Külsheim. Ein närrisches Spektakel war am Dienstag der Rathaussturm in Külsheim. Die anstürmenden Fastnachterinnen und Fastnachter sowie die das Schloss verteidigenden Linien beharkten sich zunächst wortreich, ehe es zu einer löblichen Übereinkunft im Sinne der Narretei kam.
Die Haufen mit Narren aller Külsheimer Stadtteile hatten sich am „Schmutzigen Donnerstag“ fern des Sitzes der Stadtverwaltung verbündet in der Absicht, das Rathaus „doo owe“ mit der dort residierenden Verwaltung zu stürmen. Sie zogen mit Ulli Adelmann als Wortführerin gemeinsam gen Rathaus, um dort die Herrschaft zu übernehmen.
Die rebellische – und vor allem lautstarke – Vereinigung holte sich unterwegs Verstärkung aus der Schülerschaft der Pater-Alois-Grimm-Schule. Vor Ort allerdings warteten die verteidigenden Reihen in mittelalterlicher Gewandung und mit Bürgermeister Thomas Schreglmann an der Spitze.
Die beiden Anführer der Haufen zogen mit spitzer Zunge kräftig vom Leder. Vonseiten der Rebellen hieß es: „Endlich ist es wieder soweit und wir sind bereit, zu stürmen diesen Bau mit viel Helau und ,Äiwi voul’. Wir Brunnenputzer sind bereit zu regieren. Viele sind heute hier, zu stürzen den Schulz und seine Verwaltung.“
Mit dem Pranger gedroht
Der Bürgermeister seinerseits zeigte sich zuerst nur mäßig beeindruckt: „Vor Euch habe ich keine Angst, dass ihr mir nehmt die Macht. Ich habe hier das Sagen und lass’ es mir auch nicht verzagen, euch Pöbelvolk den Zugang zur Burg zu untersagen. Und wem aus seinem losen Maul ein unrecht Wort entfleucht, bis Aschermittwoch am Pranger verweilt.“
Das Sprachrohr der aufrührerischen Massen konterte mit „Angst machen in den fröhlichen närrischen Tagen, darauf lassen wir uns gar nicht ein. Wie wir sehen, konntet ihr alles wohl nicht mehr ertragen und es hat euch ins Mittelalter zurück verschlagen. Wir denken nun, es ist an der Zeit, dass ihr das Tor zur Burg aufmacht ganz weit.“
Der Schultheiß ließ vernehmen: „Bevor noch mehr kommt auf den Tisch, was in der Verwaltung so geschehen ist, machen wir es lieber auf das Tor und laden ein zu Fanta, Bier und Wein. Vivat, Vivat.“ Die Wortführerin der Narren befand, „habt ihr gehört, was er gesagt, er lässt uns in die Burg hinein. Ohne Donner, ohne Rauch, ja, so geht es scheinbar auch.“
Und flugs wandelte sich das Bild: Jene, die sich noch kurz zuvor mit flammenden Reden überzogen und ordentlich geschmäht hatten, gingen nun friedlich nebeneinander im Rittersaal des Rathauses einher und erfreuten sich einer friedvoll freudigen Fastnacht.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/kuelsheim_artikel,-kuelsheim-narren-stuermten-das-kuelsheimer-rathaus-_arid,2051916.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/kuelsheim.html