Eiersheim. „Ich habe hier schon ein paar Mal gesessen. Es ist einfach ein toller Platz, von dem man eine schöne Aussicht hat. Und bequem ist die Bank auch. Und erst die Skulptur“: Die Eiersheimer Gemeinderätin Elke Koch kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Neben ihr steht Sonja Hamann vom Nabu Külsheim. „Ich finde den Kontrast zwischen der Salome, die mit ihrer Smartwatch, Jeans und Turnschuhen absolute Jugend ausstrahlt, und dem Platz, an dem sie steht, nämlich auf dem Friedhof, der für den Tod steht, perfekt“, sagt sie.
Die beiden Frauen sind nur zwei von vielen, die sich am Samstagnachmittag auf dem Eiersheimer Friedhof eingefunden hatten, um der Übergabe des Geschenks an die Stadt Külsheim von Brigitte und Thomas Häfner beizuwohnen. Bei der Spende handelt es sich um eine hochwertige Bank. Doch es ist keine normale Sitzgelegenheit. Denn an ihrem rechten Ende sitzt „Salome“ – eine der Nichten von Brigitte und Thomas Hörner in Lebensgröße – aus Bronze.
Lebensecht, friedlich, hoffnungsvoll und zuversichtlich
Wer die junge Frau betrachtet, versteht sofort, warum nicht nur die vielen anwesenden Eiersheimer von dieser Plastik so begeistert sind: Die junge Frau wirkt lebensecht, friedlich, hoffnungsvoll und zuversichtlich. Und das liegt nicht nur an ihrem weichen, zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck, sondern ein wenig auch an dem auf ihrem Finger sitzenden Schmetterling. „Dieser Schmetterling ist für mich ein wunderbares Zeichen der Metamorphose, der Verwandlung von einer Puppe in ein schönes Insekt. Das passt doch hierher“, sagt Pater Joachim Seraphin und weist in die Runde. „So schön wie diese Salome ist, bleiben wir nicht ein Leben lang“, gibt er in seiner Predigt zu bedenken und fordert auf, den Frieden im persönlichen Umkreis bewusster zu erleben.
„Salome steht für die Friedensreiche, die Friedliche, das Glück. Und der Schmetterling auf ihrem Handrücken symbolisiert Hoffnung, ein Leben nach dem Tod, Verwandlung und Neuanfang“, erklärt Brigitte Hörner.
Gemeinsam mit ihrem Mann wollte sie mit dieser sehr besonderen Bank eine Bereicherung und eine Aufwertung des Ortes schaffen. Doch warum ausgerechnet an dieser Stelle? Auch das erklärt die Eiersheimerin: „In Eiersheim ist der Friedhof ein wichtiger und beliebter Treffpunkt für Hobbygärtner, Trostsuchende, und Menschen, die Unterhaltung suchen.“ Auch neuester Klatsch und Tratsch wird an diesem viel frequentierten Platz ausgetauscht.
Entstanden ist die Idee für diese Bank mit Plastik vor mehr als zwei Jahren. „Gesehen und verliebt – so fing alles an, und zwar in Tauberbischofsheim am Schlossplatz“, erzählt Brigitte Hörner. Dem Ehepaar hatten es die filigranen Bronzefiguren der Brunnenanlage angetan. Sie wurden von Leo Wirth, einem Bildhauer und Künstler aus Laudenbach geschaffen. „Diese Spende war so eine Sache, die wir unbedingt realisieren wollten“, erklärt Brigitte Hörner. „Und wir wollten mit der Spende ein Zeichen setzen“, setzt ihr Mann fort. Er erinnert an die momentane, kriegerische Situation in der Welt. „Man wünscht sich doch Frieden und Zufriedenheit“, fügt er an und erklärt damit die Idee, die hinter der Figur der Salome steckt.
Künstler Leo Wirth setzte Brigitte und Thomas Hörners Idee um
Natürlich gab es zahlreiche Treffen mit dem Künstler, bis der endgültige Entwurf stand. Als Model dienten die beiden jungen Nichten der Familie Hörner, die nun durchaus sichtbar verewigt sind. In einem enorm aufwendigen Prozess mit Wachsmodell und Negativ aus Silikonkautschuk und wieder Wachsfigur entstanden zwei Formschalen, in welche die dann sechs Millimeter dicke Bronze gegossen wurde. In Süßen, eine Stadt im Landkreis Göppingen, hauchten die Mitarbeitenden der Kunstgießerei Strassacker der 130 Kilogramm schweren Plastik dann Leben ein.
Sichtbar angetan von „Salome“ ist auch Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann. Er spricht von einem Ruheort, „der sich wahrlich sehen lassen kann“. Die Investition im größeren fünfstelligen Bereich ist die größte Einzelspende, die Külsheim jemals bekommen habe, führt er aus. „Deshalb möchte ich für dieses großzügige Geschenk wirklich danken. Das ist echt der Hammer!“, sagt er. Doch bescheiden, wie Birgit und Thomas Hörner sind, winken beide nur ab, während Gustav Endres und Andreas Schreck ein stimmungsvolles Trompetensolo spielen.
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