Neue Strecke in Külsheim - Zwei Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 56 Kilometern und insgesamt 1300 Höhenmetern sind für Anfänger und Profis geeignet

In Külsheim: Lange ersehntes Eldorado für Mountainbiker

Da schlagen Mountainbiker-Herzen höher: Die Stadt, Vertreter des örtlichen Radsportvereins, des FC Hundheim/Steinbach, der Schule und weitere engagierte Bürger sind aktuell dabei, rund um Külsheim zwei Strecken für die Radsportler einzurichten.

Von 
Susanne Marinelli
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Fleißige Helfer legen sich beim Bau der neuen Külsheimer Mountainbike-Strecke mächtig ins Zeug. © Markus Ullrich

Külsheim. Zu einer kleinen Hochburg der Radfahrer und Mountainbiker hat sich die Stadt Külsheim in den vergangenen Jahren entwickelt. So genießen beispielsweise das „Zwölf-Stunden-Rennen“ oder das „Weißwurstrennen“ in der Sportlerszene einen ausgezeichneten Ruf. Und auch der Bikepark in Hundheim ist ein Anziehungspunkt für Anfänger bis Profis.

Nun soll noch eine Strecke speziell für Mountainbiker ausgewiesen werden, damit sie ihrem Hobby in der Natur frönen können, ohne dabei mit Belangen des Naturschutzes, der Jäger oder Spaziergänger in Konflikt zu geraten. „Das wird ein Mehrwert für die Bevölkerung und ein tolles Projekt, das auch unser touristisches Angebot bereichert“, ist Bürgermeister Thomas Schreglmann überzeugt.

Lange gehegter Wunsch

Schon seit Jahren gebe es in der Stadt den Wunsch, eine spezielle Strecke für Mountainbiker zu schaffen, betont der Rathaus-Chef, der nach eigenen Worten „gerne Fahrrad und auch gerne durch den Wald fährt“. Das bestätigen auch die beiden Mountainbiker Joachim Krumrey vom Radsportverein 1896 Vorwärts Külsheim und Markus Ullrich vom FC Hundheim/Steinbach. Hinzu komme das steigende Interesse an solch einem Freizeitangebot für alle Altersgruppen auch bei fahrradbegeisterten Touristen. „Die Leute gehen gerne raus in die Natur, und das nicht erst seit Corona“, ist der Rathaus-Chef überzeugt.

Gleichzeitig stehe Mountainbiken bei der örtlichen Pater-Alois-Grimm-Schule (PAGS) im Sportunterricht und bei den „Themen-Interessen-Projekten“ (TIP) auf dem Stundenplan. Dazu wurde die Schule mit 27 Mountainbikes ausgestattet. Ein Ziel sei, so Schreglmann, Krumrey und Ullrich im Gespräch mit den FN, „den Nachwuchs für das Radfahren und die heimische Natur zu begeistern“.

Im vergangenen Jahr rückte das Projekt Mountainbike-Strecke wieder stärker in den Fokus. Eine Arbeitsgruppe, der neben dem Bürgermeister, Krumrey und Ullrich auch Ralf Fiederling von der PAGS, Stadtrat und Mountainbiker Stefan Thum sowie der Uissigheimer Dr. Thomas Stemmler angehören, erarbeiteten ein Konzept, wo im Bereich Külsheim und vor allem wie eine solche angelegt werden könnte.

Allen war klar, dass es nicht einfach sein werde, die Interessen von Mountainbikern, Touristikern, Wanderern, der Forstverwaltung, Landwirtschaft, des Naturschutzes, der Jäger und Grundbesitzer auf einen Nenner zu bringen. Da aber Mountainbiking mit oder ohne ausgewiesene Strecke stattfinde, sah jeder die Notwendigkeit der „Besucherlenkung und Kanalisierung“. Denn die Radsportler sollen künftig dort unterwegs sein, wo es erlaubt ist – und das Gelände für sie passt. Somit wählten die ehrenamtlichen Planer für ihre Arbeit das Leitwort: „Angebote statt Verbote“.

Die neue Külsheimer Mountainbike-Strecke mit den Abschnitten „KUE1“ und „KUE2“

Die neue Külsheimer Mountainbike-Strecke ist nach den aktuellen Planungen 56 Kilometer lang, wobei von den Fahrern 1300 Höhenmeter zu bewältigen sind. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Eröffnung der Mountainbike-Strecke im späten Frühjahr 2022 erfolgen.

Die Rundstrecke ist so angelegt, dass die Mountainbiker – jeweils angepasst an ihr Können und ihre Kondition – einzelne Abschnitte befahren können.

Die Initiatoren wollen den Fahrern mittels einer landschaftlich und fahrtechnisch abwechslungsreichen Streckenführung einen besonderen „Erlebniswert“ bieten.

Die Planer haben den Rundkurs in zwei Teilstrecken unterteilt.

Der Abschnitt „KUE1“ rund um Külsheim ist 30 Kilometer lang (700 Höhenmeter) und als einfache Touren- und Erlebnisstrecke konzipiert. „Eine sportliche Familie kann hier gut fahren“, erklärt Joachim Krumrey. Eingeplant sind Abkürzungen und Rastmöglichkeiten – unter anderem an Sehenswürdigkeiten oder „mit einer Ultra-Aussicht auf die Landschaft“, so Krumrey. Als Ausgangspunkte bieten sich das Külsheimer Schloss oder das Sportgelände des FC Hundheim/Steinbach an, wo jeweils Parkplätze zur Verfügung stehen.

Für sportliche Mountainbiker gedacht ist die fahrtechnisch herausfordernde Teilstrecke „KUE2“ mit einer Länge von 25 Kilometern und 600 Höhenmetern sowie natürlichen Hindernissen wie etwa großen Steinen, Gräben oder Baumstümpfen. „Wir wollen den natürlichen Geländeverlauf nutzten“, betont Bürgermeister Thomas Schreglmann. Start- und Ziel ist am Bikepark auf dem Gelände des FC Hundheim/Steinbach.

Grundeigentümer und somit verantwortlicher Betreiber der Mountainbike-Strecke ist die Stadt Külsheim. Diese schließt einen Betreuungsvertrag mit dem Külsheimer Radsportverein und der Radsport-Abteilung des FC Hundheim/Steinbach. Diese werden sich künftig um die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Strecke kümmern. su

Unter diesem Motto fanden zahlreiche Gespräche statt. Dabei seien „alle Seiten aufeinander zugegangen“, so Markus Ullrich. Weiter betont er: „Wir wollen hier eine Angebots- und keine Verbotskultur. Wir wollen nicht, dass sich Biker und Jäger, Förster oder Wanderer spinnefeind sind, sondern dass es ein Miteinander gibt.“ In einem guten Dialog mit den Vertretern von Forst und Jagd habe man gemeinsam die künftig für die Strecke geltenden Regeln aufgestellt.

Rücksicht

So seien beispielsweise bei der Festlegung des Streckenverlaufs von vorne herein Naturschutzgebiete und Bereiche mit Biotopen und Wildruhezonen ausgespart worden, erklärt Joachim Krumrey. Wo immer möglich, werden bestehende Pfade und Wege genutzt beziehungsweise solche in der Nähe einer vorhandenen Straße angelegt.

Vorgesehen ist außerdem das Aufstellen von Hinweisschildern mit der Aufforderung zur gegenseitigen Rücksichtnahme. Und es gilt ein Nutzungsverbot bei Nacht. An alle, die mit dem Auto an die Strecke kommen, appellieren die Verantwortlichen, nicht „wild“ zu parken, sondern die ausgewiesenen Stellflächen zu nutzen.

Damit das neue Freizeitangebot auch rechtlich auf sicheren Füßen steht, orientierten sich die Macher am Mountainbike-Handbuch Naturpark Südschwarzwald, ein Leitfaden zur Entwicklung von Mountainbike-Strecken und -Trails (unbefestigte, naturbelassene Pfade und schmale, meist unter zwei Meter breite Wege, die nicht mit Maschinen befahrbar sind). Mit der Erteilung der in Baden-Württemberg nach dem Landeswaldgesetz nötigen Genehmigung zur Ausweisung von Trails als Mountainbike-Strecke rechnet Schreglmann in der nächsten Woche: „Da gibt es gar nichts zu diskutieren.“

Voller Elan haben die Beteiligten bereits mit den Streckenarbeiten begonnen. Von der Sache begeisterte Vereinsmitglieder, Mountainbiker, und Mitglieder der „PAGS-Familie“ griffen dazu zu Schaufel, Hacke, Rechen und Eimer. Auch in den nächsten Monaten ist noch viel zu tun, „wobei wir der Stadt so wenig so wenig Arbeit wie möglich machen wollen“, betont Krumrey.

„Das Projekt könnte die Stadt nicht alleine realisieren. Das geht nur mit der Hilfe der Ehrenamtlichen“, spricht der Bürgermeister diesen ein großes Lob für deren Engagement aus. Der Bau der neuen Mountainbike-Strecke kostet „vor allem Blut, Schweiß und Tränen“, bringt es Markus Ullrich humorvoll auf den Punkt. Die Stadt muss somit „nur“ die Beschilderung finanzieren, freut sich Schreglmann. Und dafür werden wohl rund 2000 Euro fällig.

Redaktion Redakteurin bei den FN

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