutliche Vorteile, da im Vergleich zu anderen Stromerzeugern weder Lärm noch Geruch oder Verkehr anfalle.
Angeschaut habe man sich rund um Uissigheim mehrere Flächen und entschied sich dann für die beiden Areale am Rindenberg und Hardgraben. „So viel Zuspruch wie hier haben wir nirgends erlebt“, betonte Arnold die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dessen Vertretern, wie frühere und jetzige Ortsvorsteher. Aber Arnold sprach auch von diversen Hürden, die jedoch dank Unterstützung von Beratern, wie Tauberbischofsheims früherem Bürgermeister Wolfgang Vockel und Mitarbeitern im Külsheimer Rathaus überwunden werden konnten.
Der Solarpark Uissigheim
- Der Solarpark Uissigheim besteht aus den zwei Teilflächen , dem „Rindenberg“ (rund 21,7 Hektar) und dem Areal „Hardgraben“ (rund 15 Hektar).
- Montiert werden insgesamt 69.000 Module. Dazu kommen rund 240 Wechselrichter und ein Umspannwerk .
- Der Baustart erfolgte am 18. August. Der erste Strom soll voraussichtlich in zehn Monaten fließen.
- Der erzeugte Strom wird nicht durch die EEG-Umlage gefördert, sondern kann frei auf dem Markt verkauft werden.
- Die Anlage wird laut Frank Arnold 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefern. Dies könnte laut Peter Vest rund 18.000 Haushalte - also etwa ein Drittel des Main-Tauber-Kreises - mit Strom versorgen.
- Um diese Menge an Energie zu erzeugen, wären zehn Standardbiogasanlagen nötig, die etwa 70.000 Mais pro Jahr benötigen würden. Für den Maisanbau bräuchte man 1.500 Hektar Ackerfläche, das entspricht der zweifachen Größe von Uissigheims Gemarkung.
Peter Vest ist der Geschäftsführer des Investors und Projektführers Parq Energy, ein erst drei Jahre altes Unternehmen mit Sitz in Hamburg. Vest spricht von einem „tatsächlich rundem Projekt“, das durch seine Ost-Westausrichtung an einem Südhang energiewirtschaftlich sehr interessant sei. Durch eine gleichmäßigere Stromerzeugung ohne extremen Peak (kurzzeitige Spitzenleistung) könne man den erzeugten Strom besser vermarkten. „Wir werden uns auch damit befassen, dass wir tatsächlich Strom in die Region liefern können“.
Als Abnehmer nannte Vest sowohl mittelständische Betriebe als auch private Haushalte. Dazu soll eigens ein Energieversorgungsunternehmen vor Ort gegründet werden. Er verwies darauf, dass immer größere Rechenzentren, E-Mobilität und Künstliche Intelligenz in Zukunft deutlich mehr Strom verbrauchen werden. „Das bedeutet, man macht mit einer Investition in erneuerbare Energien keinen Fehler“, so Vest. „Selten haben wir ein Projekt erlebt, dass so problemlos durchläuft“, lobte auch Parq-Energy-Projektleiter Yannic Schüttke die reibungslose Zusammenarbeit mit Verwaltung und Gemeinderat.
Vorteile für die Umwelt
Für Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann ist die Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen eine echte Chance im ländlichen Raum, und dies nicht nur in finanzieller Hinsicht wegen der Steuereinnahmen. „Wir sehen vor allem auch die Vorteile für die Umwelt und das Gelingen der Energiewende.“ Beispielhaft nannte er die Freiflächen-PV-Anlage nahe Steinbach (Gickelfeld) - mit 68 Hektar eine der größten Anlagen in Baden-Württemberg. Die Entwicklung der Natur ist in seinen Augen ein weiterer wichtiger Faktor.
So würden durch zusätzliche Anpflanzung von Büschen aus reiner Ackerfläche grüne Inseln werden. Dies ziehe aktuell im Gickelfeld die Zunahme von Bodenbrüten nach sich. Als kleinen positiven Nebeneffekt erwähnte Schreglmann, dass momentan auf der Höhe Richtung Uissigheim nicht mehr so schnell gefahren wird, weil der Bau der Anlage alle interessiert.
Die Gäste, darunter viele Familienmitglieder der Investoren, Berater, Firmenangehörige, Ortschafts- und Gemeinderäte konnten sich dann direkt im Feld ein Bild von den Bauarbeiten machen und zahlreiche Fragen an die Mitarbeiter der ausführenden Firma Soventix stellen. „Der Spatenstich ist eigentlich die Freude darüber, wenn die Theorie der Praxis weicht“, sagte Arnold bevor die Beteiligten zum Spaten griffen.
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