Külsheim. Nach 36 Jahren schließt Dr. Franz Meier am Freitag nach der Sprechstunde um 13 Uhr zum letzten Mal die Tür seiner eigenen Praxis in Külsheim. Ab dem neuen Jahr wird der 72-jährige Allgemeinmediziner dann als angestellter Arzt in der Praxis „Hausärzte Külsheim“ seines Kollegen Dr. Volker Dietz weiter praktizieren. „Ich habe mir nie eine Altersgrenze gesetzt“, bekennt Dr. Franz Meier im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten.
1988 eröffnete Meier seine Praxis im ehemaligen Postgebäude. 2001 erfolgte dann der Umzug in den heutigen Standort in der Hauptstraße. „Die Motivation für meine Arbeit war immer der Mensch und das Miteinander. Im Prinzip ist eine Praxis wie eine große Familie: Wir haben zusammen gelacht, geweint, und ich habe auch das eine oder andere Stoßgebet zum Himmel geschickt“, blickt Meier zurück.
Als Artzt für alle da
Als Arzt vor Ort hat Meier im Laufe der Zeit vier Familiengenerationen und ihre Geschichten kennengelernt, wobei der Einzugsbereich seiner Praxis in den vergangenen Jahren stetig wuchs. „Dadurch, dass viele andere Praxen weggebrochen sind, habe ich Patienten zum Beispiel auch aus Wertheim und Hardheim“, sagt Meier.
Einen Aufnahmestopp wie in anderen Praxen habe es bei ihm nie gegeben. „Mir ging es dabei immer um die Versorgung der Patienten, nicht ums Pekuniäre“, sagt Meier. Ohne die Unterstützung und das Verständnis seiner Familie und besonders seiner Frau, die ihm immer den Rücken frei hielt, sei das so nicht möglich gewesen.
Von der Selbstständigkeit ins Angestelltenverhältnis
Damit jene Verlässlichkeit für seine Patienten weiter gewährleistet ist, wechselt Meier nun von der Selbstständigkeit in das Angestelltenverhältnis. „Ein bisschen Kopfkino hat man da nach 36 Jahren schon“, sagt Meier und schmunzelt. „Aber der Kollege Dietz weiß, dass ich in meinem Stil weiterarbeite.“ Überhaupt sei es angenehm zu wissen, dass man nicht allein in einer Praxis sei. Aus diesem Grund arbeitete Meier zehn Jahre lang gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Goldann zusammen. Eine andere Sache wird Meier als Angestellter nicht vermissen: die Bürokratie. Um diese kümmern sich nun andere, und Meier kann sich voll auf seine Patienten konzentrieren. Für diese ändert sich bis auf die Adresse ihres Arztes und ein paar Formalitäten nichts. „Ich werde für meine Patienten weiter der Ansprechpartner sein“, betont der Mediziner. Meiers neuer Chef, Dr. Volker Dietz, freut sich bereits auf die direkte Zusammenarbeit. Dass man miteinander harmoniere, habe sich vor allem bei den Vorbereitungen für das Projekt „Hausärzte Külsheim“ gezeigt. „Gute Nachrichten sind in unserer Branche selten. Viele Praxen schließen ohne Nachfolger. Durch Dr. Meiers Bereitschaft, nach der Schließung seiner eigenen Praxis in meiner weiterzuarbeiten, geht es für seine Patienten nahtlos weiter“, sagt Dietz, der für seinen Kollegen nur lobende Worte hat. Meier sei in Külsheim eine Institution, so Sietz. Am 2. Januar praktiziert Dr. Franz Meier dann erstmals in den Räumlichkeiten in der Prinz-Eugen-Straße.
Gedanken darüber, wann er den Arztkittel ganz an den Nagel hängt, macht sich Meier übrigens noch lange nicht: „Wenn meine Patienten mich fragen, wie lange ich es noch machen werde, antworte ich gerne mit einer Gegenfrage: Seh’ ich so alt aus?“.
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